WeCaRe – Projekt für eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Regionen Mitteldeutschlands – Jena

Das WIR!-Bündnis

Das Bündnis WeCaRe engagiert sich in Gesundheits- und Informationswirtschaft in Mitteldeutschland, um einen ganzheitlichen Lösungsansatz zu entwickeln, der darauf abstellt, in strukturschwachen Regionen liegende Potenziale zu aktivieren, um regionale Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte im Gesundheitssektor zu stimulieren und auf diese Weise zu einer nachhaltigen Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung beizutragen.

Die Ziele

Oberstes Ziel des Projekts WeCaRe ist ein gesteigerter individueller Patientennutzen durch die Sicherstellung bzw. Verbesserung der wohnortnahen Versorgung unterschiedlich mobiler Patienten in strukturschwachen Regionen. Dieses Projektziel soll durch die gezielte Aktivierung in der Region liegender Potenziale erreicht werden. Zur Erreichung dieses Ziels wird sich das Projekt in seiner ersten Phase zunächst auf die Diagnose, die Therapie und die Nachsorge in der Behandlung von Krebserkrankungen ausrichten und in diesem Zusammenhang relevante wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Lösungsansätze entwickeln und umsetzen. Für eine vorrangige Ausrichtung auf das Thema Krebs spricht sowohl, dass immer mehr Patienten mit einem Krebsleiden eine lebenslange, hochspezialisierte Betreuung benötigen, die auch in ländlichen Regionen zu gewährleisten ist, als auch die Tatsache, dass sich Krebspatienten nach der Diagnose oftmals mit der Herausforderung konfrontiert sehen, vergleichsweise plötzlich verschiedene Anlaufstellen mehrfach in kurzen zeitlichen Abständen aufsuchen zu müssen, was insbesondere weniger mobile Einwohner in strukturschwachen Regionen vor große Herausforderungen stellt. Mit dem Fokus auf Krebs wird zwar gewissermaßen eine extreme Fallstudie gewählt, deren genaue Kenntnis es aber gestattet, solche Lösungsansätze zu identifizieren, die prinzipiell – wenn auch möglicherweise in deutlich abgemilderter Form – auch für die Behandlung anderer Krankheitsbilder von Relevanz sind. Es ist vor diesem Hintergrund nur konsequent, dass es in einer zweiten Projektphase darum gehen wird, die gewonnen Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlungsqualität weiterer chronischer Erkrankungen (beispielsweise Demenz) einerseits sowie in anderen strukturschwachen Regionen andererseits zu nutzen (doppelter Transfercharakter). Ergänzt wird das beschriebene Oberziel von WeCaRe um das Erreichen folgender drei Unterziele:

• Unterziel 1: Gesteigerte Expertise der Akteure aus dem Gesundheitssektor sowie entlang der im Projekt betrachteten regionalen Wertschöpfungsketten in der Projektregion im Hinblick auf den Einsatz, Nutzen und die Grenzen telemedizinischer Lösungen.

• Unterziel 2: Gesteigerte Akzeptanz für digitale Lösungen im Gesundheitssektor und darüber hinaus aufseiten der Bevölkerung in der Projektregion.

• Unterziel 3: Etablierte Kommunikationskanäle zu relevanten Akteuren im Gesundheitssektor über die Grenzen der Untersuchungsregion hinaus, um mittelfristig eine Ausweitung und Standardisierung der entwickelten Lösungen für den mitteldeutschen Raum zu ermöglichen.

Die Region

Im Fokus des Projekts stehen die strukturschwachen Regionen in Mittel- und Ostthüringen. Die WeCaRe-Region vereint die vier Landkreise Kreis Weimarer Land, Saale-Holzland-Kreis, Kreis Saalfeld-Rudolstadt und den Saale-Orla-Kreis und die beiden kreisfreien Städte Weimar und Jena. Die WeCaRe-Region umfasst eine Fläche von 4.005 km². Im Jahr 2018 lebten in dieser Region 528.719 Einwohner, woraus sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 132,0 Einwohner/km² ergibt. Besonders strukturschwache Regionen sind die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt (106.356 Einwohner) sowie der benachbarte, ebenfalls durch erhebliche Strukturschwächen geprägte Saale-Orla-Kreis (80.868 Einwohner). Bei Letzterem handelt es sich gemäß BBSR-Klassifikation um einen dünnbesiedelten ländlichen Kreis, bei dem Kreis Saalfeld-Rudolstadt indes um einen Kreis mit Verdichtungsansätzen. Seit der deutschen Wiedervereinigung sehen sich die beiden thüringischen Landkreise mit einem anhaltenden demographischen Wandel konfrontiert, der sich sowohl in (abnehmenden) Abwanderungen (2010: -1.102 Einwohner; 2018: -79 Einwohner) als auch in der Überalterung der Bevölkerung äußert: Allein im Zeitraum 1998 bis 2018 verloren der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und der Saale-Orla-Kreis knapp 50.000 Einwohner, was mehr als 20 % der Gesamtbevölkerung (1998) entspricht; das Durchschnittsalter (2017) der Bevölkerung liegt heute mit jeweils über 47 Jahren klar über dem der bundesdeutschen Bevölkerung insgesamt (44 Jahre). Der strukturelle Wandel der Bevölkerung, der u. a. massive Herausforderungen in der (Nah-)Versorgung und so eben im Bereich der Gesundheit und Pflege. Das Projekt sieht vor, die Aktivierung der in diesen beiden Landkreisen vorhandenen Entwicklungspotenziale durch Impulse aus den angrenzenden Landkreisen und Städten (Weimar/Weimarer Land und Jena/Saale-Holzland-Kreis) zu unterstützen, weswegen auch diese Teilräume zur Projektregion gezählt werden sollen.

Die Partner

In der Konzeptphase werden die Antragsteller vom Universitätsklinikum Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Netzwerk von Partnern, ausgerichtet an der Zielstellung, aufbauen und den Strukturwandel aktiv gestalten. Interesse an einer Zusammenarbeit haben bereits bekundet oder sollen noch angefragt werden: AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e. V., Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, Kreis Saalfeld-Rudolstadt, Kreis Weimarer Land, Medways e. V., Optonet e. V., Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland e.V., Regionalmanagement für die RAG Weimarer Land – Mittelthüringen e.V.,  Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orla-Kreis Stadt Jena, Stadt Weimar, Stadtwerke Jena Netze GmbH, Techniker Krankenkasse Thüringen, Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum, Thüringische Krebsgesellschaft e. V., Waldkliniken Eisenberg GmbH, Zentralklinik Bad Berka GmbH

Kontakt

Universitätsklinikum Jena
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius
Am Klinikum 1
07747 Jena
Tel.: +49 3641 9329301
E-Mail: orlando.guntinas[at]med.uni-jena.de

Prof. Dr. Sebastian Henn
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Professur für Wirtschaftsgeografie
Löbdergraben 32
07743 Jena
Tel.: 03641-948830
E-Mail: sebastian.henn[at]uni-jena.de