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Die Digitalisierung unseres Lebens begegnet uns jeden Tag. Oft stehen dabei der Arbeitsplatz oder die Wohnung im Fokus. Jetzt haben sich Experten einen äußerst sensiblen Ort für die digitale Technik vorgeknöpft: das Krankenhaus. Finden wir das gut?
Krankenhaus 4.0! Dieses Thema brauchte nicht einfach einen Veranstaltungsort. Es brauchte das Auditorium Maximum. Schließlich wollte der Macher und Mitinitiator des Innovationsforums Mittelstand, Raimund Mildner von der UniTransferKlinik Lübeck, weit über den Tellerrand hinausschauen. Nicht nur etwa die digitale Vernetzung der Medizintechnik in der Klinik allgemein stand im Fokus, sondern der Operationssaal mit seiner technischen Ausstattung und den dafür erforderlichen Abläufen musste betrachtet werden. Das gesamte Klinikum mit seiner Architektur, der Infrastruktur für Datenübertragung aber auch für Strom, Wärme, Wasser und seinen Wegen für das Personal und die Patienten kam auf den Prüfstand. Der große Hörsaal der Universität zu Lübeck erwies sich als genau der richtige Ort für rund 300 Ärzte, IT-Techniker, Medizingerätehersteller, Verwaltungsdirektoren, Architekten, Wirtschaftsförderer und für alle, die Lust und Neugier hatten am Streit über die digitale Revolution oder Evolution in den Kliniken.
Das Krankenhaus als Gesundheitsproduktion?
Thomas Neumuth vom Zentrum für Innovationskompetenz „ICCAS“ in Leipzig wollte diese etwas rhetorische Frage nicht mit einem eindeutigen Ja beantworten. Vielmehr plädierte er für eine schrittweise Digitalisierung zum Beispiel des OPs, so wie es der menschlichen Lust auf Neues entspricht: „Revolution hört sich immer gewaltig und groß an. Ich plädiere für Evolution. Wenn sich das Neue bewährt, kommt der nächste Schritt!“
Sein leidenschaftliches Plädoyer für den Nutzen der digitalen Vorteile war dennoch beeindruckend: „Wenn wir es in den kommenden Jahren schaffen, die schon heute hoch automatisierten Geräte auch untereinander so intelligent zu verbinden, dass der Patient zum genau richtigen Zeitpunkt in den OP kommt, seine Daten für den Operateur auf einem Monitor ablesbar sind und der OP so optimal eingerichtet ist, dass die benötigten Geräte und Werkzeuge an genau der richtigen Stelle stehen, die Beleuchtung passt und Verlauf sowie Ergebnis der OP digital dokumentiert werden – dann sind wir wichtige Schritte zum Ziel ‚Krankenhaus 4.0‘ gegangen.“
Gesundheit wie Autos herstellen?
„Momentan ist Deutschland kein Treiber in der Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft“, so brachte es Sven Meister vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST Dortmund auf den Punkt. Die Niederlande und Dänemark seien entscheidend weiter. In Dänemark werden heute fast 100 Prozent der Kommunikation innerhalb der Kliniken sowie zwischen Klinik und Hausarzt und den Patienten digital realisiert und dokumentiert. Dadurch erst sei eine optimale Organisation des Patientenaufenthaltes in der Klinik möglich. Keiner möchte ja länger bleiben, als notwendig. Die gerade in Deutschland oft passioniert geführte Debatte um die Datensicherheit für die Patienten, hat in Dänemark zu einer neuen Kultur geführt: „Dort bedeutet Digitalisierung inzwischen Diskretisierung.“ Gegenüber den bis heute üblichen ausgedruckten Patientenakten, die durch viele Hände gehen, stelle die digitale Verschlüsselung eine neue Qualität für die Datensicherheit her.
Gute Beispiele in Deutschland?
Ja – die gibt es. Selbstbewusst stellte Jens Scholz, Vorstandschef des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein UKSH schon zum Start des Innovationsforums fest: „ Am UKSH stellen wir uns dem Wandel und setzen bereits in einigen Bereichen auf die Digitalisierung, zum Beispiel mit dem OP-Roboter ‚Da Vinci‘ oder der Plattform ‚med.netz.nord‘. Auch mit dem Neubau des Klinikums der Zukunft in Lübeck stellen wir uns den neuen Herausforderungen: Wir rücken die einzelnen Disziplinen noch enger zusammen, kürzere Wege, kürzere Wartezeiten, kürzere Aufenthaltsdauer. Das digitale Krankenhaus in Planung, Bau, Technik und Betrieb ist bei uns bereits in der Umsetzung.“