Analysesystem erkennt und charakterisiert Tumorzellen
Frühe Diagnose und optimale Therapie tragen entscheidend zur Heilung von Krebserkrankungen bei. Ein Senftenberger Forschungsbündnis entwickelt ein Analysesystem, das auf Basis digitaler Fluoreszenz arbeitet und Bilddaten vollautomatisch auswertet.
Im Kampf gegen Krebs ist "PRAEMED.BIO" ganz vorn dabei. Der Name des Forschungsbündnisses ist auch sein Programm: „Präzisionsmedizin durch biomarkerbasierte Diagnostik“. Der Wachstumskern ist in der Region Senftenberg angesiedelt. Sein Kernziel: Mittels Licht bestimmter Wellenlängen werden Tumorzellen von Karzinomen im Kopf-, Hals- und Darmbereich zum Leuchten gebracht. Dabei wird jedes fluoreszierende Molekül in den zu untersuchenden Proben als eine Lichtquelle digital erfasst, gemessen, analysiert und ausgewertet. So werden tumorspezifische Biomarker vollautomatisch identifiziert und treffend charakterisiert.
Auf der Basis solcher patientenspezifischen Werte könnte künftig die individuell angepasste Diagnostik zu optimalen Therapieerfolgen führen. Diese Innovation wird vom Bundesforschungsministerium gefördert, zumal die Kooperationen innerhalb des Bündnisses aus Wirtschaft und Wissenschaft den Strukturwandel in der Lausitz aktiv vorantreibt – weg von der Braunkohle, hin zur Gesundheitsregion.
Demonstrator einsatzbereit
Der Demonstrator des vollautomatischen Analysesystems PRAEMED.BIO-Scan steht jetzt, nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung, einsatzbereit im bündniseigenen Applikationslabor. Das hat im Innovationszentrum der Stadt Senftenberg in unmittelbarer Nähe zur Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg BTU seinen Standort. Bündnissprecher Dirk Roggenbuck, der mit seinen Unternehmen Medipan GmbH und GA Generic Assays GmbH medizinische Diagnostikprodukte entwickelt und zugleich als Honorarprofessor an der BTU lehrt, wertet den Prototyp PRAEMED.BIO-Scan als bedeutenden Schritt auf dem Weg zur personalisierten Medizin. Mit ihm gemeinsam koordiniert Peter Schierack, Professor für Multiparameterdiagnostik am BTU-Standort Senftenberg, das PRAEMED.BIO-Konsortium. Das besteht aus 13 Firmen und Forschungseinrichtungen, die in der Lausitz und angrenzenden Regionen angesiedelt sind. Weit über die regionalen Grenzen hinaus macht PRAEMED.BIO mittlerweile auf sich aufmerksam. So werten beide Bündnissprecher das englischsprachige Symposium, das im Spätherbst stattfand – coronabedingt online – als großen Erfolg. Internationale Experten aus Medizin, Bioinformatik und Krebsforschung tauschten sich über das vollautomatische Analysesystems aus.
Evaluierung von Testsystemen
„Vor allem profitieren wir von den Meinungen derjenigen, die in der Praxis mit unseren Entwicklungen arbeiten sollen“, sagt Dirk Roggenbuck und meint etwa die Labore von Krankenhäusern mit sogenannten Tumorboards. In diesen Expertenrunden prüfen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen den medizinischen Befund und entscheiden über die Therapie. Peter Schierack und sein Wissenschaftler-Kollege Stefan Rödiger pflegen darum enge Kontakte zu den klinischen Anwendern, etwa zum Uniklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, zur Medizinischen Hochschule in Brandenburg oder zum Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus, um deren Anforderungen und Bedürfnisse genau kennenzulernen. Stefan Rödiger erwähnt die Forschungssoftware, die explizit entwickelt wurde, um die Analyse der Bilddaten mittels Künstlicher Intelligenz zu beschleunigen.
Noch ein Jahr BMBF-geförderte Forschung hat das Konsortium vor sich. In der verbleibenden Zeit sollen Grundvarianten von Testsystemen für das PRAEMED.BIO-Scan evaluiert werden. Hierzu zählt auch die Eignungsprüfung verschiedener Biomarker. Am Ende steht die klinische Erprobung des Gesamtsystems.