Blockchain! Das neue Internet?

Das WorldWideWeb ist wahrlich kein Neuland. Seit mehr als 30 Jahren revolutioniert es die weltweite Kommunikation. In Hamburg trafen sich jetzt Visionäre, digitale Handwerker sowie Menschen wie du und ich, um an einem neuen Internetkapitel mitzuschreiben.

Besser kann man es wohl kaum sagen : „Wenn ein Sturm kommt, bauen viele hohe Schutzwälle, andere neue Windmühlen.“ Gebannt schauen die über 100 Teilnehmer des Innovationsforums auf William Mougayar, der auf Einladung der veranstaltenden Chainstep GmbH den zweiten Forumstag eröffnet. Die Worte des Mannes aus Toronto haben Gewicht und Ausstrahlung. Er ist weltweit als Unternehmer, Investor und Autor unterwegs mit einer klaren Botschaft: Blockchain wird das Internet revolutionieren.

Was ist Blockchain?

Die Blockchain wird vor allem mit der Anwendung BITCOIN in Verbindung gebracht. Die Software für die Kryptowährung brachte Satoshi Nakamoto 2009 in Umlauf. Damit startete ein Konzept, mit dem ein Datenbankmanagementsystem dezentral geführt werden kann und dennoch ein Konsens über die Korrektheit der Datenbank erzielt wird, auch wenn viele Teilnehmer daran beteiligt sind. Die Datenbank wird chronologisch linear erweitert, vergleichbar einer Kette, der am unteren Ende ständig neue Elemente hinzugefügt werden, daher der Begriff ("Blockchain" = "Blockkette"). Welche Anwendungen im System zum Zuge kommen, ist für die Blockchain unerheblich. Es können Werte einer Währung und Grundbücher, Kunstgegenstände oder Verträge sein.

Datensätze und Verknüpfungen grafisch dargestellt
Die dezentrale Datenbank hält eine wachsende Liste von Transaktionsdatensätzen vor. Wie eine "Blockkette" wird sie erweitert. © monsitj/iStockphoto

Blockchain mit Hafenblick

Mit den großen Visionen von Mougayar kann auch Joachim Kreye etwas anfangen. Er ist gespannt nach Hamburg gekommen. Allein schon der Konferenzort, die einem Schiff nachempfundenen Docklands, istdie Reise wert. Auch wenn der graue Nieselregen den eigentlich grandiosen Blick auf den Hamburger Hafen mit einem dunstigen Schleier verdeckt, trifft man in den Räumen der Nordakademie überall auf erwartungsvoll freundliche Gesichter.

Teilnehmer notieren ihre Ideen
Erste Ideen werden diskutiert und notiert. Stimmt die Richtung? © PRpetuum GmbH

Umso naheliegender ist es, dass William Mougayar mit seinem coolen Charme ins Schwarze der Community trifft, wenn er selbstbewusst formuliert, dass wohl in den nächsten 20 Jahren Blockchain das heutige Internet der Intermediäre, wie zum Beispiel Google oder Facebook, ablösen werde. Fast hat man den Eindruck, als sehe er das WWW auf dem Weg zurück zu seinen dezentralen Wurzeln, aber mit neuester digitaler Technik. Grandios schnell, sicher, einfach, effizient und kostengünstig wird es „Peer2Peer“-Computer direkt miteinander verbinden. Das werde die Alternative zu den heute etablierten Client-Server-Modellen.

Blockchain für den Alltag

Joachim Kreye arbeitet in der Energiebranche. Seinen Arbeitsalltag prägen sehr irdische Probleme mit Stromzählerständen und Abrechnungen im Konfliktfeld zwischen Stromerzeuger, Netzbetreiber, Stromlieferant und den Kunden. Er setzt seine Hoffnung auf das Datenbankmanagementsystem der Blockchain-Technologie. Vorausgesetzt, alle Strommessstellen sind digitalisiert und mit modernsten Sensoren ausgestattet, könnten alle oben genannten Akteure in einem Blockchain-Konsortium online in Echtzeit auf die Messdaten zugreifen und abrechnen. Heute übliche Clearingverfahren, die bis zu einem Jahr dauern können, wären endlich Geschichte, blickt Joachim Kreye in die Zukunft.

Blockchain-Workshops begeistern

Mit fast kindlichem Eifer arbeiten die Teilnehmer des Innovationsforums in den Workshops an beiden Forumstagen. Schließlich hat sie der Meister aus Toronto aufgefordert, jetzt neue Anwendungen für Blockchain zu entdecken und marktreif zu entwickeln. Nur dann werde diese Erfolgsgeschichte weitergehen. Das lassen sie sich nicht zweimal sagen. Die Männer und Frauen aus den Branchen IT, Logistik, Finanzen und Energie verbringen sage und schreibe über acht Stunden mit Recherche, Ideen, Diskussionen und ersten Entwürfen für neue Anwendungen.

Joachim Kreyer erklärt einem Teilnehmer seine Blockchain-Idee
Auf dem Marktplatz müssen sich die Ideen von Joachim Kreye bewähren. © PRpetuum GmbH

Zum Finale wird nicht etwa alles säuberlich in die digitale Ablage befördert, sondern es beginnt auf dem „Marktplatz“ ein Präsentationsmarathon aller Arbeitsgruppen. Um es auch richtig spannend zu machen, bewerten alle Teilnehmer und eine Fachjury die vorgestellten Anwendungsideen mit der Vergabe von „Bitcoins“ – als Kunststoffwährung. Schließlich gewinnt eine neue  Blockchain für Mikroversicherungen für Elementarschäden in Schwellenländern sowie eine neue Anwendung für die effiziente Auslastung von Güterwaggons.

Joachim Kreye fährt begeistert und mit 20 „Bitcoins“ nach Hause. Auch wenn er damit nicht zu den Siegern gehörte, fühlt er sich als Gewinner. Er wird an seiner Idee „Strom messen Live!“ weiterarbeiten.