Damit der Putz nicht bröckelt

Für ihre Analysen mischen sie Kunststoff in den Zement und mauern Versuchswände in die Bauhaus-Universität. Auf diese Weise haben die Forscher der Weimarer InnoProfile-Transfer-Initiative „nuBau-Transfer“ das Profil ihrer Fakultät entscheidend geprägt.

Die Verbindung von Kunst und Handwerk stand hinter der Gründung des Bauhauses im Jahre 1919. Diese Vision ist heute an der Bauhaus-Universität Realität. Denn während an der Fakultät Architektur und Urbanistik neue Bauten ersonnen werden, sorgen die Wissenschaftler aus dem Bereich Bauingenieurwesen dafür, dass diese möglichst lange stehen. Beim Workshop der InnoProfile-Transfer-Initiative nuBau-Transfer wurden hierzu aktuelle Materialien und Methoden vorgestellt.

Diese Sichtbetonfläche haben die Weimarer Forscher mit ihrem polymermodifizierten Beton instandgesetzt. (Foto: Bauhaus-Universität Weimar, Tom Lehmphul)
Diese Sichtbetonfläche haben die Weimarer Forscher mit ihrem polymermodifizierten Beton instandgesetzt. © Bauhaus-Universität Weimar, Tom Lehmphul

An praktischen Herausforderungen mangelt es Gruppenleiter Alexander Gypser und seinem Team vorerst nicht. Schließlich bauen die Menschen seit Jahrhunderten – mit unterschiedlichsten Werkstoffen und nach dem jeweils vorherrschenden Stand der Technik. Die InnoProfile-Transfer-Initiative nuBau-Transfer sieht sich daher stets neuen Herausforderungen in ihrem Betätigungsfeld gegenüber.
 

Wissenschaft und Handwerk

Mal ist es der Putz, der aus unerklärlichen Gründen nach kurzer Zeit von einer Wand bröckelt. Dann ist es die Betonoptik eines älteren Gebäudes, deren Reproduzierbarkeit den Bauherren vor Probleme stellt. Nicht zuletzt sind es aber Bauwerke, deren statische Eigenschaften durch Materialmängel bereits beeinträchtigt sind. Dieser und anderer Aufgaben hat sich die Forschungsgruppe in den letzten Monaten angenommen.

nuBau-Transfer forscht unter anderem an unterschiedlichen Holzergänzungsmassen. (Foto: Bauhaus-Universität Weimar, Torben Wiegand)
nuBau-Transfer forscht unter anderem an unterschiedlichen Holzergänzungsmassen. © Bauhaus-Universität Weimar, Torben Wiegand

Dem rissigen Putz kam die Gruppe mit wissenschaftlich-handwerklichen Methoden auf die Spur. Da die Bedingungen auf Baustellen zu wechselhaft sind, um Rückschlüsse auf Material- oder Verarbeitungsfehler zuzulassen, wurde die Baustellensituation kurzerhand am Institut nachgestellt. Gypser und sein Team mauerten zwei Wände, ließen diese professionell verputzen und maßen unter anderem das Verformungsverhalten im abgedeckten und offenen Zustand. Die Ergebnisse zeigten, dass Wände, die nicht von Beginn an gleichmäßig trocknen, später zu stärkerer Rissbildung neigen – für den Bauunternehmer ein wertvoller Hinweis bei künftigen Vorhaben.
 

Polymer-Zement für mehr Haftung

Mit dem Sichtbeton aus Weimar lässt sich die Holzstruktur sehr genau abbilden. (Foto: Bauhaus-Universität Weimar, Tom Lehmphul)
Mit dem Sichtbeton aus Weimar lässt sich die Holzstruktur sehr genau abbilden. © Bauhaus-Universität Weimar, Tom Lehmphul

Konkretes konnte das nuBau-Transfer-Team auch bei der Entwicklung von Beton-Arten für Spezialanwendungen vorweisen. So wurden ab 1920 etwa beim Bau von Wasserbauwerken Werkstoffe verwendet, die viel Sulfat enthielten. Diese Sulfathüttenzemente vertragen sich nicht mit anderen Zementen, was im Sanierungsfall dazu führt, dass der aufgebrachte Werkstoff wieder abbröckelt – eine neuerliche Sanierung wird nötig. Die Weimarer Forscher haben es geschafft, den Zement mit einem passenden Polymer zu kombinieren und so eine deutlich verbesserte Haftfestigkeit zu erzielen.

Einen tieferen Einblick in ihre Arbeit wollen die Wissenschaftler dann Anfang Dezember vermitteln, wenn nach längerer Pause die dritte Ausgabe der Tagung „Nutzerorientierte Bausanierung“ ansteht. Die Wiederaufnahme der Reihe ist auch praktischer Ausdruck dessen, was Andrea Osburg, die Prorektorin für Forschung und Kunst, zu Beginn des Workshops sagte: „Das nuBau-Transfer-Projekt prägt das Profil der Fakultät entscheidend.“

 

Weitere Informationen zur InnoProfile-Transfer-Initiative nuBau-Transfer