Das „Handwerk 4.0“ sucht Nachwuchs für morgen
Um besten Nachwuchs für die digitale Zeit zu gewinnen, versuchen Handwerk und Kreativwirtschaft in Sachsen eine erste Zusammenarbeit.
Im Qualifizierungszentrum Riesa treffen an diesem Tag zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite Meister und Geschäftsführer aus den Reihen der Kreishandwerkerschaft Region Meißen – unter anderem Straßen- und Tiefbauer, Installateure und Tischler, Glasverarbeiter und Metallbauer. Und auf der anderen Seite junge Kreative aus dem sächsischen Reservoir. Gespannte Neugier auf beiden Seiten. Auch zum Beispiel bei Steffen Nowak, der mit seinem mobilen FabLab-Team in der offenen Werkstatt in Leipzig Lasertechnik präsentiert und damit Jugendliche für das Mit- und Selbermachen begeistert.
Mitten ins Herz
Mit Blick auf immer mehr Digitalisierung auch im Handwerk plädiert Cornelia Hartzsch vom gleichnamigen „Glashof“ für das Lustmachen auf Handarbeit: „Unseren Nachwuchs müssen wir spielerisch gewinnen. Mit modernster Technik, unserer ganzen Kompetenz und mitten ins Herz!“ Das träfe genau den Punkt, unterstreicht einer der Initiatoren des Bündnisses, Jens-Torsten Jacob, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Region Meißen. Das Handwerk habe auch heute noch goldenen Boden, weil Handwerker schon immer Innovationskraft beweisen mussten: „Dieser Motor stottert zurzeit etwas, darum muss jetzt mit frischen Ideen nachgetankt werden.“
Cool und clever
Schnell zeigt sich in der Diskussion, dass man nicht bei Null beginnen muss. Mit dem Qualifizierungszentrum in Riesa und seiner guten Ausstattung – zum Beispiel für Gastronomie, Elektrik, Metallbearbeitung oder auch Informationstechnologie – stände Infrastruktur für eine innovative Nachwuchsgewinnung bereit.
Cool und clever könnte ein mobiles FabLab sein, das für einige Tage vor Ort an einer Schule andockt. Siebte und achte Klassen hätten so die Chance, in einer professionell gestylten offenen Werkstatt einfach Handarbeit zu probieren – konventionell oder auch zeitgemäß mit einem 3D-Drucker und moderner Technik. Selbst das Einrichten dieses mobilen Handwerklabors, vielleicht in einem Container, sollte zusammen mit den Schülern geplant und realisiert werden.
Neues Innovationszentrum?
Elektromeister Jürgen Köhler bringt eine weitere Idee ins Spiel: „Wenn wir in einer ersten Stufe mobil auf das Handwerk Appetit machen, brauchen wir danach auf alle Fälle ein stationäres Angebot, wo wir den potentiellen Nachwuchs in erste Vorhaben einbinden. Dieses Innovationszentrum Handwerk wäre dann die zweite Stufe für eine kontinuierliche Projektarbeit.“ Gesagt – getan. Schon Ende August besichtigt das Team aus Handwerkern und Kreativen ein Gebäude in Riesa, das passen könnte. Für das noch zu entwickelnde Projektkonzept des WIR!-Bündnisses kanndas ein entscheidender Baustein werden.