Der Bunsen-Kirchhoff-Preisträger 2014

Ja, er sei schon stolz auf diesen Preis. Mit ihm werde man sichtbarer in der Wissenschaftswelt, sagt Dr. Oliver Reich. Der junge Chemiker vom ZIK innoFSPEC in Potsdam war Anfang April nach München gereist, um dort den Bunsen-Kirchhoff-Preis 2014 für „Analytische Spektroskopie“ entgegenzunehmen.

Aus der ganzen Welt werden die Nominierungen beim Deutschen Arbeitskreis für Analytische Spektroskopie (DAAS) eingereicht. Besonders erwünscht sei der Vorstoß in neue Gebiete, sagt Oliver Reich. Der 40-jährige Chemiker entspricht der Zielgruppe dieses Preises: junge Wissenschaftler mit herausragenden spektroskopischen Leistungen. Reich forscht auf dem Gebiet der Photonendichtewellen (PDW)-Spektroskopie. Und setzt – wenn man es so will – die Forschungen von Bunsen und Kirchhoff fort.

Mit der Auszeichnung nun in direkter Verbindung zu diesen beiden Namen zu stehen, habe für ihn eine ganz besondere Bedeutung, sagt Oliver Reich.

Robert Wilhelm Bunsen studierte die Wirkung der zerlegten Lichtstrahlen auf chemische Reaktionen und auf das Pflanzenwachstum. Gustav Robert Kirchhoff beschrieb in seinem Strahlungsgesetz unter anderem, dass Materie bei Erhitzung eine kontinuierliche Strahlung aussendet, die je nach Temperatur unterschiedlich sichtbar ist. Beide Wissenschaftler veröffentlichten 1860 eine gemeinsame Arbeit zur Anwendung der Spektralanalyse. „Bei ihren Versuchen übrigens hatte der von Bunsen erfundene Brenner eine wichtige Funktion“, erinnert Oliver Reich an eines der heute noch wichtigsten Arbeitsgeräte, das wohl jeder aus dem Chemie-Kabinett kennt.
 

 

Faszination Licht

Wenn der Unterrichtsstoff mit Licht zusammenhing, sei er immer besonderes wissbegierig gewesen, erzählt Oliver Reich und dass das Licht eine besondere Faszination auf ihn ausübt. Die Entscheidung, Physik oder Chemie zu studieren, fiel nur knapp für letzteres Fach aus. Logisch, dass er sich jetzt in seinem Forschungsbereich der physikalischen Chemie so richtig „in seinen Elementen“ fühlt. Die Wirkungsweisen des Lichtes in ganz neuen Bereichen zu entschlüsseln, darauf freue er sich jeden Tag, sagt der Wissenschaftler.

Im Labor sind Mitarbeiter dabei, Proben ihrer Algenzucht zu analysieren. Nach herkömmlichen Methoden könne erst nach dem Trocknen ermittelt werden, wie hoch der tatsächliche Algenanteil darin ist – zu spät, um während des Kultivierungsprozesses Einfluss nehmen zu können, erklärt Oliver Reich.

Er und seine Mitarbeiter haben mit Hilfe der Photonendichtewellen (PDW)-Spektroskopie eine Methode der inline-Messung ohne zeit- und arbeitsaufwändige Probenentnahme entwickelt.

„Bei unserer zeitnahen Prozess-Analyse-Technik zum Messen chemischer oder biotechnologischer Prozesse werden speziell entwickelte optische Fasern eingesetzt. Das hochfrequent modulierte Laserlicht wird dann zur Auswertung direkt in die entsprechende Reaktoren geleitet“, sagt Oliver Reich. Dass diese Methode in der Wissenschaftswelt als bahnbrechend gilt und in der praktischen Anwendung auf das Bestreben der Industrie nach Wirtschaftlichkeit und Ressourceneinsparung eingeht, erklärt letztlich auch den Bunsen-Kirchhoff-Preis – und das Interesse von Unternehmen. Aus München jedenfalls ist Oliver Reich mit einigen Visitenkarten und konkreten Anfragen zurückgekehrt.
 

 

Faszination Seenlandschaft

Da die Preisverleihung eine der Rahmenveranstaltungen zur internationalen Messe „analytica“ in München war, hatte sich im Auditorium, das seinem Vortrag lauschte, auch entsprechend interessiertes Fachpublikum versammelt. „Und meine Familien“, der junge Wissenschaftler freut sich, dass es gerade seine Geburtsstadt ist, in der sein forschendes Schaffen ausgezeichnet wurde. Schul- und Studienjahre allerdings verbrachte er in Erlangen.

Der Chemiker Oliver Reich in Zusammenarbeit mit dem Biologen Michael Sandmann: Algenproben müssen zum Schutz vor Pilzen auf der Sterilbank unter gefilterter Luft genommen werden.
Der Chemiker Oliver Reich in Zusammenarbeit mit dem Biologen Michael Sandmann: Algenproben müssen zum Schutz vor Pilzen auf der Sterilbank unter gefilterter Luft genommen werden.

Erst die Promotion lenkte seinen Weg zur Uni Potsdam, wo das ZIK innoFSPEC – „Innovative faseroptische Spektroskopie und Sensorik“ angesiedelt ist. Hier konnte er u.a. dank der BMBF-Förderung ein kompetentes Team aufbauen, um das Potenzial der PDW-Spektroskopie zu erschließen.

Oliver Reich hat die Kletterfelsen der Fränkischen Schweiz gegen die reizvolle Seenlandschaft im Brandenburgischen eingetauscht und längst auch das Studenten- gegen ein Familienleben mit Frau und zwei Söhnen. Und weil ein wesentlicher Wohlfühlfaktor auch die Arbeit an diesem Ort und mit diesen Kollegen ist, steht für ihn schon fest, wofür er einen Teil seines Preisgeldes verwendet: „Da wird das Sommerfest in diesem Jahr eine ganz besonderes Dankeschön.“


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