Der Hürdenläufer: Kai Großmann und die neun Antikörper

Im Laboralltag in Kliniken und Praxen sind schnelle und spezifische Testsysteme immer mehr gefragt. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen das Verkleinern und parallele Messen im Mittelpunkt der Forschung. Die heute etablierten Methoden der DNA- und Proteinanalytik sind „Realtime-PCR“ bzw. „ELISA“. Diesen Verfahren waren bis vor kurzem noch technologische Hürden für den Einsatz in der Multiparameteranalytik gesetzt, die Nachwuchsforscher der Hochschule Lausitz in Senftenberg nach fünfjähriger wissenschaftlicher Arbeit überwunden haben.

Kai Großmann, der in Senftenberg den Diplomstudiengang Bio-, Chemie und Verfahrenstechnik erfolgreich absolvierte, gehörte von 2007 bis 2010 zu diesen „Hürdenläufern“. Als Doktorand arbeitete er in der Nachwuchsforschergruppe „Molekulare Diagnostik“ unter Leitung von Dr. Peter Schierack an der Hochschule Lausitz. Sein Thema: Entwicklung eines Verfahrens zur serologischen Diagnostik von systemischen Autoimmunerkrankungen.

Zu diesen Krankheiten zählen beispielsweise die Rheumatoide Arthritis in verschiedenen Gelenken und die Polymyositis, bei der Skelettmuskeln entzündlich erkranken. Die Auslöser dieser Krankheiten sind auch heute noch umstritten, scheinen aber wesentlich durch genetische Dispositionen sowie Infektionen zu entstehen.

Neun auf einen Streich

Der Klassiker beim Arzt geht so: Für die Diagnose braucht man ein Blutbild. Einen Pieks in Finger oder Arm und ab mit dem Blut ins Labor. Dort misst man mit einem beträchtlichen Aufwand an Material und Zeit hintereinander die benötigten Werte, die erst nach einigen Tagen für den Arzt da sind.

Die Forschungsergebnisse von Kai Großmann zu neuen Testtechnologien konnten sich sehen lassen: mit dem von ihm und seinem Team neu entwickelten Multiparametertest können bis zu 9 Antikörper gleichzeitig nachgewiesen werden.



Damit erreicht die Diagnosemöglichkeit einer Autoimmunkrankheit eine völlig neue Qualität: „Je früher wir, durch die Antikörper als Marker, eine Autoimmunkrankheit diagnostizieren, desto eher kann die Therapie beginnen.“, beschreibt Kai Großmann diesen Durchbruch.



Rückenwind für kooperative Promotion

Mit dem Rückenwind dieses wissenschaftlichen Erfolgs machte er sich an das Promotionsverfahren, das gleichzeitig von Prof. Dr. Ulrich Sack (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Christian Schröder (Hochschule Lausitz) betreut und begleitet wurde.

Im vergangenen Jahr verteidigte Kai Großmann seine Dissertation an der Medizinischen Fakultät der Uni Leipzig erfolgreich. Er ist jetzt Doktor der Medizinwissenschaften. Seine Dissertation trug den Titel: Entwicklung und Evaluierung eines multiplexfähigen Mikropartikelbasierten Immunoassays zur verbesserten Diagnostik von systemisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen.

Heute arbeitet Dr. Kai Großmann als Forschungs- und Entwicklungsleiter der Multiparameteranalytik bei der Generic Assays GmbH in Dahlewitz.

 

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