Der neue Redaktionskollege

Welcher Redakteur wünscht sich nicht einen intelligenten Computer, der bei der Erstellung von Beiträgen mit- oder sogar vorausdenkt? Neue digitale Kuratierungstechnologien, kurz „DKT“, machen das in Zukunft möglich.

Keine Angst vor künstlicher Intelligenz! Sie wird Redakteuren und anderen Wissensarbeitern das Agieren erleichtern. – So sehen es fünf Berliner Forschungspartner im Ergebnis ihrer Wachstumskern-Potenzial-Initiative „Digitale Kuratierungstechnologien“. Der Begriff „Kuratierung“ ist ebenso neu wie die zukunftsweisenden Technologien zur Recherche, Anreicherung und Analyse, zur Kombination, Zusammenfassung und Internationalisierung von Wissensinhalten.

Kurz DKT heißt das Bündnis, an dessen Ende eine digitale Plattform mit neuen Werkzeugen und Kuratierungs-Services steht. Unter der Koordination von Georg Rehm brachte das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI seine Expertise auf dem Gebiet der Sprach- und Wissenstechnologien ein und entwickelte die Plattform für entsprechende Workflows, derer sich die weiteren vier Verbundpartner bedienen: ART+COM, „Condat“, „3pc Neue Kommunikation“ und die „Kreuzwerker“ haben als Kunden u.a. Fernseh- und Rundfunk-, Zeitungs- und Online-Redaktionen sowie Museen und Bibliotheken.

Maschinen lernen wie Menschen

„Das große Thema ,Machine-Learning‘ ist nicht nur in der Industrie, sondern auch für uns interessant“, sagt Joachim Quantz von ART+COM. Das Unternehmen entwickelt und gestaltet Installationen beispielsweise für interaktive Ausstellungen. Erstmals wendet es Kuratierungstechnologien bei der Entwicklung eines „Wünschespeichers“ an. „Besucher der Ausstellung können einem Computer ihre Wünsche mitteilen, die dann als Bilder für alle sichtbar erscheinen“, sagt Joachim Quantz und erläutert, wie das möglich ist: „Der Maschine wird beigebracht, eine Liste von hunderten vorher eingespeicherten Trainingsdaten abzugleichen und den Wunsch zu visualisieren, der dem eingegebenen am ähnlichsten ist“, erklärt Quantz.

Auch David Wabnitz von den „Kreuzwerkern“ hat das große Thema „Deep Learning“ als künftigen Markt im Visier. Das sind neuere maschinelle Lernverfahren, die auf künstlichen neuronalen Netzen basieren. Das IT-Unternehmen entwickelt unter anderem Systeme für die Redaktionen von Printmedien. „Bausteine der DKT-Kuratierungsplattform könnten wir in größere Lösungen einbinden“, sagt Wabnitz und stellt eine Kooperation mit dem Bündnispartner „Condat“ in Aussicht.

Daten erzählen Geschichten

Condat entwickelt Portale, Mediatheken und Apps für Medien-Anbieter, die ihre Inhalte zielgruppenorientiert über Smart TV, PC und Smartphone verbreiten. Kunden des Unternehmens sind unter anderem große Fernseh- und Rundfunksender. In immer kürzerer Zeit müssen sie ihre Beiträge aus einer wachsenden Flut von Inhalten aus verschiedensten Kanälen produzieren – und sie dann in unterschiedlichem Layout über diverse Kanäle weiter verbreiten. „Die Redaktionen könnten DKT-Werkzeuge in ihre Systeme integrieren und ihre Publikationen damit schneller, in höherer Qualität und preiswerter herstellen“, sagt Rolf Fricke. Kundenbefragungen hätten ergeben, dass großes Interesse an den neuen Kuratierungstechnologien besteht.

„Auch an die Präsentation von Inhalten im Netz und an deren Nutzerfreundlichkeit werden höhere Ansprüche gestellt“, sagt Armin Berger von „3pc Neue Kommunikation“. Die Agentur für digitale Kommunikation hat für eine experimentelle Web-Präsentation des Erich Mendelsohn Archivs mittels DKT-Technologien ein „Semantic Storytelling“ entwickelt. Aus einer gezielten Suche in der Datenbank wird so ein erforschendes Erlebnis. Die Fakten, die sich der Nutzer selbst zusammenstellt, erzählen am Ende eine emotionale Geschichte.

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