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Die Alltagsmaske als Innovationsfeld

Atemmasken schützen – wenn sie richtig sitzen. Und würde sich ihr Tragekomfort verbessern, wäre auch ihre Akzeptanz höher. Beides haben Textilforschende aus Chemnitz im Blick, wenn sie angepasste Masken für verschiedene Gesichtsformen entwickeln.

Atemschutzmasken sind hinderlich beim Atmen und Sprechen, sie lassen die Brille beschlagen, sie rutschen und machen letztlich auch visuell meist nicht den besten Eindruck. Dennoch: Ohne Schutzmaske müssten wir noch weitreichendere Einschränkungen in unserem öffentlichen Leben hinnehmen – und das vermutlich auf lange Sicht. „Uns Textilentwicklern tut sich da ein weites Feld auf, denn jede Alltagsmaske, die bislang auf dem Markt ist, hat neben ihren positiven auch negative Eigenschaften“, sagt Heike Illing-Günther. Sie ist Forschungsleiterin am Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz. Vom STFI aus wird das vom Bundesforschungsministerium geförderte Zwanzig20-Konsortium „futureTEX“ koordiniert. Das Bündnis aus Wissenschaft und Wirtschaft will nun seinen Beitrag leisten, alltagstaugliche Atemschutzmasken soweit zu optimieren, dass sie erhöhten Tragekomfort bieten und somit auch mehr Akzeptanz bei allen Altersgruppen finden.

Strömungskanäle für Atemluft

„Einen ausreichenden Effekt zur Verringerung einer Aerosolinfektion bietet die Maske nur, wenn sie korrekt sitzt und überhaupt erst einmal getragen wird“, sagt Heike Illing-Günther. Ziel ihres Forschungsprojektes sind angepasste Alltagsmasken für verschiedene Gesichtsformen und -größen, insbesondere auch für Kinder. Voraussetzung sei, erzählt die Forschungsleiterin, dass der Grundkörper der Maske optimal zur Gesichtsform passt. Um dies zu erreichen, soll eine Vielzahl von Gesichtern gescannt und daraus mithilfe Künstlicher Intelligenz eine begrenzte Anzahl typischer Formen errechnet werden. Um den Trägerschutz zu optimieren, könnte ein austauschbarer Filter in die Maske eingesetzt werden. Die besondere Herausforderung: Der Filter darf den Atemwiderstand nicht erhöhen und eine Brille nicht stärker beschlagen lassen. Die Entwickler denken an Vliesstoffverbunde und an Strömungskanäle im unteren oder seitlichen Maskenbereich.

Ansicht der alltagstauglichen Maske
Das futureTEX-Konsortium entwickelt eine Alltagsmaske mit hohem Tragekomfort. © STFI

Auswirkungen auf den Organismus

Das Material für die Maske wird gewebt. Das Garn, die Fadendichte und die Porengröße sowie der Schnitt und die Konfektion entscheiden darüber, inwieweit sich der Prozess automatisieren lässt. Denn auch die Herstellungskosten spielen eine entscheidende Rolle. Wer wie das futureTEX-Konsortium an Textilien forscht, insbesondere an innovativen funktionalen Textilien, hat auch immer mögliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus im Blick, wie etwa Entzündungen oder Allergien. „Auf die Alltagsmasken bezogen gibt es noch keine Untersuchungen, welche Auswirkungen die befeuchteten Materialien auf die Schleimhäute unserer Atemwege haben“, sagt Heike Illing-Günther und nennt etwa Waschpulver mit Duftstoffen, Weichspüler, aber auch die antiviralen Beschichtungen, die sich durch feuchte Ausatemluft herauslösen und dann eingeatmet werden könnten. Das Forschungsteam des STFI will hier seine Kompetenzen einbringen und kooperiert dazu mit verschiedenen Textilunternehmen und Wissenschaftlern unter anderem des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover.

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