Die digitale Auferstehung

Virtual Reality ist mittlerweile fast Jedem ein Begriff. Die fiktiven Welten werden immer perfekter. Akteure aus Kultur und Wirtschaft wollen das nutzen, um tausend Jahre altes Kulturgut in Hamburg virtuell erfahrbar zu machen.

Die Idee zu dem Innovationsforum Mittelstand eCULTINNO  hatten Jens Bley und Kay Hartkopf. Beide sind Wissenschaftler und Unternehmer im Kulturbereich. Von der HafenCity Universität Hamburg  aus spannen sie ein Netz, in dem sie Unternehmer der digitalen Wirtschaft  und Museen zusammenführen. „Wir wollen die Menschen heraus aus ihren vier Wänden holen und ihnen Kultur auf spannende Weise nahebringen“, sagt Jens Bley den Besuchern des Innovationsforums in Hamburg.

Raus aus der Realität – hinein ins Virtuelle

Kulturelles  Storytelling nennen die Experten der digitalen Technik diese Form der Kulturvermittlung. „In einigen Museen ist es schon präsent: Ich setze mir eine Datenbrille auf und habe den Eindruck, ich stehe auf dem Grunde des Ozeans und sehe Wale vorbeischwimmen, so im Natural History Museum in Los Angeles“, erzählt Frank Steinicke, Professor für Mensch-Computer-Interaktion an der Universität Hamburg. Mit Datenbrille, Datenhandschuhen und Kopfhörern taucht der Besucher einer kulturellen Stätte in die virtuelle Welt ein. Beim Nutzer wird ein Gefühl von Präsenz erzeugt, ein Gefühl, das ihm vermittelt, die Dinge um ihn herum passieren wirklich.

Langzeitpartner: Archäologisches Museum Hamburg

In einem konkreten Projekt wollen die Hamburger einen Prototypen schaffen, dessen Erfahrungen dann auf andere kulturell bedeutende Orte übertragen werden können. Mit digitaler Technologie soll der historische Ursprung der Hammaburg, die erste Siedlung Hamburgs, am heutigen Domplatz erlebbar gemacht werden. „Zusammen mit der HafenCity Universität beschreiten wir neue Wege des kulturellen Storytellings und testen aus, wie Archäologie und Geschichte digital und smart Besucher und Passanten faszinieren können“, so Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg.

Besucher des Innovationsforums betrachten die fikitive Darstellung der ehemaligen Siedlung Hammaburg
Auf dem Domplatz in Hamburg soll das frühere Leben in Hammaburg vor mehr als 1000 Jahren für Besucher erfahrbar werden. © PRpetuum GmbH

Interaktive Displays, digitale Schaufenster und eine App fürs Smartphone sind einige der Instrumente, die den virtuellen Zugang in die Geschichte der Hammaburg am Domplatz möglich machen sollen. Auf einer Safari mit dem Bus durch Hamburg konnten sich die Teilnehmer des Innovationsforums bereits einen Eindruck verschaffen, wie die virtuelle Stadtführung der Zukunft aussehen könnte. Auch der Domplatz lag auf der Tour.

Hamburg digital

Beim Innovationsforum eCULTINNO geht es aber nicht nur um technische Fragen, sondern auch darum, wie in Zukunft Geschäftsleute und Anwohner in Hamburg mit in die Planung von neuen Projekten einbezogen werden können. Dabei wird untersucht, wie auf die lokalen Verhältnisse zugeschnittene Geschäftsmodelle und Dienstleistungen von Unternehmen aussehen könnten, die mit einem Museum zusammenarbeiten. Eine der Ideen ging mit von dem Unternehmen WESound aus, das sich mit dem akustischen Auftreten von Marken beschäftigt. So könnte ein Kulturort für den Besucher auch über Sounds erfahrbar gemacht werden, wenn die Töne der vergangenen Zeiten neu aufgelegt würden.

Komma,tec zeigt den Besuchern wie digitale Werbung in der Hamburger Speicherstadt funktionieren könnte.
Ein Ausflug in Möglichkeiten der digitalen Werbung bei komma,tec in der Hamburger Speicherstadt. © PRpetuum GmbH

Das Team des CityScienceLab der HafenCity Universität ist entscheidend an der Digitalisierung der Stadt Hamburg beteiligt. So bietet die Metropole Hamburg als Wissenschafts- und Medienstandort und mit ihrer Dichte an Unternehmen der digitalen Wirtschaft gute Voraussetzungen für die Digitalisierung kultureller Inhalte.

“In den nächsten fünf bis zehn Jahren sind wir in der Lage, mit dem Computer graphische Szenen darzustellen, die sich nicht mehr von der Realität unterscheiden lassen“, so Frank Steinickes Blick in die Zukunft . Mehr und mehr wird die physische Welt durch die virtuelle ersetzt. Werden wir irgendwann die Originale nicht mehr brauchen?