Die Energiesanierer

Wie kann in Wohnhäusern, ja selbst in ganzen Siedlungen, der Energieverbrauch gesenkt werden? Wie lässt sich der Kohlendioxidausstoß von Quartieren vermindern und gleichzeitig die Lebensqualität der Bewohner steigern? Lösungen dafür hat die Thüringer WK-Potenzial-Initiative effort in den letzten zwei Jahren gesucht und gefunden.  

Eine der Hauptstraßen des Thüringer Städtchens Wiehe – hier fand das effort-Team viel Potential für energetische Sanierungen. (Foto: WK-P effort)  
Eine der Hauptstraßen des Thüringer Städtchens Wiehe – hier fand das effort-Team viel Potential für energetische Sanierungen.   © WK-P effort

Ein so interdisziplinäres Bündnis unter einen Hut zu bekommen war nicht ganz einfach, wie eines der Projektmitglieder, der Weimarer Architekt Andreas Reich, betonte. Neben Stadtplanern, Ingenieuren und Architekten gehören auch Vertreter des Fachbereichs Energetischer Stadtumbau der Hochschule Nordhausen, Ökologen und Klimaspezialisten zur Arbeitsgruppe. Inzwischen haben sie eine gemeinsame Sprache und vor allem innovative Lösungen finden können. Einige davon präsentierten sie auf ihrem Strategieworkshop, der natürlich in einem energieeffizienten Haus auf dem Gelände der Bauhaus-Universität in Weimar stattfand.


 

Kleine Siedlung mit Modellcharakter

Um Lösungen zu finden, hat das effort-Team vier ausgesuchte Quartiere in Thüringen energetisch unter die Lupe genommen. Eine dieser Modellsiedlungen war das Städtchen Wiehe. Die Arbeitsgruppe schaute sich die Situation vor Ort an, befragte Bewohner und Ämter, nutzte statistische Daten. Neben geologischen und energetischen Aspekten wurden auch soziale und ökologische analysiert. Für ihre Untersuchungen entwickelten die Ingenieure und Architekten ein Bewertungsset und verschiedene Werkzeuge für die Sanierungsplanung. Damit können sie unter anderem die Energiebilanz von Gebäuden, den CO2-Ausstoß oder Mobilitätsfaktoren berechnen. In Wiehe ergab die CO2-Bilanz, dass jeder Bewohner jährlich einen Kohlendioxid-Ausstoß von sechs Tonnen verursacht. Mit einer umfassenden energetischen Gebäudesanierung, einer besseren Anbindung des Ortes an den öffentlichen Personennahverkehr sowie der Entsiegelung und Begrünung von Flächen könnte dieser auf dreieinhalb Tonnen gesenkt werden, so die Fachleute.

Toolbox mit großem Verwertungspotenzial

Neben der Energiebilanz spielen auch die Bedürfnisse der Bewohner eine Rolle. Nachhaltigkeit wird bei effort gleichrangig in den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales bewertet. Denn Sonnenkollektoren auf dem Dach und die Bushaltestelle vor dem Haus genügen nicht, um sich an einem Ort wohl zu fühlen.

Wiehe aus der Luft: Die violette Linie markiert die Strecke, auf der die effort-Mitstreiter unterwegs waren, um Sanierungsmöglichkeiten zu analysieren. (Foto: WK-P effort)  
Wiehe aus der Luft: Die violette Linie markiert die Strecke, auf der die effort-Mitstreiter unterwegs waren, um Sanierungsmöglichkeiten zu analysieren.   © WK-P effort

Der effort-Verbund hat erstmals eine komplexe Planungsmethode für energieeffiziente Quartiere entwickelt, die es so noch nicht gibt. Die umfangreichen Analyse-Werkzeuge könnten künftig in ganz Deutschland und darüber hinaus eingesetzt werden. Die Chancen dafür stehen gut, denn strengere Klimaschutzgesetze, wie das gerade in Thüringen geplante, fordern bessere Energiebilanzen. Deshalb will das effort-Team seine Methoden nun in konkrete Projekte umsetzen. Dafür wurde 2014 die „EnergieWerkStadt“ gegründet. Eine Ingenieurgenossenschaft, die deutschlandweit Kommunen beim energetischen Stadtumbau beraten will.

Weitere Informationen zum WK Potenzial effort finden Sie hier.