Die schnellsten Tests für patientennahe Diagnostik

Der Raum Göttingen in Südniedersachsen ist ein Hotspot für Schnelltestsysteme in der Human- und Veterinärmedizin. Nun wollen die Akteure gemeinsam in einem Kompetenz- und Technologie-Cluster innovative Produkte entwickeln.

Das Kernteam von SniPoCC (v.l.): Dimitrios Theodoridis (nal von minden GmbH), Stephan Sander (Fassisi GmbH), Hainer Wackerbarth (Laser-Laboratorium).
Das Kernteam von SniPoCC (v.l.): Dimitrios Theodoridis (nal von minden GmbH), Stephan Sander (Fassisi GmbH), Hainer Wackerbarth (Laser-Laboratorium). © nal von minden GmbH

„In fünf Tagen liegt das Ergebnis des Labortests vor ...“ Wer von seinem Arzt diese Auskunft bekommt, ist zumeist verwundert: So lange warten auf einen Befund? Passt das noch ins digitale Zeitalter? „Nicht zuletzt fordern auch die Mediziner schnellere Schnelltests“, bestätigt Dimitrios Theodoridis. Er leitet den Göttinger Standort der nal von minden GmbH. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt in-vitro Diagnostik, u.a. Drogenschnelltests und medizinische Schnelltests für die Bereiche Bakteriologie, Kardiologie, Gynäkologie, Infektionskrankheiten, Urologie und Toxikologie. Auf einer Intensivstation beispielsweise müsse man sehr schnell wissen, ob und wann ein verabreichtes Antibiotikum seine Wirkung erreicht. Auch, ob einer Entzündung Bakterien oder Viren zugrunde liegen, müsse für eine gezielte Therapie schnell geklärt werden, sagt Theodoridis. Stephan Sander von der Fassisi GmbH in Göttingen überträgt die Anforderungen an sensitive Schnelltests auch auf die Veterinärmedizin. Sein Unternehmen entwickelt und produziert qualitativ hochwertige Schnelltestsysteme für die Vor-Ort-Diagnostik im Groß- und Kleintierbereich.

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Um international wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir hier in der Region unser Wissen bündeln.

Hainer Wackerbarth (Laser-Laboratorium Göttingen)

Branchenwissen bündeln

„Wir verfügen im Raum Göttingen über historisch gewachsene Kompetenz auf dem Gebiet der Herstellung von Diagnosesystemen“, sagt Hainer Wackerbarth vom Laser-Laboratorium Göttingen, das 1987 gegründet wurde. Seit über 30 Jahren schafft es Synergien zwischen der Universität Göttingen, den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und der regionalen wie überregionalen Wirtschaft hinsichtlich der Entwicklung neuer Lasersysteme zur Anwendung in der Medizintechnik und in den Lebenswissenschaften. „Um international wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir hier in der Region unser Wissen bündeln“, sagt Wackerbarth und spricht vom Point-of-care-Testing, von der patientennahen Labordiagnostik, die direkt auf der Station im Krankenhaus, in der Arztpraxis oder in der Apotheke durchgeführt werden kann.

SniPoCC heißt das regionale Bündnis, im Namen steckt dessen Ziel: ein „Südniedersachsen Point-of-Care-Cluster“. Gerade hat die Konzeptphase dafür begonnen. Sie wird vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Programms RUBIN gefördert. Die nal von minden GmbH, die Fassisi GmbH und das Laser-Laboratorium bilden das Kernteam, das jetzt die ersten Richtungsweiser  auf dem Weg zum Kompetenz- und Technologiecluster für Vor-Ort-Schnellsysteme aufstellt. Die zu entwickelnden Meilensteine dorthin sind neue zukunftsfähige Methoden, Produkte und Marktstrategien.

Nachhaltige Materialien

Als Einsatzgebiete für die Schnelltests der nächsten Generation stehen etwa die Human- und Veterinärmedizin, die Umwelt- und Gefahrstoffanalytik und die Forensik im Fokus. Dabei müssen die Geräte leicht zu handhaben sein und für den Vor-Ort-Einsatz schnell und verlässlich Testergebnisse erfassen, auswerten und dokumentieren. Bei der Entwicklung der modernen Kleingeräte soll auch der Nachhaltigkeitsgedanke bereits mitgedacht werden. So werde schon bei deren Herstellung an den ökologischen Fußabdruck gedacht, betont Bündnis-Koordinator Dimitrios Theodoridis.

Zudem soll das Material für die Gehäuse aus biokompatiblen nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Neben der Beschleunigung der Tests haben die Entwickler auch eine Kosten im Blick. Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden die Produktionsprozesse modernisieren und sie für junge Fachkräfte attraktiv gestalten.

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