Digitale Katastrophenhilfe aus Leipzig

Mobile Krankenhäuser können in Krisenfällen Leben retten. In einem einzigartigen EU-Projekt bringt das Leipziger Innovationszentrum Computerassistierte Chirurgie „ICCAS“ dafür sein Knowhow ein.

Hoher Besuch in Leipzig: Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, Christos Stylianides, informierte sich am ICCAS über die Entwicklung des EU-Projektes „European Modular Field Hospital“. Neun europäische Länder entwickeln in diesem Projekt ein modulares Krankenhaus, das in Katastrophenfällen innerhalb kürzester Zeit an den Ort des Geschehens transportiert und aufgebaut werden kann. Die Universität Leipzig ist die einzige deutsche Hochschule, die an dem umfangreichen Projekt beteiligt ist.

Im digitalen OP-Saal des Leipziger ICCAS
Im digitalen OP-Saal des Leipziger ICCAS legt EU-Kommissar Christos Stylianides (Mitte) selbst Hand an, rechts Thomas Neumuth, links Jürgen Meixensberger, 2.v.l. Erich Schröger (Prorektor Forschung Universität Leipzig). © Swen Reichhold, ICCAS

Ordnung im Chaos

Der stellvertretende ICCAS-Direktor, Thomas Neumuth, leitet das EU-Projekt in Leipzig. Das ICCAS-Team hat eine sogenannte „Humanitarian Health Intelligence Plattform“ für mobile Notfallkrankenhäuser entwickelt. Sie gewährleistet die schnelle informationstechnische Vernetzung und elektronische Patientendokumentation. Damit können die Ressourcen der OP-Säle sowie aller Stationen aufeinander abgestimmt und optimal genutzt werden. "Wir stehen vor der besonderen Herausforderung, den Fluss von Ressourcen und Informationen sicherzustellen und Ordnung in eine ansonsten sehr chaotische Situation zu bringen. Das Chaos außerhalb des Krankenhauses, sei es nach einem Erdbeben oder einem Wirbelsturm, darf nicht in das Krankenhaus hineinkommen", fasst Neumuth zusammen.

Praxistest bestanden

Gemeinsam mit internationalen medizinischen Notfallteams haben die Leipziger ihre Entwicklungen bereits in der Praxis getestet. Bei einer Notfallübung für medizinische Katastrophenschutzmodule wurde ein Erdbeben der Stärke 7,5 in der rumänischen Hauptstadt Bukarest simuliert. Thomas Neumuth und ICCAS-Mitarbeiter Erik Schreiber erfassten, dokumentierten und visualisierten bei der Übung sämtliche Patienteninformationen in digitaler Form – von der Anamnese bis zur Entlassung. EU-Kommissar Stylianides zeigte sich beeindruckt. Mit seinen Gastgebern in Leipzig diskutierte er, wie das Konzept des modularen Krankenhauses in den europäischen Rahmen für Humanitäre Hilfe und Zivilschutz eingebettet werden kann.

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