Ein Abschied mit Chancen
Mitinitiator Michael Baumann verlässt das Dresdner Zentrum für Innovationskompetenz „OncoRay“ Richtung Heidelberg. Die neue OncoRay-Direktorin Mechthild Krause will die Strahlenforschung in der Onkologie noch stärker am Patienten ausrichten.
Zum Schluss kullern dann doch ein paar Tränen – zumindest bei Michael Baumanns Frau. Mit Jazzmusik, Blumen und viel Prominenz aus Wissenschaft und Politik wurde der 54-Jährige in Dresden feierlich verabschiedet. 22 Jahre hat er hier gelebt und gewirkt, nachdem er in Hamburg Medizin studiert und in Radioonkologie promoviert und habilitiert hatte. 1995 kam Baumann an die Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden, wurde dort Professor und gründete 2003 das Universitäts-Krebs-Zentrum. Bereits ein Jahr später war er einer der Initiatoren von OncoRay. Daraus ist inzwischen das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie geworden – mit eigenem Haus und der ersten Protonenstrahltherapie-Anlage im Osten Deutschlands. Seit 2014 werden hier Patienten behandelt.

Die Elbe-Neckar-Achse
Dresden ist neben Heidelberg der zweite Standort des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen. Das OncoRay-Team arbeitet deshalb eng mit den Krebsforschern am Neckar zusammen. Seit November 2016 ist Michael Baumann nun Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Das ist zwar ein großer Verlust für Dresden, wie die Festredner auf dem Abschiedssymposium betonten, aber vielleicht auch ein Gewinn. Schließlich werden durch Baumann die Bande zwischen Dresden und Heidelberg noch enger. Außerdem bleibt er weiterhin Professor an der TU Dresden.

Weibliche Kompetenz
Eine sehr erfahrene Krebsforscherin und Strahlentherapeutin wird die Lücke füllen, die Michael Baumann hinterlässt. Die Dresdner Professorin Mechthild Krause leitet neben dem OncoRay auch das Institut für Radioonkologie am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und sie ist Klinikdirektorin für Strahlentherapie am Uniklinikum Dresden. Die 40-jährige Medizinerin ist also direkt in die Behandlung der Patienten involviert. Deshalb liegt es ihr besonders am Herzen, die Strahlentherapie durch Individualisierung weiter voranzubringen. Beispielsweise mit Hilfe von Biomarkern, mit der die am besten geeignete Therapie für jeden Patienten gefunden werden soll. So wird Dresden auch in Zukunft einer der wichtigsten Krebsforschungsstandorte in Deutschland bleiben.