Emissionsfreie Mobilität in Mittweida

Selbstständig agierende Fahrzeuge, die Buchungen oder die eigene Wartung selbst planen und verwalten – was in vielen Ohren wie Zukunftsmusik klingt, soll in Mittweida Wirklichkeit werden.

Die Hochschule Mittweida forscht mit dem Projekt „Mobility 4All – Mobilität weiterdenken in Mittweida“ an einer zukunftsfähigen, emissionsfreien Mobilität auf Basis der Blockchain-Technologie für den ländlichen Raum.

Schematische Darstellung des Mobility4All Prozesses
Mobilität für alle in Mittweida. Die App dafür soll auf der Blockchain-Technologie basieren. © Hochschule Mittweida

„Der langfristige Fokus liegt auf der automatisierten und bedarfsgerechten Bereitstellung von gemeinsam genutzten elektrischen Fahrzeugen, z. B. Autos, Fahrräder oder Roller, für Privatpersonen und Unternehmen. Insbesondere regionale Unternehmen oder städtische Eigenbetriebe können erstmals Zugang zu Sharing-Diensten erhalten und schrittweise ihre eigene Fahrzeugflotte reduzieren“, so Alexander Knauer, Inhaber der Professur Digital Business und E-Entrepreneurship an der Hochschule Mittweida. Über eine dezentrale Plattform können diese emissionsfreien Fahrzeuge bequem per App ausgeliehen werden. „Für uns als Institut für Energiemanagement an der Hochschule Mittweida ist wichtig, nicht nur neue Technologien zu erforschen, sondern diese gemeinsam mit den zukünftigen Anwendern weiterzuentwickeln. Wir wollen einen Beitrag in der und für die Region zur Energie- und Mobilitätswende leisten“, so Professor Ralf Hartig, Leiter des Instituts.

Die Blockchain-Technologie soll die Akzeptanz und die Kosten solcher Sharing-Dienste verbessern. Eine besondere Rolle nimmt die digitale Identität der Fahrzeuge ein. Alle relevanten Prozesse – von der Registrierung über die Nutzung bis hin zur Wartung – sollen mit Hilfe von Smart Contracts, die in der Blockchain-Technologie verankert sind, automatisch ausgelöst und zuverlässig ausgeführt werden. Das Fahrzeug wird zudem in der Lage sein, aktiv Stillstände zu melden und vorherzusagen.

Dieses Konzept bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Neben der Umweltfreundlichkeit spielt auch die bessere Auslastung von Fahrzeugen eine große Rolle. Sowohl Firmen als auch Privatpersonen profitieren vom Einsatz der Fahrzeuge. Diese könnten von Studierenden an Wochenenden genutzt werden, für Familien als Zweitwagen, für Tagesausflüge, aber auch die Nutzung durch Senioren, die für den Einkauf auf feste Buszeiten angewiesen wären, ist denkbar. Alexander Knauer: „Für eine nachhaltige Etablierung des Konzepts soll im Anschluss an den Förderzeitraum eine Mobilitätsgenossenschaft in Mittweida gegründet werden.“ Für eine zusätzliche regionale Verankerung sollen weitere Unternehmen aus der Region, z. B. Freizeiteinrichtungen, Gastronomie oder Einkaufsmärkte, involviert werden. Die Partner können von einem höheren Kundenpotenzial und die Nutzer von attraktiven Zusatzangeboten profitieren. Als Dankeschön für den Besuch können z.B. Freikilometer gutgeschrieben werden.

Das Projekt „Mobility 4All“ der Blockchain-Schaufensterregion Mittweida befindet sich aktuell in der Genehmigungsphase, im Rahmen des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesforschungsministeriums. Dabei arbeiten die Stadt Mittweida, die Hochschule und die Volksbank Mittweida als Bündnispartner zusammen.