Energie als Ressource

2002 machte sich die Brandenburgische Technische Universität in Cottbus mit dem 1. Leichtbauworkshop einen Namen. Nach zehn Fachtagungen mit hochkarätigen Referenten aus der Bundesrepublik und Europa, umfangreichen Projekten des interdisziplinären Forschungszentrums für Leichtbauwerkstoffe Panta Rhei, einem Graduiertenkolleg DESTRUKT und einer Nachwuchsforschungsgruppe mit dem schönen Titel „InnoStructure“ schlugen die Veranstalter des 11. Workshops einen tatsächlich innovativen Bogen vom Leichtbau zum Megathema Energie.

In Cottbus wird u.a. an der Weiterverarbeitung von strukturierten Blechen geforscht (Bild: InnoStructure/BTU Cottbus).

Auf die Frage, wie man denn bei der Planung für die neue Fachtagung der Leichtbauexperten auf das Thema „Energie als Ressource“ gekommen sei, hatte Professor Vesselin Michailow eine richtig gute Antwort parat: „Ja welches Thema sollte denn sonst infrage kommen, in Zeiten der Energiewende?“, konterte der Lehrstuhlinhaber für Füge- und Schweißtechnik an der BTU.

Selbstverständlich gaben zwei aktuelle Forschungsvorhaben des Panta Rhei-Zentrums auch einen guten Anlass für die beiden Schwerpunkte des Workshops: Ressourceneffizienz in der Produktion und Energiespeicherung mit dem „Power-to-Gas-Prinzip“.

Erstaunlich waren die Fakten, die Professor Matthias Putz vom Chemnitzer Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik vorstellte. Bei einer umfangreichen Untersuchung von Produktionsabläufen in der Autoindustrie stellte sich heraus, dass auch im 21. Jahrhundert in einer hochautomatisierten Herstellung zwischen zehn und 50 Prozent des eingesetzten Materials und der verwendeten Energie in Form von Strom und Wärme vom Karosseriebau bis hin zur Lackierung als Verschnitt bzw. Ausschuss oder Abwärme zu bewerten sind. Allein bei den Umformmaschinen im Karosseriebau schlummere ein Einsparpotenzial von bis zu 5.000 MWh/Jahr in einem einzigen Werk. Hier seien vor allem Innovationen sowohl beim Bau der Produktionsmaschinen als auch bei den eingesetzten Materialien in den Fahrzeugen gefragt.

Die Cottbusser Leichtbauexperten forschen genau an dieser Aufgabe, unterstrich der Vizepräsident der BTU, Professor Dieter Schmeißer: „Durch die Forschungsergebnisse, die unsere Nachwuchsforscherinnen und -forscher im Bereich Design und Struktur von Leichtbauwerkstoffen sowie bei der Weiterverarbeitung von strukturierten Blechen erarbeitet haben, verfügen wir über ein Know-how, dass man erst einmal finden muss.“, gab sich der Innovationschef der BTU selbstbewusst. Daraus müssten nun die Visionen entwickelt werden, aus denen Wissenschaft und Wirtschaft die viel geforderten innovativen Produkte und Verfahren realisieren können.

Im InnoProfil "InnoStructure" werden seit 2008 die Möglichkeiten beim Formen, Fügen und Trennen strukturierter Bleche auf Herz und Nieren geprüft.

Ein gutes Beispiel könnte eines Tages vielleicht die Idee des „Power-to-Gas“-Prinzips sein. Im Kern geht es dabei um das Nutzen des rund 450.000 km langen Gasnetzes in Deutschland mit 47 Kavernen als neuen Energiespeicher: „Da dessen Kapazitäten bei weitem nicht kontinuierlich ausgenutzt sind“, sagt Dr. Hartmut Krause von der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH, „könnte das Einspeisen beispielsweise von Wasserstoff in das Gasnetz eine Zukunft haben.“ Die erforderlichen chemischen Prozesse seien beherrschbar. Und genau hier käme die BTU wieder zum Zuge. Ihre Forschungsergebnisse zeigten deutlich, welche Vorteile strukturierte Metalloberflächen in Sachen Effizienz und Belastbarkeit bieten. Warum also nicht einmal über eine Pipeline nachdenken, die durch strukturierte Oberflächen der Rohre ihre Kapazität und Belastbarkeit signifikant erhöhen kann? Das Wissen in Cottbus ist da, jetzt muss man es nutzen.


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