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Fluss-Strom – „plus“ viele neue Projekte

Das „Plus“ im Wachstumskern „Fluss-Strom Plus“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit den Materialien und Technologien zum Bau ökologischer Mikro-Wasserkraftanlagen erschließen sich die Partner neue Geschäftsfelder zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Flottillenkraftwerk
Prototyp des Flottillenkraftwerks bestehend aus aus vier Mikro-Wasserkraftwerken. © Mario Spiewack / SIBAU Genthin GmbH

Für Radler und Spaziergänger an der Magdeburger Stadtstrecke der Elbe war die Flottille schon ein gewohnter Anblick. Derzeit allerdings liegt sie neben den Ausflugsdampfern der „Weißen Flotte“ im Industriehafen. Dort wartet sie auf das Ende der eisigen Zeit und auf den entsprechenden Wasserpegel für den Start in die Saison. Wobei die Flottille im Gegensatz zum Ausflugsdampfer den großen Vorteil hat, auch auf Flüssen mit Tiefen unter einem halben Meter eingesetzt zu werden.

Die Anlage besteht aus einer Verankerung von vier Mikro-Wasserkraftwerken, die in Kombination ihrer Leistungseinheiten seit Juni 2020 im Testbetrieb läuft. Dieser Prototyp eines Flottillenkraftwerkes ist Ergebnis der Forschungs- und Entwicklungsarbeit des regionalen Wachstumskerns Fluss-Strom Plus, der seit 2016 vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. Das Netzwerk befindet sich auf erfolgreichem Weg zum Marktführer für Produkte zur modernen und umweltverträglichen Energiegewinnung aus Flüssen. Derart schwimmende Kraftwerke zur ökologischen Stromerzeugung seien weltweit die ersten, betont Bündniskoordinator Mario Spiewack.

Endspurt für Forschungs-Flottille

Die vier Mikro-Wasserkraftanlagen sind als Raute angeordnet und arbeiten nach unterschiedlichen Leistungskonzepten im Inselbetrieb. Je nach Fließgeschwindigkeit erzeugen sie pro Stunde zwischen vier und zwölf Kilowatt Strom. Federführend bei Montage und Betriebsüberwachung der Anlage ist das sachsen-anhaltische Stahlbauunternehmen SIBAU aus Genthin. Der Praxistest, sagt SIBAU-Mitarbeiter Stephan Mertens, habe wichtige Erkenntnisse gebracht, unter anderem zur Montage der Verankerungen und deren Beeinflussung durch Treibgut oder zur Belastung der Wasserräder und ihrer Gleitlager. In den kommenden Wochen stehen Reparaturen an den Wasserrädern an, Veränderungen an den Installationen und Optimierungen der Anlagenkonstellation. Im Mai wird die Flottille dann wieder bei Kilometer 329,29 auf der Elbestrecke zu sehen und bis Ende 2021 weiter im Probebetrieb sein. Dann können sich Interessierte auch wieder den Prototyp anschauen. Großes Interesse, betont Bündnisleiter Mario Spiewack, hätten etwa Stadtwerke und Kraftwerkbetreiber signalisiert. Potenzielle Kunden kommen aus Deutschland und der Schweiz, aus Russland, Georgien und Argentinien.

Mikro-Turbine für Handyladegerät

„Das Fluss-Strom Plus-Netzwerk besteht nach dem Auslaufen der BMBF-Förderung in großen Teilen weiter“, verkündet Mario Spiewack. 2019 erhielt der Wachstumskern den Umweltpreis der Landeshauptstadt Magdeburg. Seitdem sorgen innovative Ideen aus dem Bündnis heraus auch weit über die Landes- und Bundesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit.

Mit neuen Erkenntnissen und Kompetenzen ausgestattet erschließen sich die Fluss-Strom Plus-Netzwerkpartner ganz neue Geschäftsfelder. Beispielsweise hat die Hochschule Magdeburg-Stendal mit Partnern in Kenia eine Wasserrad-basierte Anlage zur Feldbewässerung gebaut. Die Inflotec GmbH aus Magdeburg entwickelte ein mobiles und stromunabhängiges Trinkwasseraufbereitungssystem, das mit Wasserkraft und Sonnenenergie betrieben wird.

Zudem wird die Lamellen-Technologie weiterentwickelt etwa für den Einsatz in Windrädern. Gerade wurde vom Bündnispartner GMO Gleitlager aus Osterwieck ein Lamellenwindrad mit anderthalb Metern Durchmesser aus dem 3D-Drucker gefertigt. Der Prototypentest der Kleinwindkraftanlage, die mit neuartigen Generatoren aus dem Bündnis arbeitet, wird in diesem Frühjahr abgeschlossen.

Eine Eigenentwicklung von Fluss-Strom Plus ist ein stromunabhängiges mobiles Handyladegerät, das zu einer Mikro-Solar-Wind-Turbine weiterentwickelt wird. Mit dieser Idee, so Spiewack, wolle das Bündnis beim BESTFORM Award 2021, dem Wettbewerb der Kreativwirtschaft Sachsen-Anhalt, antreten.

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