H2-Akzeptanz basiert auf Wissen
Soll sich die Grüne Wasserstoffwirtschaft erfolgreich etablieren, braucht sie die Akzeptanz der Bevölkerung. Deshalb sollte sie früh am Diskurs beteiligt werden. HYPOS stellt in regelmäßigen H2-Chancendialogen aktuelle Entwicklungsergebnisse vor.
„Um neuen Technologien zu vertrauen, müssen deren Nutzer sie verstehen. Informationen allein reichen da nicht“, sagt Rebecca Winkels. Die Wissenschaftsjournalistin arbeitet für die Initiative „Wissenschaft im Dialog“, die sich für Transparenz in der von Steuern finanzierten Forschung engagiert. Die Wissenschaft, so Winkels, müsse mit ihrer Zielgruppe ins Gespräch kommen, um sie kennenzulernen und um ihr Vertrauen zu gewinnen. Diesbezüglich agiert das mitteldeutsche HYPOS-Netzwerk seit Jahren erfolgreich. Kürzlich hatte es zum mittlerweile 11. HYPOS-Dialog eingeladen. Immer geht es in den Veranstaltungen um die Vermittlung von Informationen und Wissen entlang der H2-Wertschöpfungskette. Seit die Dialoge online angeboten werden, finden sich noch mehr Besucher ein als in den Jahren zuvor. Das verdeutlicht die wachsende Bedeutung dieses digitalen Kommunikations-Kanals auch für HYPOS. Das Konsortium „Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany“ wird im Rahmen des Programms „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ vom Bundesforschungsministerium gefördert. Es legt den Fokus auf „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbarem Strom. HYPOS-Mitglieder entwickeln die komplette Wertschöpfungskette für diesen Energieträger der Zukunft.
Schlüsseltechnologie zur Energiewende
Für die Realisierung von Erneuerbare-Energien-Projekten braucht HYPOS die Akzeptanz der Bevölkerung. Deren positive Einstellung gegenüber dieser Schlüsseltechnologie und eine gute Platzierung der Wasserstoffwirtschaft auf dem Markt hängen wechselseitig zusammen. HYPOS hat darum 2018 das Projekt H2-Chancendialog installiert. Immer werde in den Dialogen transparent und verständlich kommuniziert, welche Vorzüge der Grüne Wasserstoff habe, welche Risiken und nicht zuletzt welche Hoffnungen mit ihm verbunden sind, etwa was dessen Einfluss auf die Energiewende betrifft, sagt Projektleiter Jakob Häußermann vom Center for Responsbile Research and Innovation CeRRI des Fraunhofer Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO.
Der Grüne Wasserstoff habe das Potenzial, den Energiesektor zu revolutionieren, betont auch Silvio Konrad vom TÜV Nord. Dort gehört es mittlerweile zum Tagesgeschäft, die innovativen H2-Technologien sicher und einsatzbereit zu machen – von der Herstellung über Transport und Speicherung bis zur Anwendung in der Mobilität sowie in der Strom- und Energieversorgung. Akzeptanz basiert auch auf Sicherheit.
„Ebenso wäre ein monetäres Anreizsystem ein Akzeptanz-förderndes Instrument“, ergänzt Thomas von der Heide von der Terrawatt Planungsgesellschaft mbH. Er spricht von der finanziellen Beteiligung etwa der Kommunen an der Produktion von grünem Wasserstoff – gerade in der mitteldeutschen Region, die vom Kohleausstieg arg betroffen ist.
Import von Grünem Wasserstoff
Der wirtschaftliche Erfolg von Grünem Wasserstoff hängt am Ende davon ab, wieviel davon verfügbar ist. Den künftig hohen Bedarf kann Deutschland nicht allein aus heimischer Produktion erneuerbaren Stroms decken. Darum reichen die strategischen HYPOS-Kontakte auch in das Land mit den besten Wind- und Solarpotenzialen – nach Chile. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ eruiert dort im Auftrag der Bundesregierung die Bedingungen für den Einkauf von erneuerbarem Strom. Die stünden nicht schlecht, sagt GIZ-Mitarbeiter Florian Kohlhammer. Wie die Bundesrepublik habe auch Chile eine Nationale Grüne Wasserstoff Strategie beschlossen. Über 40 H2-Projekte, die auf eine lokale Nachfrage und auf den Export ausgerichtet sind, seien dort derzeit in der Entwicklung. Beispielsweise bauen Siemens Energy und Porsche in Chile Produktionskapazitäten und Exportstrukturen für Grünen Wasserstoff und dessen Folgeprodukte auf. Deutschland stehe da als Zielmarkt ganz oben.