In Folien steckt Zukunftspotenzial

Kunststofffolien bekommen durch Strukturen auf der Oberfläche neue Eigenschaften und Funktionen. Das WIR!-Bündnis "GRAVOmer" will die innovativen Potenziale von Folien entdecken.

Ziel von GRAVOmer, so der Kurzname für „gravierbare Polymere“, ist die Etablierung einer „Kompetenzregion für mikrostrukturierte Funktionsoberflächen“ in Mitteldeutschland. Denn gerade im Dreiländereck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die fachlichen Kompetenzen insbesondere auf dem weiten Feld der Materialentwicklung, -be- und -verarbeitung zuhause.

Vor allem das Potenzial der Hidden Champions, also der Unternehmen, die in ihrer Region kaum bekannt sind, sich aber auf dem internationalen Markt gut platziert haben, solle genutzt werden, sagt Arend Riegel, Koordinator des Bündnisses, das innerhalb des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.

Der kürzlich gegründete Trägerverein für das GRAVOmer-Netzwerk will langfristige Innovationspartnerschaften initiieren und regionale Wertschöpfungsketten aufbauen. Eine besondere Herausforderung sei, so Arend Riegel, Akteure aus unterschiedlichen Branchen zusammenzubringen, die fachlich noch keine Berührung miteinander hatten. Nicht zuletzt um diesen Prozess voranzutreiben, widmet sich das GRAVOmer-Bündnis technologischen Innovationsthemen und entwickelt Formate für Aus- und Weiterbildungen zu Materialien und Strukturen sowie zu Prozessen der Oberflächenveredelung und -funktionalisierung.

Gegenseitig Kompetenzen zur Verfügung stellen

„Wir sollten dieses Netzwerk intensiv nutzen, um uns besser kennenzulernen, von unseren Bedürfnissen zu erfahren und um uns gegenseitig unsere Kompetenzen zur Verfügung zu stellen“, äußerte sich ein Teilnehmer des GRAVOmer-Workshops. Sicher hatte die Online-Variante den positiven Effekt, dass sich im digitalen Konferenzraum sehr Viele auf kurzem Wege treffen konnten, die an dem Thema „Folie: Funktion und Design“ interessiert sind. Folien spielten eine bedeutende Rolle auf dem sich entwickelnden Markt für funktionale Oberflächen, prognostiziert Bündnismanager Riegel.

beleuchtete Tastatur
Mikrostrukturierte Folien erzeugen eine bessere Haptik sowie Anti-Fingerprint oder schmutzabweisende Eigenschaften auf Bedienelementen.  © Adobe Stock/photoGrapHie

Das Dresdner Unternehmen WOLFRAM Designer und Ingenieure nutzt Folien für die Produktentwicklung und das-design. Sie können etwa zur optischen und haptischen Abgrenzung von Flächen u.a. an technischen Geräten eingesetzt werden oder um das Beschlagen und Vereisen von Oberflächen zu verhindern. Medizintechnik kann durch funktionale Folien auf der Oberfläche mit Barrieren etwa gegen Keime ausgestattet werden.

Das Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen (FILK) in Freiberg betreibt Forschung und Entwicklung unter anderem zur gezielten Mikrostrukturierung und Funktionalisierung von Oberflächen von Folien. Die neuen Eigenschaften beziehen sich etwa auf Haftvermögen, Abrieb und Verschleiß, haptische Wahrnehmung oder optische Eigenschaften. Das FILK stellt seine Labore auch Unternehmen aus dem GRAVOmer-Netzwerk zur Verfügung.

Vernetzung bringt Wettbewerbsvorsprung

„WIR!“ ist für die GRAVOmer-Akteure Name und Programm. Impulse für Innovationen auf dem Gebiet der mikrostrukturierten Funktionsoberflächen werden untereinander ausgetauscht. Zu den Zukunftsideen gehören illuminierende Oberflächen – einsetzbar in Tapeten oder Fassadenelementen.

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, derzeit überwiegend als Verpackungen im Einsatz, können zu smarten Folien für den UV-Schutz weiterentwickelt werden. Oder: Mikrostrukturen können Kunststoffoberflächen mit antiviralen oder antibakteriellen Eigenschaften versehen.

Austausch und Zusammenarbeit, so wurde es von Akteuren kommuniziert, seien ausdrücklich erwünscht. „Nicht in der Abgrenzung voneinander, sondern innerhalb der Vernetzung werden sich unsere Bündnispartner Wettbewerbsvorteile verschaffen“, betont der GRAVOmer-Koordinator.

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