Klimakammer ermöglicht arktisches Klima im Rostocker Wachstumskern POLAR

Es ist minus 50 Grad Celsius kalt, vereiste und mit Raureif überzogene Schiffsrohre stehen in einem rund 30 Quadratmeter großen Raum. Die Klimakammer beim Wachstumskern POLAR – Production, Operation and Living in Arctic Regions – ist in Betrieb. Sie steht im Fraunhofer Anwendungszentrum Großstrukturen in der Produktionstechnik (AGP) in Rostock und simuliert arktische Bedingungen zu Forschungszwecken.

Die Klimakammer ermöglicht den Ingenieuren von POLAR die Untersuchung von Vereisungen und Enteisungen an Oberflächen von Schiffsteilen sowie Montagevorgänge, z.B. Schweißarbeiten, bei extrem niedrigen Temperaturen und einer relativen Luftfeuchtigkeit von zehn bis 90 Prozent. Zusätzlich ist der 2,70 hohe Raum mit Energie-und Medienversorgung ausgerüstet – es gibt eine Schweißstromquelle bis zu 250A und eine Druckluft- und Hydraulikversorgung.



Die ersten erfolgreichen Versuche in der Klimakammer galten Reparaturschweißungen an Probeblechen mit der E-Hand-Schweißtechnik und dem MSG-Verfahren bei minus 50 Grad Celsius. Ziel war die Bestimmung der mechanisch-technologischen Kennwerte, wie Härte, Festigkeit, Elastizität und Schweißbarkeit der Schweißnähte zur Verbesserung von Reparaturschweißungen, die unter arktischen Umgebungsbedingungen durchführbar sind.



Reparaturschweißungen an Schiffsteilen unter arktischen Umgebungsbedingungen in der Klimakammer am Fraunhofer AGP in Rostock (Bild: Fraunhofer AGP)
Reparaturschweißungen an Schiffsteilen unter arktischen Umgebungsbedingungen in der Klimakammer am Fraunhofer AGP in Rostock © Bild: Fraunhofer AGP

„Durch die neue Klimakammer ist es möglich, die entwickelten Verfahren und Anlagen direkt in Rostock unter arktischen Bedingungen zu testen“, sagt der an den Entwicklungen beteiligte Wirtschaftsingenieur Michael Irmer von Fraunhofer AGP.

Reparaturarbeiten an Schiffen in arktischen Regionen sind ein wesentliches Forschungsthema bei POLAR, ebenso wie die Entwicklung von innovativen Lösungen zur Befreiung von Schiffsteilen von Eis und Gischt. Derzeit laufen in der Klimakammer Enteisungsversuche an Rohrstrukturen mit verschiedenen Test-Beschichtungen (zum Teil mit Anti-Icing-Effekt). An dieser Entwicklung sind neben dem Fraunhofer AGP drei weitere Partner des Wachstumskerns POLAR beteiligt. Die Rohrstruktur hierfür fertigte Nordic Yards. Das Enteisungssystem wurde von der R&M Ship Technologies GmbH entwickelt und die Beschichtungen wählte die Muehlhan AG aus. Das Fraunhofer AGP übernimmt die Konzeptionierung und Durchführung der Testverfahren.


Nähere Informationen zum Wachstumskern POLAR finden Sie hier.