Kompetenzcenter für moderne Bahntechnologien : Datum:
Ein neues "TRAINS Innovation & Service Center" in der Region Anhalt soll den Strukturwandel von 100-jähriger Bahntradition zur international beachteten Kompetenzregion für moderne Bahntechnologien maßgeblich gestalten.
„Obsoleszenzmanagement“ und „Predictive Maintenance“ sind als Begriffe nicht so geläufig. Wer jedoch mit moderner Schienenverkehrstechnik zu tun hat, weiß ganz genau, wovon die Rede ist. Da geht es um das intelligente Management der Alterungsprozesse von Bauteilen und um vorausschauende Instandhaltung zur Vermeidung von Ausfällen und unnötigen Kosten. „Das funktioniert nicht ohne Schlüsseltechnologien wie Industrie 4.0, Internet der Dinge oder Maschinelles Lernen auf der Basis von Künstlicher Intelligenz“, sagt Sascha Ziesemeier. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungs- und Technologie-Transferzentrum der Hochschule Anhalt. Informationssysteme und Digitalisierung im Zusammenhang mit Mobilität und Logistik sind seine Schwerpunkte. „Effizienz, kostengünstige Preisgestaltungen, erhöhter Reisekomfort, mehr Mobilität im ländlichen Raum, zudem eine gute ökologische Bilanz“ sieht er als Streckenziele auf dem Schienenweg ins digitale Zeitalter.
Sascha Ziesemeier koordiniert das in Sachsen-Anhalt angesiedelte Bündnis „TRAINS – Wandel zur Technologieregion: Zukunftssicherung der Region Anhalt durch Innovative und Nachhaltige Technologien für Schienenverkehrssysteme“. Der Verbund aus Wirtschaft und Wissenschaft wird innerhalb des Programms "WIR! – Wandel durch Innovation in der Region" des Bundesforschungsministeriums gefördert.
Schienenverkehr ins digitale Zeitalter
Ein zentrales TRAINS-Vorhaben ist die Errichtung eines Innovation & Service Centers. Es soll kleinen und mittelständischen Firmen der Bahntechnikbranche sowohl eine infrastrukturelle, als auch eine wissenschaftlich-technische Basis für innovative Kooperationen bieten. „Entsprechend der internationalen Markterfordernisse und der gesellschaftlichen Zielstellung wie etwa der Vorgaben zur Energiewende stimmen wir gemeinsam über die strategischen Schwerpunkte des TRAINScenters ab“, sagt der Bündnismanager und nennt Themen wie digitale Antriebs-, Mess- und Sicherheitstechniken oder die Entwicklung und Anwendung Digitaler Zwillinge.
Predictive Maintenance und Obsoleszenzmanagement, eingangs erwähnt, werden zu Kompetenzzentren des TRAINScenter aufgebaut. Sie wären in Deutschland die ersten dieser Art. Zudem wird ein Versuchs- und Testzentrum installiert. Hier werden neue Materialien, mechanische und elektrische Bauteile und Softwaresysteme auf ihre normgerechte Tauglichkeit geprüft.
Das strategische Konzept für Aufbau, Ausstattung und Betrieb des TRAINScenters wird von der Railistics GmbH und der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH aus Dessau-Roßlau sowie von der Hochschule Anhalt (HSA) erarbeitet.
Orientierung an Marktbedürfnissen
Die HSA ist die größte Hochschule für angewandte Wissenschaften in Sachsen-Anhalt. Sie will ihre Ingenieurausbildung bedarfsgerecht anpassen und den Schwerpunkt „Bahntechnologie“ neu konzipieren. In Zusammenarbeit mit der IHK Halle-Dessau wird sie im TRAINScenter Facharbeiterausbildungen wie auch berufsbegleitende Fachkräfteweiterbildungen anbieten.
Die DB Fahrzeuginstandhaltung betreibt Europas modernstes Werk für Instandhaltung von Elektrolokomotiven. Auf vier Gleisen und an acht Arbeitsständen, geeignet für alle vier europäischen Stromsysteme, können zeitgleich Lokomotiven mit unterschiedlichen Antriebs- und Energiearten inspiziert werden. Das DB-Unternehmen bringt seine weitreichenden Erfahrungen ein, um das TRAINScenter zu einem zertifizierten Prüfzentrum für Triebtechnik auszubauen.
Die Railistics GmbH ist mit Ingenieurdienstleistungen für Schienenverkehrstechnik international erfolgreich. Zudem berät sie internationale Bahnverkehrs- und Instandhaltungsunternehmen hinsichtlich ihrer Betriebsoptimierung. Auf diesen Kompetenzen beruhend ermittelt das Unternehmen vorausschauend, an welchen internationalen Marktbedürfnissen sich die Leistungen des TRAINScenters ausrichten müssen. „Das TRAINScenter wird im anhaltischen Raum den Strukturwandel zur Technologieregion maßgeblich gestalten“, formuliert TRAINS-Manager Ziesemeier ein Gemeinschaftsziel, das auch die Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen beinhaltet.