Kompetenzzentrum für saubere Mobilität

Die Bahntechnik hat in der Region Anhalt eine 100-jährige Geschichte. Mit CO2-vermeidenden Antrieben wird jetzt ein neues Kapitel geschrieben. Ein "TRAINS-Kompetenzzentrum" soll Zukunftstechnologien entwickeln und den Wirtschaftsstandort stärken.

Geschäftsführer Guido Huke
Guido Huke ist Vorstandsvorsitzender des Vereins „Bahntechnologie“ und leitet das TRAINS-Bündnis. © PRpetuum GmbH

„Railistics“ steht in großen Lettern an der Terrassen-Brüstung vor Guido Hukes Büro. Von hier aus hat er den Blick auf eine der imposanten Bogenbrücken von Dessau. Huke, einer der Geschäftsführer der Railistics GmbH, ist selbst ein Brückenbauer – zwischen denen, die den Bahnbetrieb organisieren und denen, die die Schienenfahrzeuge bauen. Die Begriffe „Schiene“ und „Logistik“ stecken im Firmennamen. Fünf Experten auf diesen Gebieten gründeten 2001 in Wiesbaden das Unternehmen, das seitdem mit Bahnberatung und Ingenieurdienstleistungen den Informationsaustausch zwischen den Branchen erfolgreich fördert. Seinen Hauptstandort mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat das Unternehmen im sachsen-anhaltischen Dessau-Roßlau. Guido Huke, der studierte Ingenieur für Schienenfahrzeuge, arbeitete in den 1980er-Jahren im Waggonbau Dessau. Der Betrieb gehörte zum DDR-Kombinat Schienenfahrzeugbau und war einstmals der weltweit größte Hersteller von Kühlwagen.

Ein ebenfalls großer Arbeitgeber am Standort war das 1929 in Betrieb genommene Reichsbahnausbesserungswerk (RAW). Seit der Gründung der Deutschen Bahn 1994 gehört es zur DB und ist mittlerweile ein Kompetenzzentrum für Elektrolokomotiven und deren Instandhaltung. „In der Region Anhalt ist seit einem Jahrhundert gewachsene Bahnkompetenz zu Hause“, sagt Huke.

CO2-vermeidende Antriebe ...

Auf dem Werksgelände des ehemaligen Waggonbaus Dessau haben heute etwa 50 kleine und mittelständische Unternehmen der Leitbranchen Fahrzeugbau und Metallverarbeitung ihren Sitz. Um auch hier die besagten Brücken zu bauen, um Synergien zu nutzen und das Know-how zu bündeln, gründete sich 2016 der Verein „Bahntechnologie“ mit Guido Huke als Vorstandsvorsitzendem. Hinter dem Ziel, die Region Anhalt wieder zu einem bedeutenden Zentrum für Schienenfahrzeugbau zu machen, stehen derzeit 14 bahnaffine Partner, darunter die DB Fahrzeuginstandhaltung und eben die Railistics GmbH. „Wir wissen, wonach der Markt sucht. Wir können frühzeitig Tendenzen erkennen, was sowohl die Entwicklungen bei der Fortbewegung auf der Schiene betrifft als auch die technologischen Lösungen“, sagt Guido Huke. Er kommt auf das sich verändernde Mobilitätsverhalten zu sprechen sowie auf CO2-vermeidende Antriebstechnologien.

Das vom Bundesforschungsministerium aufgelegte Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ erschien dem Bahntechnologie-Verein da wie gemacht für sein Ziel, die Bahn-Branchen zu einem modernen industriellen Leuchtturm zu bündeln.

... für umweltfreundlichen Schienenverkehr

TRAINS steht für „Wandel zur Technologieregion: Zukunftssicherung der Region Anhalt durch Innovative und Nachhaltige Technologien für Schienenverkehrssysteme“. Der Verein Bahntechnologie ist Initiator dieses Bündnisses aus Industriefirmen, Partnern aus Forschung und Entwicklung, aus Strukturplanern und Bahnbetreibern. Auch Vertreter aus der Politik, so Huke, seien wichtige Partner, wenn es um die Gestaltung eines attraktiven und umweltfreundlichen Schienenverkehrs geht – insbesondere in dieser Region, die mit dem Bauhaus und dem Gartenreich Dessau-Wörlitz zwei UNESCO-Welterbestätten besitzt.

Eine Lokomotive wird im Werk abgenommen
Protokollierung einer Lokomotivabnahme. © Railistics GmbH

Ein zentrales Projekt von TRAINS zielt auf eine „saubere“ Mobilität im ländlichen Raum ab, also auf Triebzüge, deren Diesel-Verbrennungsmotoren für Wasserstoff oder Methan oder ein Gemisch aus beidem umgerüstet werden.

Was perspektivisch die Nutzung des „grünen“ Wasserstoffs aus erneuerbaren Energien betrifft, arbeitet TRAINS mit dem Zwanzig20-Konsortium "HYPOS" zusammen. Der erste Wasserstoffzug soll auf der Strecke Dessau-Wörlitz getestet werden.

Wenn die Zukunftstechnologien fehlerfrei funktionieren, wären allein in Sachsen-Anhalt etwa 100 Triebfahrzeuge umzurüsten, sagt Guido Huke und benennt als großes Ziel des WIR!-Bündnisses die regionale Verankerung der Forschung und Entwicklung in einem TRAINS-Kompetenzzentrum.

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