Medikamentendrohne im Anflug : Datum:
Künftig sollen Apotheken-App und Medikamentendrohne eine Lücke in der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum schließen. Die digitale Gesundheitsversorgung steht im Fokus eines Forschungsbündnisses, das im südlichen Sachsen-Anhalt agiert.
Wie komme ich zu meinen Medikamenten? – Für ältere, zumeist pflegebedürftige Menschen ist das eine lebenswichtige Frage. Vor allem die Bevölkerung im ländlichen Raum ist da auf Hilfe angewiesen. „Im Süden Sachsen-Anhalts hat sich die Versorgungsproblematik durch die Kontaktbeschränkungen in der COVID 19-Panedmie weiter verschärft. Botendienste der Apotheken sind nur sehr eingeschränkt möglich“, sagt Karsten Schwarz, Koordinator des TDG-Bündnisses an der Universitätsmedizin Halle (Saale). TDG steht für „Translationsregion digitalisierte Gesundheitsversorgung“ – die sich über das südliche Sachsen-Anhalt mit Halle/Saale im Zentrum erstreckt. Die Initiative wird vom Bundesforschungsministerium BMBF im Rahmen des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gefördert. Jetzt entwickelt das Bündnis eine intelligente digitale Medikamentenversorgung mittels Apotheken-App und Medikamenten-Drohne.
Kontaktfreie Versorgung mit Medikamenten
Der Medikamententransport per Drohne soll die Lücke in der pflegerischen Versorgungskette schließen. „Entwicklungen im Bereich der Drohnentechnologie und neue Zulassungsregelungen den internationalen Einsatz von Transportmitteln für Medikamente betreffend machen das möglich“, sagt Karsten Schwarz und dass die App den Apotheken das Verteilen der Medikamente organisatorisch erleichtert. Diesbezügliche Partner sind die „Apotheke am Bauhaus“ in Dessau und der Drohnenhersteller DiAvEn, eine Ausgründung aus der TU Berlin. Deutschlands einziger Studiengang für Logistik und Luftverkehrsmanagement an der Hochschule Anhalt in Bernburg entwickelt die Apotheken-App gemeinsam mit der brain-SCC GmbH aus Merseburg. Der Flughafen Cochstedt im Salzlandkreis ist der weltweit erste ausschließlich für Drohnenexperimente vorgesehene Flughafen. Auch pflegerisches Fachpersonal, pflegende Angehörige und nicht zuletzt die pflegebedürftigen Personen selbst sind in das Projekt eingebunden. „Wir wollen praxisnahe, anwendungsorientierte Lösungen entwickeln, die älteren Menschen helfen, so lange und so gut wie möglich ein selbständiges Leben zu führen“, sagt der TDG-Koordinator. Künftig sollen auch Pflegedienste, Pflegeeinrichtungen und Hausarztpraxen von der kontaktfreien Versorgung mit Medikamenten profitieren.
Akzeptanz für Drohnentransporte erhöhen
Die Anwendung der MediDrohne ist leicht erklärt. Die „Patienten bekommen vom Arzt das Rezept auf elektronischem Weg zugeschickt. Mit dem E-Rezept können sie bei der Apotheke ihrer Wahl eine Bestellung aufgeben und die Apotheke liefert die Landedaten für die Drohne. Die Ablagepunkte werden auf Flugstrecken liegen, die von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA zugelassen sind“, erklärt Karsten Schwarz. Das Vorhaben, so der Projekt-Koordinator, werde permanent wissenschaftlich von der Arbeitsgruppe „Versorgungsforschung“ der Universitätsmedizin Halle (Saale) und der Hochschule Harz begleitet, einzelne Systementwicklungen würden separat getestet und das Gesamtsystem optimiert. Auch die Drohne werde ihrer Bestimmung als Transportmittel für Medikamente angepasst. Die Ergebnisse sollen in Fachkreisen diskutiert und auch in der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Das soll die Akzeptanz der MediDrohne erhöhen und auch nicht-technikaffine Menschen mitzunehmen. „Der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt“, so Karsten Schwarz, „ist sehr stark von Landflucht und mangelnder medizinischer Versorgung im ländlichen Raum betroffen. Hier sollen Apotheken-App und Medikamenten-Drohne zur flächendeckenden Medikamentenversorgung getestet werden.“