Mehr Schutz gegen gefährliche Erreger
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind von Ausbrüchen von Infektionskrankheiten, wie derzeit COVID-19, besonders betroffen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Konsortiums InfectControl will bauliche Lösungen finden, um dies zu verhindern.
Personal, Patienten oder Angehörige können Viren wie das SARS-Coronavirus-2 und andere hoch ansteckende Erreger ohne ihr Wissen in Gebäude bringen. Ein Experten-Team aus den Bereichen Architektur, Medizin und Hygiene will nun systematisch untersuchen, wie das geschieht. Das Forschungsprojekt „CONTENT“ (CONtrolled ENTrance) des Zwanzig20-Konsortiums InfectControl fördert das Bundesforschungsministerium im Rahmen der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie mit rund einer Million Euro. Das Hauptaugenmerk der Forschenden liegt auf den Gebäudeeingängen. So gehen sie der Frage nach, welche Personen, wo eintreten und wie sich Personenströme räumlich und zeitlich entzerren lassen. Wichtig ist außerdem, wo das Personal mit Schutzausrüstung ausgestattet wird oder wo Tests stattfinden, denn überall dort können Krankheitserreger übertragen werden. In Kliniken sind bereits geschwächte Patienten besonders gefährdet, aber auch Pfleger und Ärzte können sich infizieren. „Das zu verhindern ist ein ärztlicher Auftrag, für den es interdisziplinäre Zusammenarbeit bereits bei Bau und Planung von Krankenhäusern braucht“, so Maximilian Gertler vom Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Charité. Er koordiniert die SARS-CoV-2-Untersuchungsstelle an der Charité und ist an dem Forschungsprojekt beteiligt. „Dabei denken wir zurzeit natürlich an COVID-19, haben aber auch Lösungen im Blick, die nach dieser Pandemie bei anderen Infektionserregern wirken können.“
Architektonische Lösung für mehr Infektionsschutz
Die medizinischen Anforderungen übersetzt das Team um den Architekten Michael Bucherer in eine bauliche Lösung. Bucherer leitet das Projekt „CONTENT“ und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau an der Technischen Universität Braunschweig. „Knackpunkte sind für uns genau diese Übergänge, an denen Personen mit ungeklärtem Infektionsstatus in einen sensiblen Bereich eintreten“, so Michael Bucherer. „Wir wollen deshalb bauspezifische Antworten für die zum Teil ganz unterschiedlichen Anforderungen an Kliniken oder anderen Einrichtungen finden und einen ansprechenden, von den Menschen akzeptierten Prototyp entwickeln.“
Die Idee ist, ein modulares System zu entwerfen, das in Größe und Ausstattung je nach Einsatzort flexibel ist und mit dem man optimal auf das jeweilige Infektionsgeschehen reagieren kann. Auf diese Weise will das „CONTENT“-Forschungsteam das Risiko für Infektionsausbrüche in Kliniken oder Pflegeheimen, wie sie in der aktuellen Pandemie weltweit auftreten, minimieren. Der Prototyp des modularen Systems soll auf dem Gelände der Charité erprobt werden.