Moderne Landlust

Das Elbetal der Zukunft ist mit seinen nachhaltigen Lebens-, Wohn- und Arbeitsmodellen generationsübergreifend attraktiv – so die Vision der Initiatoren von „Sustainable Elbe Valley“. Das WIR!-Bündnis hat den Strukturwandel der Wendland-Elbetal-Region zum Ziel.

Etliche junge Leute würden gern aufs Land ziehen – aber... Einwände gibt es viele, zumal die Region Wendland-Elbetal ihr „Abgehängtsein“ von zentraler Infrastruktur bislang nicht aufholen konnte. Jetzt haben sich Akteure aus der Altmark rund um Stendal (Sachsen-Anhalt), aus Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen), aus den Regionen Wittenberge-Prignitz (Brandenburg) sowie Ludwigslust-Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) zusammengefunden. Sie wollen das Leben in ihrer Region des mittleren Elbetals attraktiv gestalten – was bedeutet, Konzepte zu finden für „Neue Arbeit, Neue Wege, Neue Wohnformen“.

Seenlandschaft, im Hintergrund die Umrisse eines Dorfes
Vereinbarung ländlicher Idylle mit städtischer Infrastruktur ist das Ziel des WIR!-Bündnisses „Sustainable Elbe Valley“.  © Judith Kahle

„Sustainable Elbe Valley“ ist Name und Programm des Aktionsbündnisses aus Industrie und Wissenschaft, aus kommunaler Verwaltung und privatem Engagement in der Region. Nachhaltig sollen die Veränderungen sein, die im Zusammenspiel von Tradition und Innovation eine ganz neue „strukturstarke“ Region mit attraktiven Alleinstellungsmerkmalen und neuen Wertschöpfungsketten erwachsen lassen. Die Initiative ist organisatorisch beim Verein „Grüne Werkstatt Wendland“ in Lüchow angesiedelt. Der Verein und der Landkreis Lüchow-Dannenberg erarbeiten derzeit ein Konzept für das „nachhaltige Elbetal“ und werden dabei vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Förderprogramms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ unterstützt.

Das resiliente Dorf

„Wir wollen eine Modellregion für nachhaltigen Strukturwandel gestalten“, sagen Isabella Tober und Judith Kahle von der „Grünen Werkstatt Wendland“ auch mit sozialem Blick auf das Gemeinwesen. Das Bündnis wolle einem weiteren Auseinanderdriften von Stadt und Land entgegenwirken. Es fällt das Wort „Resilienz“. Denn: Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität seien Eigenschaften, die die Handlungsfähigkeit stärken und von der Bevölkerung auch auf deren Lebensraum übertragen werden können, um ihn krisensicher zu gestalten. Es gehe hier nicht darum, strukturelle Entwicklungen anderer Regionen nachzuholen. Aus den vor Ort vorhandenen Kompetenzen solle etwas Neues hervorgehen, sagen die Projektmanagerinnen.

Auf einer Brücke in grüner Landschaft steht ein Fahrrad
Zum Arbeiten nicht mehr in die Stadt pendeln müssen – das klappt nur, wenn die ländliche Infrastruktur funktioniert © Judith Kahle

Das Aktionsbündnis „Sustainable Elbe Valley“ sieht den Lebensraum des mittleren Elbetals als Innovationsraum, in dem sich zukunftsfähige Wohn- und Geschäftsmodelle, Dienstleistungen und Produkte ansiedeln, die beispielhaft und zukunftsweisend sind. Als wirtschaftliche Stützpfeiler in diesem Raum werden etwa das Bauhandwerk, die Land-, Forst- und Energiewirtschaft, die Logistik, auch die Ernährungsbranche und nicht zuletzt die Kreativwirtschaft gesehen.

Das KoDorf

Derzeit stellen die „Sustainable Elbe Valley“-Akteure ihr Vorhaben der breiten, nicht nur ländlichen Öffentlichkeit vor. Konkrete Anregungen für neues Denken und Handeln kommen reichlich aus der gelebten Praxis. Zum Beispiel: Neue Eigentumsstrukturen des gemeinschaftlichen Wohnens etwa in einem großen Bauernhaus stoßen auf traditionelles Denken von Kreditbanken, wenn es um die Finanzierung der Haussanierung geht. Oder: Die moderne Mobilität funktioniert nur, wenn ein Mix von Angeboten zielgruppengerecht miteinander vernetzt wird. Oder: Gemeinschaftliche Geschäftsbetriebe etwa in Form von Genossenschaften oder Community-Bildungen ermöglichen neue Formen von Arbeit. Auch der Begriff „KoDorf“ macht die Runde. Das bedeutet: Leute ziehen gemeinschaftlich aufs Land und vereinen das Leben in der Natur mit der Infrastruktur eines Coworking space; so dass sie zum Arbeiten nicht mehr in die Stadt pendeln müssen.

Auf dem Weg zur Modellregion sei der Beratungsbedarf groß, so Tober und Kahle. Darum werde zunächst eine regionale Entwicklungsagentur installiert, die regelmäßige Sprechstunden hält und themenbezogene Veranstaltungen durchführt.

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