Neu-Macher gesucht!
Nur wer Bewährtes hinterfragt und Neues klug und mutig ausprobiert, kann mit seinem Team auf Dauer etwas unternehmen. Im Business Innovation Club wurden innovative unternehmerische Ideen präsentiert.
Die Gründung neuer Unternehmen wird manchmal wie ein Backrezept beschrieben: Man nehme eine Idee, kombiniere sie mit den Zutaten 'Konzept' und 'Strategie', rühre diese zu einem Businessplan zusammen – fertig ist das eigene Geschäft.
Mode neu machen
Katrin Sergejew kann über Theorien dieser Art nur schmunzeln. Die junge Unternehmerin aus Apolda macht Mode, dieauch in Deutschland – genauer gesagt in Thüringen – hergestellt wird. Bald zehn Jahre hat es gedauert, bis ihr Unternehmen „KASEEE. Design & Art“ auf wirtschaftlich stabilen Beinen stand. Die beiden Geschäfte in Weimar und Jena sind ihr ganzer Stolz: „Wenn ich vor den schönen Schaufenstern stehe, muss ich zu den Kolleginnen sagen: Kneift mich mal!“
Auch wenn ihr das wie ein Wunder erscheint, es ist das Ergebnis von Fleiß, Phantasie, Vertrauen und viel Geduld. Und noch etwas hat sie gelernt: „Wenn Du ausgelacht wirst, bist du meist auf dem richtigen Weg.“ Heute finden Kundinnen aus den Niederlanden und der Schweiz den Weg zu ihrer Firma in Apolda. Dort kann man zuschauen, wie die Textilien gestaltet, vermessen, zugeschnitten und genäht werden. Von ihrem Team, ohne das alles unmöglich wäre.
Produktion neu machen
Thüringens erste Smart Factory 4.0 steht in Großlöbichau. Wo? Genau: Inmitten der sanften Hügellandschaft oberhalb des Saaletales, ohne Blick auf die Skyline einer Metropole, aber vor den Toren Jenas. Ute Bergner ist Geschäftsführerin der VACOM Vakuum Komponenten- und Messtechnik GmbH. Rund 200 Mitarbeiter stellen so ziemlich alles her, was die Nutzer von Vakuumtechnik weltweit brauchen. Und das in einer Qualität, die in Europa ihresgleichen sucht.
Um den zunehmenden Anforderungen der Industrie an Innovation, Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Termintreue gerecht zu werden, fasste Ute Bergner einen Entschluss: „Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Wo uns digitale Technik heute die Möglichkeit gibt, diese Fehler zu vermeiden und so besser als andere zu werden, setzen wir sie ein.“ Gedacht – gemacht. In beinahe unglaublichen zehn Monaten wurde nicht nur die neue Produktionshalle gebaut, sondern eine Technik installiert, die auf ganz neue Weise menschliche Kreativität mit digital gesteuerten Robotern kombiniert. Diese Innovation hat nicht Arbeitsplätze vernichtet, sondern Platz gemacht für neue – darauf legt Ute Bergner großen Wert.
Verpackung neu machen
Neben den spannenden Vorträgen wurde auch an konkreten Fragen gearbeitet, beispielsweise daran, wie man mit der immer größer werdenden Verpackungsflut umgehen kann. Unter der umsichtigen und motivierenden Moderation von Lutz Maicher, Friedrich-Schiller-Universität Jena, provozierten konkrete Fallbeispiele frische Gedanken. Airbus zum Beispiel nutzt den gleichen Palettenträger für Teile der Flugzeugkabine vom Produktionsstart bis zur Fertigstellung. An ihm werden alle Informationen des Herstellungsprozesses hinterlegt und dokumentiert.
Ganz anders die Situation bei der Montage von Fahrrädern in Deutschland. Besonders aus Asien werden viele Teile zugeliefert, die für den Transport im Container mit diversen Pappen, Kunststoffen, Klebebändern und Füllmaterial verpackt werden. Das Entsorgen bzw. Recyceln dieses Gemisches ist extrem aufwendig beziehungsweise kaum möglich. Vielleicht wäre hier das etablierte Vertriebsverfahren im Medikamentenhandel eine Alternative: In normierten und wiederverwendbaren Behältern verschiedener Größe werden die Teile passgenau und sicher transportiert. Außen sind alle relevanten Informationen ablesbar.
Vielleicht eine Idee für einen „Neu-Macher“ aus Thüringen.