Silicon Valley des Recyclings
Die Harzregion profiliert sich zum Leuchtturm auf dem Weg in eine nachhaltige Rohstoffwirtschaft. Beim Workshop an der TU Clausthal sprachen Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Naturschutz über gemeinsame vielversprechende Ansätze.
„Wir haben hier an der Technischen Universität Clausthal 33 Professuren im Recyclingbereich. So viele gibt es an keiner anderen deutschen Hochschule. Durch das Zusammenführen mit entsprechenden Kompetenzen der regionalen Partnerhochschulen entsteht eine kräftige Allianz“, sagt Daniel Goldmann, Leiter des Lehrstuhls für Rohstoffaufbereitung und Recycling. Die Kompetenz strahlt mittlerweile in sechs Landkreise, die sich zur „Recyclingregion Harz“ profilieren – was durch das Bündnis „Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende“ unterstützt wird. Es wird als "Innovation & Strukturwandel"-Pilotvorhaben vom Bundesforschungsministerium gefördert. Die TU Clausthal und die Hochschule Nordhausen sind zwei von vier Projektpartnern aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Professor Goldmann und sein Kollege Jürgen Poerschke, Leiter der Forschungsgruppe „Umwelt- und Recyclingtechnik“ an der Hochschule Nordhausen, hatten kürzlich zu einem Workshop ins Umwelttechnik Forschungszentrum der TU Clausthal eingeladen. Die Teilnehmenden kamen aus Kreiswirtschaftsbetrieben, aus Ämtern für Natur- und Bodenschutz wie aus der regionalen Wirtschaftsförderung in der Recyclingregion Harz. „Wir wollen Firmen, Verwaltung, die Bevölkerung allgemein als Partner gewinnen bei der Entwicklung von Strategien für ein ,Silicon Valley des Recyclings‘“, sagte Goldmann. Gerade die neuen Energiewandlungs- und Speichertechnologien basieren auf Materialien und Rohstoffen, die global nur als begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen.
Abfall ist Wertstoff
„Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende“ will Wege aufzeigen, wie in der Harzregion entsprechende Rohstoffe aus Abfällen, aus betrieblichen Reststoffen, sogar aus abgelagerten Rückständen von Bergbau- und Hüttenwesen rückgewonnen und der Kreislaufwirtschaft wieder zugeführt werden können. Im Hausmüll beispielsweise befinden sich pro Jahr 3,5 Prozent der Weltjahresproduktion von Tantal. Dieses Metall wird auch für die Herstellung von Handys gebraucht. „Es gibt keinen unbrauchbaren Müll, auch Abfall ist ein Wertstoff“, ist das Fazit von Jürgen Poerschke aus Nordhausen. Er prägte den Begriff „Wertstoffwende“. Energiewende und Wertstoffwende haben für ihn einen untrennbaren Zusammenhang. Christian Berg, Professor an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, bekräftigte: „Wenn wir die Energiewende vorantreiben wollen, müssen wir uns explizit mit der Entsorgung von Elektroschrott beschäftigen.“ Denn die modernen Verbundstoffe werden immer komplexer. Wird aus ihnen Abfall, fällt der meistens unter Sondermüll, der nicht verbrannt und auch nicht auf der Deponie gelagert werden darf.
Nachhaltige Rohstoffwirtschaft
„Recyclingfirmen müssen umweltfreundlich arbeiten“, lenkte Friedhart Knolle vom BUND-Regionalverband Westharz die Aufmerksamkeit auf die Verantwortung von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Würde die nicht wahrgenommen, könnten aus beeindruckenden Vorhaben schnell Negativ-Leuchttürme für die Region werden. Ausgehend von Best-Praxis-Beispielen aus der Abfallwirtschaft, aus der Wirtschaftsförderung und aus der Umweltpsychologie diskutierten die Workshop-Teilnehmer über gemeinsame Ansätze auf dem Weg in eine nachhaltige Rohstoffwirtschaft. Eine Bildungsoffensive etwa oder die Entwicklung effizienter Rückführungssysteme gehören zu den Vorhaben des Recycling 2.0-Bündnisses.