Therapie in der MRT-Röhre

Mit einer neuen Generation von Werkzeugen für Magnetresonanz-geführte Eingriffe will das Magdeburger Start-up „In-Line“ den Medizintechnik-Markt erobern. Die Tools erleichtern minimal-invasive Behandlungen in der MRT-Röhre erheblich.

Die beiden Medizintechniker Sinja Lagotzki und Juan Sebastián Sánchez López sind gespannt: Die Software, die von ihrem Team entwickelt wurde, hat an diesem Tag Premiere. Ihr Projekt „In-Line“ ist aus der InnoProfile-Transfer-Initiative "INKA – Intelligente Katheter" heraus entstanden. Die beiden betrachten am Monitor die Bilder, die von der Wirbelsäule ihres sogenannten Phantoms im MRT gemacht werden. Ist die Nadel an der richtigen Stelle positioniert? Wenn ja, könnte beispielsweise ein schmerzlinderndes Therapeutikum auf kurzem Wege exakt an die Stelle eines Bandscheibenvorfalls transportiert werden. Das Besondere: Schmerztherapien, Biopsien oder die Vernichtung von Tumorzellen durch Wärme oder Kälte wären per Magnetresonanztomographie möglich.

Schlank und lange Arme

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, an der auch Sinja Lagotzki und Juan Sebastián Sánchez López Medizintechnik studiert haben, entwickeln Nachwuchswissenschaftler innovative Medizintechnik, die neuartige minimalinvasive und kathetergestützte Eingriffe in den Bereichen Neurologie, Tumortherapie und Orthopädie ermöglicht. Das MRT-Labor ist für die beiden Ingenieure ein spannender Arbeitsplatz. Hier steht ein drei Tesla starker Magnetresonanz-Tomograph (MRT). Angesichts der zwei Meter langen Röhre des geschlossenen MRT kann man sich gut vorstellen, dass der Arzt mit seiner Einstichkanüle schlecht an besagte Wirbelsäule herankommt. „Du bist groß, schlank und hast lange Arme“, nennt Sinja Lagotzki scherzend die Auswahlkriterien für Mediziner, die am MRT arbeiten. Aber im Ernst: Mit einem Arm in der Röhre und den Kopf immer in Blickrichtung Monitor gedreht sei das eine sehr anstrengende Arbeit, wissen die Medizintechniker aus ihren Beobachtungen in der Praxis. Schließlich müssen sie die gegebenen Bedingungen und Bedürfnisse vor Ort kennenlernen, um bildgeführte minimal-invasive Methoden zur echten Verbesserung medizinischer Behandlungen zu entwickeln.

MR-taugliche Tools

Einweg-Nadelführung
Zu den MR-tauglichen Tools gehört die Einweg-Nadelführung. © PRpetuum GmbH

Bislang, erklärt Sinja Lagotzki, würden solche minimalinvasiven Behandlungen gestützt durch Ultraschall- oder CT-Bilder durchgeführt. Ultraschall sei aber zu ungenau und der Computertomograph verursache für den Radiologen auf Dauer eine zu hohe Strahlenbelastung. Noch fehlen standardisierte Verfahren und geeignete Hilfsmittel, die es Radiologen ermöglichen, in der MRT-Umgebung präzise und effizient zu arbeiten. Das werde sich mit ihren Produkten ändern, sind sich die Medizintechniker sicher und gründen derzeit ihr eigenes Start-up „In-Line“. Mit im unternehmerischen Boot sitzt der Neuroradiologe Mathias Becker vom Universitätsklinikum Magdeburg. Die neuen MR-tauglichen „In Line“-Tools und die entsprechende Software sollen künftig den Medizinern helfen, minimalinvasive Behandlungen auch im MRT sicher, bequem und schnell durchzuführen. Derzeit entwickelt In-Line Werkzeuge zur Schmerztherapie an der Wirbelsäule. Dazu gehört ein Markierungsraster, das auf die entsprechende Körperstelle aufgeklebt wird. Es ist mit MRT-Markern bestückt, damit der Eintrittspunkt der Nadel schnell und genau gefunden wird. Ein weiteres Werkzeug ist die Einweg-Nadelführung, die eine schnelle und präzise Ausrichtung der Nadel ermöglicht, ohne unerwünschtes Gewebe zu punktieren.

Verdiente Vorschusslorbeeren

Die Planungssoftware hat unterdessen ihre Premiere erfolgreich bestanden. „Der Radiologe definiert den Eintritts- und Zielpunkt der Nadel, die Software rechnet aus, welchen Weg sie nimmt“, erklärt Juan Sebastián Sánchez López. Bis zur Markteinführung ihrer Produkte ist es für das Start-up „In-Line“ noch ein gutes Stück Weg, auf dem es von Partnern aus Industrie und Medizin begleitet wird. Vorschusslorbeeren gab es schon im vergangenen Jahr. Da erlangte der „Flexible Assistant Holder for MRI Interventions“ den dritten Platz im internationalen IRLE-Wettbewerb um die innovativsten Entwicklungen in der Medizintechnik.

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