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Thrombose-Vorkommen bei AstraZeneca-Impfung entschlüsselt

Die Greifswalder Universitätsmedizin gibt eine Therapieempfehlung für Thrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung. Die Grundlagen dafür wurden unter anderem im Zentrum für Innovationskompetenz (ZIK) „HIKE“ gelegt.

Visualisierung von Thrombose
Aufgrund der jahrelangen Expertise konnte die Greifswalder Transfusionsmedizin den Mechanismus klar identifizieren und eine Therapie zur Behandlung der Hirnvenenthrombose nach einer AstraZeneca-Impfung empfehlen. © Christoph Burgstedt

Drei Tage und Nächte hat Andreas Greinacher, Leiter der Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, mit seinem Team durchgearbeitet, dann konnte er das Ergebnis als eine gute Nachricht präsentieren: Patientinnen und Patienten, die nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff an einer Thrombose erkranken, können erfolgreich mit einem intravenösen Immunglobulin behandelt werden.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, stellte den Greifswaldern die nötigen Blutproben von neun der Erkrankten zur Verfügung. Nach zahlreichen Untersuchungen fanden sie heraus, dass sich in allen Fällen spezielle Antikörper gebildet hatten, die sich gegen eigene Blutplättchen richteten. Diese Antikörper binden und aktivieren die Blutplättchen, die dann ein Blutgerinnsel verursachen, was in seltenen Fällen zu einer Hirnthrombose führt. Weder in Kontrollversuchen von rund 3.500 nicht Geimpften, noch bei 350 AstraZeneca-Geimpften, die keine Probleme hatten, wurden die Antikörper gefunden.

Wissenschaftliche Expertise in Greifswald

Der nachgewiesene Mechanismus, der die Hirnthrombosen ausgelöst hat, ist den Medizinerinnen und Medizinern schon von einem anderen Krankheitsbild bekannt: der Heparin-induzierten Thrombozytopenie, kurz HIT. Ein Baustein der wissenschaftlichen Expertise in Greifswald ist „HIKE“, das vom Bundesforschungsministerium als Zentrum für Innovationskompetenz (ZIK) gefördert wird. Dort wurde das Krankheitsbild HIT gemeinsam mit Andreas Greinacher intensiv erforscht. Der Mechanismus dieser Antikörperbildung konnte dort eingehend untersucht werden und die Ergebnisse in die Forschungsarbeit der Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald miteinfließen.

„Wir beschäftigen uns mit diesem ähnlich gelagerten Krankheitsbild seit etwa 30 Jahren. Auch dort haben wir gefunden, dass sich der Mechanismus durch intravenöses Immunglobulin (IVIg) hemmen lässt“, erläutert der Gerinnungsexperte Greinacher.

Therapie in den meisten Kliniken verfügbar

Da die Antikörper und der Mechanismus so ähnlich sind, ist es für die Greifswalder nicht verwunderlich, dass eine gezielte Behandlungsmöglichkeit und damit die Wirkung von IVIg die gleiche ist. Deswegen gehen sie davon aus, dass diese Therapie bei vielen Patientinnen und Patienten ebenso wirken wird. „Zurzeit sind wir uns sicher, dass wir den Ärztinnen und Ärzten eine verlässliche Therapie anbieten können“, sagt Greinacher.

Auch zum zeitlichen Auftreten der Komplikationen nach einer AstraZeneca-Impfung konnte Greinacher schon erste Aussagen machen: „Die schweren Komplikationen treten erst ab Tag 4 bis Tag 14 auf und vermutlich danach nicht mehr. Dies ist im Fall der Heparin-induzierten Thrombozytopenie so, und deswegen gehen wir davon aus, dass es hier aller Wahrscheinlichkeit nach auch so ist.“

Eine Behandlung mit dem Medikament sei nur nach der Bildung eines Blutgerinnsels möglich, betont Greinacher, nicht vorsorglich. Betroffene Patientinnen und Patienten können nun in Kliniken mit der vorgeschlagenen Therapie versorgt werden. Das Greifswalder Team will in Kürze eine Publikation dazu vorlegen.

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