Treibstoff für eine emissionsfreie Schifffahrt
Grünes Ammoniak gewonnen aus Wind- und Solaranlagen. Das könnte der grüne Strom der Zukunft sein. Das WIR!-Bündnis CAMPFIRE entwickelt neue Wege für die Herstellung, Speicherung und Verwendung dieses emissionsfreien Energieträgers.
Welche Chancen gibt es für die Anwendung von Ammoniak auf dem Wasser? Und wie lange dauert es noch, bis mit Ammoniak das Licht angeht oder Schiffe und Fähren von Land gehen? Diese und andere Fragen rund um die Möglichkeiten der Anwendung von grünem Ammoniak diskutierten rund 50 Fachleute auf einem World Café in Stralsund. Das Bündnis CAMPFIRE will diese innovative Energietechnik mit Forschungseinrichtungen vorantreiben und maritime Unternehmen im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern für die Anwendung gewinnen.
Federführend ist das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald). 41 Partner, überwiegend Unternehmen, aus Rostock, Stralsund, Greifswald und der Uckermark arbeiten an der ammoniakbasierten Energietechnik. Ganz entscheidend für das Verfahren sind keramische Dünnschichtmembranen, die eine hohe Effizienz und Lebensdauer aufweisen. Durch sie werden ressourcenschonende direkte Energiewandlungsprozesse für Ammoniak möglich und lassen sich rechnen.
STROM, WÄRME, LICHT UND KÄLTE MIT AMMONIAK
„Grünes Ammoniak, das mit erneuerbarer Energie hergestellt wird, ist“ für Angela Kruth vom INP Greifswald, Sprecherin und Koordinatorin von CAMPFIRE, „eine echte Alternative zu fossilen Brennstoffen“. Ammoniak ist leicht zu verflüssigen und zu transportieren. Die Energiedichte beträgt nur die Hälfte von Diesel, ist aber genauso hoch wie bei Methanol, und die Verbrennung von Ammoniak ist CO2-frei. „Wir wollen die Technologien entwickeln, die Ammoniak als kohlenstofffreien Energieträger in der Region wirtschaftlich herstellen können. Das sind die Ammoniaksynthese, die mittels eines Reaktors hergestellt wird, aber auch die elektrochemische Synthese, die direkt aus Luft Stickstoff und Wasserstoff Ammoniak erzeugen kann“, so die Chemikerin Kruth.
Noch sind die Anwender aus dem Bereich der Schifffahrt etwas zurückhaltend was künftige Investitionen in diese Technik betrifft, wie auch das Stralsunder World Café zeigte. Der maritime Sektor ist von der Wirtschaftlichkeit abhängig, da bleibt wenig Raum für Innovationen. Hier zählt vor allem Sicherheit und Effizienz, wie Johannes Gulden, Direktor des Instituts für Regenerative EnergieSysteme von der Hochschule Stralsund erläuterte. Zudem wird die Entwicklung von ammoniakbetriebenen Motoren noch einige Zeit dauern. Als realistische Entwicklung für die nahe Zukunft gilt die Brennstoffzelle als eine kleine Einheit. „Die Chance, die wir jetzt für unsere Region sehen, liegt bei der Systemintegration, also da wo die Motoren ins Schiff kommen. Hier können wir Automatisierungssysteme und Lösungen anbieten“, fasst Gulden ein Ergebnis der Diskussion zusammen. Ein Projekt in CAMPFIRE, geleitet vom Zentrum für BrennstoffzellenTechnik (ZBT), will ein Binnenschiff des Reedereiunternehmens „Weiße Flotte“ als Versuchsträger für eine ammoniakbetriebene Verbrennungskraftmaschine ausrüsten.
DAS THEMA AMMONIAK SICHTBAR MACHEN
Ein drängendes Thema ist auch die zeitnahe Umsetzung. Die Partner rechnen damit, in rund 18 Monaten die Anwendung von grünem Ammoniak publikumswirksam, greifbar und sicher zu demonstrieren, um das Thema Ammoniak voranzubringen und sichtbar zu machen.