Wenn aus Tönen Bilder werden
Die Branche, die aus Geschichten virtuelle Welten zaubert, ist heute ein Wirtschaftsfaktor. 135 Milliarden Dollar setzte die Gaming-Industrie 2018 um. "XReal.berlin" will diese Technologie nutzen, um Musik und Bild in eine neue Dimension zu führen.
Das muss man erst mal schaffen: Als Newcomer gleich einen Präsentationstermin auf der BERLINALE zu bekommen. Luc Moser, Mitinitiator des Innovationsforums Mittelstand „XReal.berlin“ und leitender Mitarbeiter bei „EuroArts“, packte diese Möglichkeit nicht nur beim Schopf, sondern stellte den Experten eines Spezialforums für filmische Innovationen auch die Ergebnisse der mehrmonatigen Arbeit vor.
Echt und künstlich
Das Verbinden von realer und virtueller Welt zählt zu den Wachstumsfeldern der Spielebranche, ist aber inzwischen auch in Filmproduktionen angekommen. Viele kennen mittlerweile die auf den ersten Blick merkwürdig erscheinenden Szenen von Dreharbeiten, bei denen Schauspielerinnen und Schauspieler mit „vorgestellten“, also real nicht vorhandenen Partnern, im Studio spielen. Anschließend geht die Szene dann in die Computer, wo virtuell eine neue Filmwelt entsteht. Diese besondere Mischung aus echt und künstlich scheint eine magische Wirkung auf die Konsumenten zu haben, wie aktuelle Nutzerzahlen belegen.
Barrieren überspringen
Erste Ideen für neue Anwendungen und Geschäftsmodelle gab es bereits zum Start des Innovationsforums, macht Luc Moser deutlich: „Spannend wird es, wenn wir künftig nicht nur die aktiven Künstler real und virtuell verbinden, sondern auch die Nutzer in diese dreidimensionale Welt hineinlassen.“ Damit verbunden könnten Klangräume entstehen, die ein bisher nicht gekanntes Sounderlebnis offenbaren. Und konsequenterweise wären auch Anwendungen zum Beispiel in der Architektur, im Entertainment, der Pädagogik oder auch im Gesundheitswesen denkbar. Also überall dort, wo Zukunft auf Gegenwart trifft.
Ideen werden Projekte
Aus der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg prägen interessante Partner das Gesicht des neuen Bündnisses, beispielsweise die Fraunhofer-Gesellschaft und die Beuth-Hochschule, arte und zdf digital, das Konzerthaus Berlin, die Berliner Philharmoniker und die Berliner Staatsoper, aber auch TUI und Warner Classics.
Ein wichtiges Zwischenergebnis bei Workshops war die Botschaft: Die neue Technik braucht vor allem Inhalt, Geschichten also. Eine erste Projektidee ist „CultureCabin“ mit einer Box, die 360-Grad-Panoramen nicht nur sichtbar macht, sondern die Betrachter in diese Welt hineinlässt.
Ein neues Musikerlebnis
BEYOND – so wird das neue virtuelle Musikerlebnis betitelt. Im Zentrum des dreidimensionalen Raums stehen exklusive Aufnahmen von Konzerten, Oper- und Tanzaufführungen mit Künstlern von Weltklasse; erdacht in der Ideenschmiede des Innovationsforums und mit einem Konzept untersetzt von den Unternehmen Tamschick Media+Space und EuroArts.
Am Anfang steht einfach ein weißes Blatt Papier, das die Besucher in ihren Händen halten. Es dient als erste Projektionsfläche für Partituren, Proben- und Backstageszenen. Lichtdurchlässige Projektionsflächen im Weiteren inszenieren mit der 360-Grad-Technik „das Instrument als Juwel“ oder „Im Kopf des Dirigenten“ – virtuelle Welten und Klänge, in die der reale Besucher eintritt. So könnte es also aussehen, wenn Sound eine visuelle Dimension bekommt.