Zukunft in historischer Kulisse
Annaberg-Buchholz entwickelt sich zum Hotspot für Forschung und Entwicklung in der Bahnbranche. Die 25 Kilometer lange Teststrecke nach Schwarzenberg bietet eine Infrastruktur, die in Deutschland ihresgleichen sucht.
Der Veranstaltungsort des Bürgerstammtisches im Eisenbahnmuseum Schwarzenberg spricht nicht nur Bände, er gibt auch einen Blick darauf frei, wohin die Bahnreise der Zukunft gehen soll. Zwischen glanzgewienerter Dampflok und allerlei historischem Werkzeug berichtet Sören Claus, was auf seinem „Smart Rail Connectivity Campus – SRCC“ in Annaberg-Buchholz zurzeit so alles passiert. Animiert durch die neugierigen Blicke der interessierten Bürgerschaft präzisiert der Technische Leiter des SRCC, dass der Forschungscampus für die Eisenbahn der Zukunft seine neuen Räume bezogen hat. Mit dem dazu gehörenden „Co-Working-Space“ verfüge man nun in Annaberg-Buchholz über ein Raumangebot, das eine innovative, auch zeitlich begrenzte Kooperation zwischen verschiedenen Projektpartnern möglich mache.
Mobilität für die ländliche Region
Aber selbstverständlich sei der Forschungscampus mehr als ein Raumangebot, unterstreicht Sören Claus. Allein die Vielfalt der anstehenden Forschungs- und Entwicklungsprojekte macht die Größe der Aufgaben deutlich: „Neben dem Aufbau des Campus stehen unter anderem ein neu vernetztes Mobilitätskonzept für die ländliche Region Chemnitz-Erzgebirge, die Entwicklung neuer Erprobungs- und Zulassungsprozesse für Künstliche Intelligenz im Schienenverkehr, neue energieeffiziente Antriebe in Zügen, visuelle Fahrgastinfos an Außenscheiben, aber auch der Einsatz der 5G-Technologie für sicherheitsrelevante Bahnanwendungen auf dem Programm“, umreißt der Technikchef den Arbeitsrahmen für die kommenden Jahre.
Neuer ÖPNV-Knoten entsteht
Ein erster ganz praktischer Nutzen für den öffentlichen Verkehr geschieht schon jetzt im Rahmen des Aufbaus des SRCC-Campus. Parallel wird der Untere Bahnhof in Annaberg-Buchholz als moderne Schnittstelle zwischen Bahn und Bus, PKW und Rad ausgebaut. Mit über 90.000 Ein- und Umstiegen pro Jahr sowie 250 Bushalten pro Tag ist diese Station für den Öffentlichen Verkehr in und um Annaberg-Buchholz ein zentraler Knotenpunkt. Neue Stellplätze und Ladestationen für Fahrräder werden das Angebot zeitgemäß erweitern. Mit allem Drum und Dran soll der Forschungscampus im Jahr 2022 fertiggestellt sein. Dann werden auch neue Studiengänge der TU Chemnitz dort ihren Platz finden, die sich zum Beispiel mit Digitalisierung und Bahnforschung befassen.
Nutzen für die Region
Einen weiteren Nutzen für die Öffentlichkeit bietet im Rahmen des SRCC-Projektes die Verlegung von Lichtwellenleiterkabeln entlang der Strecke von Annaberg-Buchholz nach Schwarzenberg. Die sich daraus ergebenden Anwendungen für die Datenverarbeitung können auch von den anliegenden Orten und interessierten Unternehmen genutzt werden.
Arbeitsschwerpunkt für die kommenden Monate wird außerdem das Aufstellen der sechs 5G-Mobilfunkmasten entlang der Teststrecke sein. Die rund zehn Meter hohen Masten werden ein neues Testfeld definieren, wo innovative Bahnnutzungen mit diesem neuen Standard erprobt werden können.