Krankheiten schnell erkennen – Leben retten : Datum:
Im Notfall entscheidet die Zeit über Leben und Tod. Wird sofort die richtige Therapie eingeleitet, haben Patientinnen und Patienten eine Chance. Point-of-Care (POC)-Tests, die in wenigen Minuten direkt vor Ort ein Ergebnis liefern, können dabei helfen. Das mitteldeutsche WIR!-Bündnis DIANA entwickelt deshalb solche Tests.

„Wir brauchen dringend robuste, leicht zu bedienende und sichere Testmöglichkeiten, um Menschen in Not schnell helfen zu können“, sagt Andreas Fichtner auf einem Workshop des WIR!-Bündnisses DIANA im Klinikum Chemnitz. Der Chefarzt für Anästhesie und Notfallmedizin der Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz spricht aus Erfahrung. Er arbeitet regelmäßig in Afrika, wo die Krankenstationen in der Regel schlecht ausgestattet sind und keinen Zugang zu Laboren haben. Insbesondere bakterielle oder virale Erreger lassen sich bisher aber meist nur mit zeit- und ressourcenintensiven Tests in gut ausgestatteten Laboren ausfindig machen.
Die Lücke füllen
Auch in Deutschland fehlen oftmals schnelle, aussagekräftige Tests. „In der Notfallmedizin können wir bisher nur den Blutzucker mit einem Schnelltest messen, mehr nicht“, so Fichtner. Im schlimmsten Fall können Ärztinnen und Ärzte überlebenswichtige therapeutische Maßnahmen nicht sofort einleiten, da sie mehrere Tage auf Testergebnisse warten müssen. Das betrifft insbesondere Tests auf bakterielle Erreger, die ohne schnelle Therapie mit dem passenden Antibiotikum eine lebensgefährliche Sepsis auslösen können. Hier können wenige Stunden über Leben und Tod entscheiden. Mit Point-of-Care-Tests will das Team von DIANA dabei helfen, diese Lücke zu füllen. Einer der Bündniskoordinatoren, Udo Eckert, betont auf dem Chemnitzer Workshop: „Medizinische Innovationen in die Praxis zu bringen, ist schwierig und kann nur durch Kooperationen gelingen“. Genau dafür hat DIANA innerhalb der letzten drei Jahre ein Netzwerk von fast 60 aktiven Partnern aufgebaut. Dazu gehören Unternehmen für Medizintechnik, Elektronik und Werkzeugbau sowie große Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Kliniken in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Mini-Gerät weckt große Hoffnung
Einen ersten Schritt in die Praxis geht das Leipziger Start-Up INTU Diagnostics GmbH. Die kleine Firma ist eine Ausgründung aus DIANA und Bündniskoordinator Dirk Kuhlmeier einer ihrer Gründer. INTU Diagnostics hat ein handliches Test-Gerät entwickelt, das gerade mal so groß ist wie ein Smartphone. „Es ist einfach aufgebaut und braucht weder elektronische Komponenten noch Batterien“, erläutert die Mitgründerin und Ärztin Skaiste Arbaciauskaite. Das macht das Gerät sehr robust. Im Gegensatz zu den Tests für zu Hause, die in Drogerien oder Apotheken erhältlich sind, ist das INTU-Gerät außerdem immer wieder verwendbar. „Das ist nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger“, so die Medizinerin.
Einfach und zuverlässig
Es ist ein simpler und sicherer Selbsttest für Infektionskrankheiten, den auch Laien nutzen können und für den eine Speichelprobe genügt. In wenigen Minuten zeigt das Mini-Gerät ein Ergebnis. Bis zu fünf verschiedene Erreger sollen mit einer Probe gleichzeitig analysiert werden können. Neben Corona- und Influenzaviren sind das Chlamydien und humane Papillomviren. Kommt es gleichzeitig zu einer Infektion mit Chlamydien und mit humanen Papillomviren, erhöht sich das Risiko von Gebärmutterhalskrebs. Deshalb ist es wichtig, die Erreger rasch zu erkennen und die Infektion zu behandeln
Noch ist das Gerät nicht auf dem Markt, doch die INTU Diagnostics hat bereits erste erfolgreiche Feldtests durchgeführt. Geplant ist, das tragbare Mini-Labor künftig auch für gefährliche Krankheitserreger wie Malaria und Tuberkulose zu nutzen. So sollen auch ärmere Länder, in denen die Erreger häufiger auftreten, modernste Diagnostik nutzen können.
Die Teilnehmer des Workshops in Chemnitz sind sich einig: Robuste und günstige Schnelltests, die ohne langwierige Laboruntersuchungen sichere Ergebnisse liefern, werden schnellstmöglich gebraucht – hier in Deutschland und überall auf der Welt.nDIANA arbeitet daran und will das auch in Zukunft tun, deshalb hat sich das WIR!-Bündnis mit der Gründung eines Vereins jetzt auf den Weg zur Verstetigung gemacht.