Maritime Städteverbindungen der Zukunft
Mit der Elektrofähre von Rostock nach Kopenhagen: Dieser Vision ist das RUBIN- Bündnis E2MUT durch Forschung in 34 Teilprojekten nähergekommen. Beim abschließenden Symposium in Rostock thematisierten die Beteiligten auch, welche Rahmenbedingungen E-Mobilität auf dem Wasser ausbremsen.

Das Transportwesen boomt, doch Straßen und Schienen sind überlastet. Wasserstraßen könnten in Zukunft eine wichtige Alternative werden. Die Entwicklung von Elektroschiffen voranzutreiben und ihren Einsatz in der Praxis in näherer Zukunft zu ermöglichen, war das Ziel des RUBIN-Bündnisses E2MUT, das im August 2024 endete.
Eine Vision der Beteiligten ist eine Elektrofähre zwischen Rostock und Kopenhagen. “Wir sind beim Antrieb soweit, dass wir in zwei Jahren Schiffe liefern könnten, die bis Kopenhagen fahren können”, berichtet Christian Schmoll, Bündnissprecher von E2MUT und Geschäftsführer der Rostocker Werft TAMSEN MARITIM.

Solche Erfolge sind der Hartnäckigkeit und Kreativität der Forschenden zu verdanken. „Die Batterie allein war zu schwer, deswegen haben wir uns die sogenannten Range Extender angeschaut,“ nennt Christian Schmoll eines der elementarsten Herausforderungen der E-Mobilität auf dem Wasser. “Aber die Studierenden haben weiter intensiv recherchiert und sich zum Beispiel die Energiedichten der Batterien von Satelliten sowie Leichtbaumaterialen aus dem Flugzeugbau näher angeschaut.”

Innerhalb von drei Verbundprojekten arbeiteten Teams in 34 Teilprojekten. Insgesamt 14 Unternehmen, die Universität Rostock und das Fraunhofer-Institut IGP beteiligten sich. „Die Zusammenarbeit bringt Spaß, man hat es mit hochintelligenten Leuten zu tun”, freut sich Bündnisleiter Dr. Hans-Gerd Bannasch. „Beeindruckend ist, wie wirklich etwas Neues entsteht und an vielen Stellen aus einem Forschungsthema ein Geschäft werden kann. So wurden aus zwei Teilprojekten Patente angemeldet.
Energie sparen mit Tragflügelschiffen
Die Forschungsthemen der Teams waren vielfältig, von verschiedenen Antriebssystemen bis zu Anlegetechnik. Beim Schiffsdesign ging es etwa um modulare Baukonzepte, Leichtbauweise und Klebstoffe, die Schweißungen ersetzen können. „Besonders spannend ist der Ansatz, mit Hydrofoils zu arbeiten”, meint Dr. Bannasch. Hydrofoils sind Tragflügel, die unter dem Schiffsrumpf angebracht werden. Sie erzeugen einen Auftrieb und lassen die Schiffe energiesparend übers Wasser gleiten.
Kurz vor Abschluss des Bündnisses im Juni trafen sich die Beteiligten mit weiteren Akteuren aus der Branche zum Symposium in Rostock. Dabei kam Kritik an den Rahmenbedingungen für die Schaffung von Innovationen auf. Herr Schmoll bemängelte beispielsweise, dass Werften keine Förderung für den Prototypenbau erhielten.

„Die Technologie ist da, wir können sie aber noch nicht nutzen!“
Auch zu viel Bürokratie bremse E-Mobilität auf dem Wasser aus, waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. So berichtete Schiffbauingenieur Carsten Standfuß von TAMSEN MARITIM, dass er zwei Tage gebraucht habe, nur um herauszufinden, welche Regularien für ein Schiff gelten, das ein Reeder in Auftrag geben wollte. „Die Branche ist überreguliert, und das ist in allen Technikbereichen so, die es im Schiffbau gibt.”
Die Forschung sei weit fortgeschritten: „Wir bauen Flügel unter die Schiffe und fahren in drei Stunden nahezu emissionsfrei nach Kopenhagen”, erklärt Standfuß. „Das alles kriegen wir hin.“ Die Probleme lägen woanders. Batterien beispielsweise, die für Bahn, Auto und Flugzeug bereits zugelassen sind, bräuchten fürs Schiff eine neue Zulassung und müssten dafür die gleichen Tests nochmal durchlaufen. Da Schiffbau ein Nischenmarkt sei, lohne sich diese Zulassung für die meisten Batteriehersteller nicht. „Die Technologie ist da, wir können sie aber nicht nutzen!“

E-Schiffe können besonders viel CO2 einsparen
Christoph Witte, Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH, kritisiert, dass bei der Verteilung von Fördergeldern nicht genug darauf geachtet werde, wie kosteneffizient die Maßnahmen zur CO2 -Einsparung sind. “Die Kosten für 23 E-Busse sind etwa so hoch wie der Umbau einer unserer Fähren auf ein vollelektrisches Antriebssystem. Aber mit der Fähre spare ich in etwa das Zehnfache an CO2 ein.” Witte macht Mut, den Einsatz in der Praxis zu wagen. Am Bodensee konnten die Betriebskosten durch den Neubau eines elektrischen Shuttleschiffes zur Insel Mainau um die Hälfte gesenkt werden im Vergleich zum alten Dieselschiff. “Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht und keinerlei Ausfälle nach zwei Jahren hartem Saisonbetrieb!”
Für Dr. Bannasch ist E2MUT erfolgreich verlaufen. Auch Herr Schmoll zieht ein positives Fazit: “Als Industrie setzen wir uns hohe Ziele. Es hat mich positiv überrascht, dass wir das Projekt innerhalb von E2MUT auf so hohem Niveau umsetzen können.”
Dr. Bannasch appelliert an die Politik, Bündnisse wie E2MUT weiter zu ermöglichen, in denen Know- how und Erfahrungen verschiedenster Partner gebündelt werden. “Neue Programme würden helfen, wirtschaftlich schwache Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern durch Forschung, Innovationen und erstklassiges Engineering voranzubringen.“