Wildpflanzen: Die Multitalente der Lausitz : Datum:

Die Lausitz kämpft mit den Folgen des Klimawandels. Wenig Regen und trockene sandige Böden prägen die Region. Das WIR!-Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“ arbeitet daher an Ideen, mit denen sich die Region an den Klimawandel anpassen kann. Bisher kaum erforschte Wildpflanzenarten sollen dabei ein Schlüssel sein.

Die Lausitz erstreckt sich über Deutschland, Polen und Tschechien. Die Region ist besonders vom Klimawandel betroffen.
Die Lausitz erstreckt sich über Deutschland, Polen und Tschechien. Die Region ist besonders vom Klimawandel betroffen. © PRpetuum

Über viel Regen würden sich die Menschen in der Lausitz freuen. Denn in der Region herrscht Dürre. Ein großes Problem für die Landwirtschaft: Teils schlechte Ernten, sinkendes Grundwasser und beschädigte Lebensräume von Tieren und Pflanzen prägen die Region. Genau hier setzt das WIR!-Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“ (LIL) an. Die Besonderheit – Das Bündnis zeigt, wie sich die Lausitz an die Folgen des Klimawandels anpassen kann. Dazu will es die Lausitz zu einer Vorzeigeregion entwickeln. Wildpflanzen könnten dabei ein Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft der Lausitz sein. Denn sie trotzen den extremen Wetterbedingungen des Klimawandels.

Heimische Pflanzen, große Möglichkeiten

„Land-Innovation-Lausitz“ erforscht bisher kaum bekannte heimische Wildpflanzenarten mit großem Potenzial. Sie haben sich perfekt an die kargen, trockenen Böden der Lausitz angepasst, brauchen wenig Wasser und lassen sich unkompliziert anbauen. Somit sind Wildpflanzen wahre Alleskönner. Viele eignen sich als Gewürze, Tees, Nahrungsergänzungsmittel und sogar als Gemüse – und sind dabei oft überraschend schmackhaft und vor allem sehr gesund. Reich an natürlichen Antioxidantien sowie Vitamin C und E können Wildpflanzen das Immunsystem stärken und die Zellen vor Schäden schützen.

Auch der Boden profitiert: Ihre tiefgehenden oder weit verzweigten Wurzelsysteme lockern den Boden und machen ihn durchlässiger für Wasser und Luft. In einer vielfältigen Pflanzengemeinschaft fördern sie zudem die Biodiversität im Boden. So verbessern Wildpflanzen die Bodenqualität und fördern das Pflanzenwachstum.

Nachtkerze und Bibernelle: Nachhaltige Schätze der Lausitz

Die „Gemeine Nachtkerze“ und die „Kleine Bibernelle“ haben sich als besonders vielversprechende Wildpflanzenarten herausgestellt. Die Nachtkerze hat sich optimal an die trockenen Böden der Lausitz angepasst. Ihre tiefen Wurzeln versorgen sie mit Wasser aus tieferen Bodenschichten. Darüber hinaus ist das begehrte Nachtkerzenöl reich an Omega-6-Fettsäuren. So wird es in der Kosmetikindustrie und sogar als Heilmittel gegen Hauterkrankungen verwendet. Doch die Nachtkerze hat noch mehr zu bieten: Ihre Wurzeln sind essbar und erinnern im Geschmack an Möhren. Zudem können die Blüten als essbare Dekoration genutzt werden.

Die Nachtkerze hat sich optimal an die trockenen Böden der Lausitz angepasst. Ihre tiefen Wurzeln versorgen sie mit Wasser aus tieferen Bodenschichten.
Die Nachtkerze hat sich optimal an die trockenen Böden der Lausitz angepasst. Ihre tiefen Wurzeln versorgen sie mit Wasser aus tieferen Bodenschichten. © Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ)

Auch die „Kleine Bibernelle“ birgt großes Potenzial. Die Wildpflanze gedeiht hervorragend in der Lausitz, denn sie ist relativ hitzeresistent und bevorzugt humusarmen Boden. Außerdem enthält sie ätherische Öle in ihren Wurzeln, die als Nahrungsmittel verwendet werden können. In der Likörindustrie wird die Bibernelle als wertvoller Zusatzstoff für Magenbitter eingesetzt. Das alkoholische Getränk fördert die Verdauung und lindert Magenbeschwerden.

Die „Kleine Bibernelle“ gedeiht hervorragend in der Lausitz, denn sie ist hitzeresistent und bevorzugt humusarmen Boden.
Die „Kleine Bibernelle“ gedeiht hervorragend in der Lausitz, denn sie ist hitzeresistent und bevorzugt humusarmen Boden. © Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ)

Sowohl die „Gemeine Nachtkerze“ als auch die „Kleine Bibernelle“ sind reich an antimikrobiellen Substanzen, die gegen Bakterien, Viren und Pilze wirken. Die LIL-Projekte InnoWild und InnoWert erforschen daher, wie die Pflanzen als natürliche Alternativen zu synthetischen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden können. So könnten sie Schädlinge und Krankheiten bekämpfen und dabei gleichzeitig die Umwelt schützen. Beide Projekte beschäftigen sich auch mit den Herausforderungen, die mit dem Anbau von Wildpflanzenarten einhergehen. Sie untersuchen zum Beispiel wie die Keimfähigkeit verbessert werden kann und optimale Erntezeitpunkte gefunden werden.

Zukunft gestalten: Die Lausitz als Modellregion

Wildpflanzen eröffnen also zahlreiche Möglichkeiten für nachhaltige Produkte. Die LIL-Projekte unter Federführung des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) erforschen ihr gesamtes Potenzial, indem sie Stängel, Samen, Blätter und Wurzeln umfassend untersuchen. Dabei entstehen neue Ansätze für Lebensmittel, Kosmetik, Medikamente, Tees, Gewürze und biobasierte Pflanzenschutzmittel.

Ein weiterer Baustein des Projekts ist die Konzeption eines Innovationszentrums für Wildpflanzenanbau in der Lausitz. Das Zentrum soll als Fortbildungs- und Wissensplattform dienen und den gezielten Einsatz von Wildpflanzen fördern. „Land-Innovation-Lausitz“ will die Lausitz zu einer Modellregion für nachhaltige Landnutzung im Klimawandel entwickeln, die gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich bleibt.