Innovative Abwärmenutzung in der Lausitz

Das Projekt ANKIP des Bündnisses „Life & Technology“ will industrielle Abwärme recyceln. Dazu nimmt es die Interessen und Potenziale von rund 130 Lausitzer Unternehmen unter die Lupe.

Am 4. November 2024 fand das 33. Energieseminar in Görlitz statt, bei dem das ANKIP-Team die neuesten Ergebnisse des Projekts präsentierte.
Am 4. November 2024 fand das 33. Energieseminar in Görlitz statt, bei dem das ANKIP-Team die neuesten Ergebnisse des Projekts präsentierte. © Life & Technology

Abwärme ist die Wärme, die bei einem Prozess entsteht, jedoch nicht genutzt wird. In jedem Haushalt entsteht Abwärme, beispielsweise wenn durch die offene Backofentür warme Luft entweicht. Was im Privaten kaum ins Gewicht fällt, kann bei den eindeutig höheren Temperaturen in der Industrie schnell ein deutschlandweit ungenutztes Potenzial von Milliarden Euro bedeuten. Dabei bietet Abwärme viele Möglichkeiten: Unternehmen können durch ihre Nutzung Energiekosten und CO₂-Emissionen senken. An dieser Stelle setzt das Projekt „ANKIP - Entwicklung von Abwärme-Nutzungskonzepten für industrielle Prozesse“ an.

Erfassung und Analyse des Abwärmepotenzials

ANKIP ist ein Projekt des Bündnisses „Life & Technology“ und unterstützt Unternehmen aus der Lausitz bei der Umsetzung innovativer Abwärmenutzungskonzepte. Das Bündnis will mit Strategien und Technologien zur Nutzung überschüssiger Wärme klimaschädliche Treibhausgasemissionen und Energiekosten senken.

In einem ersten Schritt wurden die Abwärmepotenziale in den Unternehmen und deren Größenordnung erfasst. Dafür hat das Projektteam rund 130 Lausitzer Unternehmen befragt. Das Ergebnis: Die untersuchten Unternehmen decken 80 % ihres Wärmebedarfs durch fossile Brennstoffe ab. Dabei handelt es sich um einen enormen Anteil, der gleichzeitig eine große Chance darstellt. Denn durch effiziente Abwärmenutzung können die Unternehmen ihren fossilen Energieverbrauchs stark reduzieren. Zudem können sie ihre Klimabilanz verbessern und ihre Energiekosten senken.

Eine weitere zentrale Erkenntnis der Erhebung: Die Unternehmen besitzen sowohl ein großes Potenzial als auch ein großes Interesse an der Abwärmenutzung. Daher hat ANKIP zusammen mit seinem Bündnispartner USE MY ENERGY Werkzeuge entwickelt, mit denen verschiedene Abwärmenutzungskonzepte simuliert und bewertet werden können. So konnte das Team auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnittene Lösungen entwickeln.

Insbesondere die Olbersdorfer Guß GmbH hat ANKIP näher untersucht und mehrere Effizienzmaßnahmen abgeleitet. So kann die Gießerei ihren Energieverbrauch senken, indem sie die Abwärme der Schmelzöfen zum Heißen nutzt sowie ihre Vorwärmprozesse optimiert. Mindestens eine der Maßnahmen will der sächsische Mittelständler bereits in absehbarer Zeit umsetzen.

Herausforderungen bei der Nutzung von Abwärme

Eine wesentliche Herausforderung bleibt jedoch bei der direkten Weiternutzung von Hochtemperatur-Abwärme. Denn sie kann häufig erst mit zeitlicher Verzögerung in anderen Prozessen genutzt werden. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Wärme kurzfristig zwischenzuspeichern.

Wie das gelingen kann, erforscht „Life & Technology“ im Projekt EDWENIA. Dabei baut das Bündnisteam auf den Projektergebnissen von ANKIP auf. Ziel ist die Entwicklung effizienter und wirtschaftlicher Wärmespeicher für industrielle Abwärme, um sie zeitversetzt in anderen Prozessen nutzen zu können.