Grüner Wasserstoff plus Sekt
Auf Basis einer 100-jährigen Bahntradition entwickelt das "TRAINS"-Bündnis nachhaltige Technologien für die Schiene und stärkt damit die Wirtschaftsregion Dessau-Roßlau. Auf Sachsen-Anhalts Leitmarkt „Mobilität“ ist TRAINS ein Vorzeigeprojekt.
„Meine Kinder nehmen an 'Fridays for Future'-Veranstaltungen teil, dem möchte ich in meinem Arbeitsalltag nicht zuwiderhandeln“, sagt Mike Eberle, der auch als Geschäftsmann einen grünen Fußabdruck hinterlassen möchte. Eberle führt die Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei in Freyburg zum wirtschaftlichen Erfolg – bislang von Diesel angetrieben über Straßen und Schienen. Sein eigener Antrieb, diese Dinge zu verändern, habe ihn zu TRAINS geführt, sagt Eberle.
„TRAINS – Wandel zur Technologieregion: Zukunftssicherung der Region Anhalt durch Innovative und Nachhaltige Technologien für Schienenverkehrssysteme“ ist der Name des Bündnisses aus Wirtschaft und Wissenschaft, das innerhalb des BMBF-Programms „ WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gefördert wird. Angesiedelt ist die Initiative in der anhaltischen Region um Dessau-Roßlau, einem Bahn-Standort mit über 100-jähriger Tradition.
Die Wirtschaftsförderer der Stadt sind hochinteressiert daran, den Wirtschaftsstandort durch die TRAINS-Vorhaben zu stärken und hatten kürzlich gemeinsam mit dem Bündnis zur Veranstaltung „TRAINS – Strukturwandel gestalten“ eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kamen gern an den Ort, von dem schon vor über 100 Jahren mobiler Pioniergeist ausging, als hier Hugo Junkers 1914 das erste Flugzeug ganz aus Metall baute. So schien den Veranstaltern das Gelände der ehemaligen Junkers-Werke Dessau ein geeigneter Ort, neben den visionären Mobilitätskonzepten auch die historischen zu zeigen.
TRAINS als Arbeitgeber-Marke
Jürgen Ude, Staatssekretär in Sachsen-Anhalts Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, signalisierte Unterstützung des TRAINS-Vorhabens. Es sei auf dem Leitmarkt „Mobilität und Logistik“ innerhalb der regionalen Innovationsstrategien ein Vorzeigeprojekt, das die Energiewende vorantreiben könne.
Digitale Innovationen für Schienensysteme und der Grüne Wasserstoff sind die Antriebe von TRAINS. Mittels Computer-generierter Modelle können die Visionäre jetzt schon zeigen, was ihnen bildlich vor Augen schwebt: Auf einem alten Güterbahnhof gegenüber dem Umweltbundesamt in Dessau und nahe der Hochschule Anhalt soll ein "TRAINScenter" entstehen; ein modern ausgestattetes Forschungs- und Technologiezentrum, das unter der Arbeitgeber-Marke TRAINS hochwertige Jobs bietet. Digitale Antriebs-, Mess- und Sicherheitstechniken sollen hier entwickelt werden sowie ein Labor mit digitalen Zwillingen zu Prüfung und Zertifizierung dieser neuen smarten Technologien. Im Fokus steht die vorausschauende Instandhaltung, das intelligente Management der Alterungsprozesse von Bauteilen, um Ausfälle und unnötigen Kosten zu vermeiden. Das TRAINScenter soll sich zu einer infrastrukturellen und wissenschaftlich-technischen Kooperationsplattform für Firmen wie auch für Startups der Bahntechnikbranche entwickeln – und sich international etablieren.
Synergien zwischen TRAINS und HYPOS
Nicht mehr als Animation, sondern ganz real auf dem Prüfstand steht im Wissenschaftlich-Technischen Zentrum für Motoren- und Maschinenforschung Roßlau (WTZ) der Prototyp eines Motors, der für den Erdgas-Wasserstoff-Mischbetrieb geeignet ist. Als TRAINS-Partner entwickelt das WTZ einen Motor, mit dem dieselbetriebene Triebzüge umgerüstet werden können. In zwei Jahren soll der grüne H2-Forschungstriebwagen auf der Bahnstrecke zwischen Dessau und dem Wörlitzer Gartenreich auf emissionsfreie Fahrt durch die UNESCO-geschützte Biosphärenlandschaft Mittelelbe gehen.
Die IHK Halle-Dessau sieht viel Potenzial für Synergien, die sich etwa aus der Nähe zur Wasserstoffregion Mitteldeutschland mit ihrem HYPOS-Netzwerk oder zu den Energieparks in der Region ergeben.
Auch der Visionär aus der Weinregion an Saale und Unstrut setzt Vertrauen in die TRAINS-Forschungen. „Wenn Wasserstoff in Triebzügen funktioniert, kann er sicher bald auch den Güterzügen die nötige Zugkraft verleihen“, sagt Rotkäppchen-Chef Eberle.