Technisch perfekt auf der Piste: das intelligente Snowboard

Für einen besseren Fahrstil beim Snowboarden könnten in Zukunft spezielle Sensoren und eine App sorgen. Eine technische Herausforderung: Damit das smartBOARD Realität wird, setzt das sächsische WIR!-Bündnis smartERZ auf die Stärken der regionalen Leichtbau- und Textilindustrie.

Die perfekte Haltung auf dem Snowboard lässt sich lernen, ganz ohne Trainer, nur mit Sensoren und einer App.
Die perfekte Haltung auf dem Snowboard lässt sich lernen, ganz ohne Trainer, nur mit Sensoren und einer App. © silbaerg GmbH

Carven oder Driften – also auf der Kante fahren oder Rutschen – das sind die grundlegenden Techniken, mit denen Snowboarderinnen und Snowboarder über die Pisten schwingen. Die Körperhaltung spielt dabei eine wichtige Rolle. Als passionierter Snowboarder weiß Jörg Kaufmann das. Bis heute hat der inzwischen promovierte Ingenieur ein Auge dafür: „Es ist ein Graus zu sehen, dass 80 Prozent der Snowboarder technisch schlecht fahren.“

Seit 2011 produziert Kaufmann mit seiner Firma silbaerg GmbH in Chemnitz Boards mit einzigartigen technischen Eigenschaften. Nun will er auch die Technik der Snowboarder verbessern. Dafür startete er, gemeinsam mit regionalen Unternehmen und der Technischen Universität Chemnitz, das Projekt smartBOARD. „Wir wollen über die Sensorik im Brett messen, wie die Schwünge gefahren werden und den Fahrerinnen und Fahrern über eine App Hinweise geben, was sie verbessern können“, erläutert Jörg Kaufmann die Idee hinter dem Vorhaben. Schließlich ist nicht immer ein Lehrer dabei, der das überprüfen kann. 

Gestickt und versteckt 

Das smartBOARD-Team entwickelt dafür spezielle Sensoren, die in den Snowboards verbaut werden. Das sind zum einen Dehnungs- und Beschleunigungssensoren, die messen, wie das Brett während des Fahrens belastet wird. Zum anderen sollen GPS-Sensoren die Position des Boards im Raum bestimmen. Positiver Nebeneffekt: Die von außen nicht sichtbaren, ins Brett integrierten GPS-Sensoren sorgen auch für Diebstahlschutz, denn hochwertige Snowboards werden immer öfter gestohlen.

„Wir haben die ersten Prototypen mit normalen Beschleunigungssensoren gebaut und Testfahrten damit gemacht“, berichtet Jörg Kaufmann. Die ersten Versuche haben jedoch gezeigt, dass sie den harten Bedingungen im Snowboard nicht standhalten, da die Fallbeschleunigung während der Fahrt auf das 16-fache steigen kann. 

Auf der Suche nach Lösungen kommt die regionale Textilkompetenz ins Spiel. „Wir bauen jetzt den nächsten Prototyp mit gestickten Sensoren“, so Kaufmann. Diese Idee will der Chemnitzer Unternehmenspartner LSE (Lightweight Structure Engineering) GmbH umsetzen, der sich mit Leichtbau und technischen Textilien auskennt. Bei der LSE sollen die Dehnungs- und Beschleunigungssensoren auf spezielle Textilien gestickt und dann in das Snowboard integriert werden. Das ist etwas völlig Neues.

Hightech auf der Piste: Dieses Snowboard mit integrierten Sensoren nutzt das smartBOARD-Team für Praxistests in den französischen Alpen.
Hightech auf der Piste: Dieses Snowboard mit integrierten Sensoren nutzt das smartBOARD-Team für Praxistests in den französischen Alpen. © silbaerg GmbH

Spielerisch Lernen

Wenn alle Sensoren ins Brett eingebaut sind und einwandfrei funktionieren, soll eine App die Ergebnisse auswerten. So bekommen die Snowboarderinnen und Snowboarder eine Rückmeldung zu ihrem Fahrstil. „Die Vision ist eine App, die ich über ein Abo downloaden kann und mit der ich meinen Snowboardlehrer überall dabei habe“, fasst Jörg Kaufmann zusammen. Das hilft vor allem Anfängerinnen und Anfängern, aber auch Fortgeschrittene haben einen spielerischen Nutzen davon: „Ich kann in den Wettbewerb mit anderen treten, die dieselbe App haben. Sie zeigt zum Beispiel an, wer weiter gesprungen ist und wessen Trick besser war.“ 

Recycling mitgedacht

Neben den neuen Technologien haben Jörg Kaufmann und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter auch die Umweltfreundlichkeit der High-Tech-Boards im Kopf. „Momentan ist das Nachhaltigkeitskonzept von smartBOARD die Regionalität, also kurze Transportwege innerhalb der Lieferkette bis zum Vertrieb“, sagt der Ingenieur. „Aber wir denken auch über Recycling-Konzepte nach. Wir würden die Bestandteile des Brettes nach dem Lebenszyklus gerne trennen und wiederverwenden.“ Doch die Boards müssten alle zum Hersteller zurück, das verursacht hohe Transportkosten. Außerdem lassen sich die Sensoren nach Ablauf ihrer Lebenszeit nicht wiederverwenden. Bis Ende 2025 hat das smartBOARD-Team noch Zeit, dafür Lösungen zu finden. 

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