Die Revolution des Gesundheitswesens
Auf der Zukunftskonferenz des WIR!-Bündnisses Health.AI Saar standen aktuelle Trends im Bereich der künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen im Fokus. Die Schlagworte des Tages: Individualisierung von Gesundheit.
Zum zweiten Mal hat Health.AI Saar am 13. Juni zur Zukunftskonferenz nach Saarbrücken eingeladen. Das WIR!-Bündnis mit der Kernregion Saarlouis, Neunkirchen und Saarbrücken verknüpft die Potentiale gesundheitswirtschaftlicher Entwicklung mit Innovationen des IT-Sektors. Ein besonderer Fokus dabei – künstliche Intelligenz (KI).
Das Gesundheitssystem im Umbruch
Nach einem Eröffnungsvortrag zum Thema „Innovationstrends im Bereich Gesundheit und KI“ durch den finnischen Gastredner Esko Reinikainen, lädt das Bündnis die Konferenzteilnehmenden direkt zum Mitmachen ein. Im Rahmen des interaktiven Workshopformats „World-Café“ kommen sie zu verschiedenen Themen ins Gespräch: Der Austausch ist rege.
Gesprochen wird beispielsweise über die Finanzierung des Gesundheitswesens. Am Ende steht fest, der finanzielle Spielraum für kurzfristige Innovationen ist gering, der Bedarf an Innovationen groß. Die Dualität von Qualitätsverbesserung und Zeitersparnis in Zeiten von Fachkräftemangel wird in der nächsten Gesprächsrunde deutlich. Die zentrale Erkenntnis der Diskussionen: Das System ist im Umbruch. Health.AI Saar will daher ein stärkeres Bewusstsein für die Veränderungen im Gesundheitswesen schaffen. Ein individuelles und proaktives Gesundheitswesen brauche Innovation und Kompetenzaufbau. Die Ideen aus der Wissenschaft müssten in die Anwendung kommen, da sind sich die Diskutierenden einig.
Die Gesellschaft wird älter
Das Gesundheitswesen präventiver zu gestalten, um dem Fachkräftemangel und der gleichzeitig älter werdenden Gesellschaft gerecht zu werden, ist das große Anliegen von Dr. Helmut Hildebrandt. Er ist Vorstandsvorsitzender von OptiMedis und Beiratsmitglied des WIR!-Bündnisses. Sein Ansatz: Lokale Akteure und Akteurinnen aus Gesellschaft und Gesundheit vernetzen sich miteinander und übernehmen für die Gesundheit der Bevölkerung Verantwortung. Das bündelt Kompetenzen und fördert sowohl das Gemeinschaftsgefühl als auch die Gesundheit der Menschen in den Regionen. „Das klassische Sektoren- und Institutionendenken im Gesundheitswesen ist überholt, heute geht es um interprofessionelle und auf die Vermeidung von Erkrankungen ausgerichtete Investitionen“, so Hildebrandt.
Neue Rolle der Patientinnen und Patienten
“Es reicht nicht mehr, nur am Patienten zu arbeiten“, sagt Prof. Dr. Martin Dietrich, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Management im Gesundheitswesen, Innovation und Vorsorgeentwicklung. Vielmehr müssten auch im Gesundheitsbereich die Patientinnen und Patienten als Nutzerinnen und Nutzer von medizinischen Dienstleistungen und Medikamenten wahrgenommen werden. Und auch innerhalb der Entwicklung neuer medizinischer Angebote, Produkte und Technologien müsse mehr Dialog mit den Kundinnen und Kunden stattfinden, damit sie bei den Menschen ankommen und genutzt werden.
Datenräume zusammenbringen
Am Nachmittag standen dann die medizinischen „Datenschätze“ aus der Region, wie beispielsweise das net-ra Register zur Regionalanästhesie, im Fokus der Veranstaltung. Die Medizin braucht sehr spezifische Daten, die oft nicht frei zugänglich sind und fragmentiert abliegen. Das Ziel für eine effektive Nutzung ist daher die Zusammenführung von medizinischen Daten. Das hilft, erfolgreiche Behandlungsmethoden zu identifizieren und umfassende Datenbanken aufzubauen. Ein zentraler Erfolgsfaktor dabei – die Kompatibilität der Daten.
Ein Blick in die Zukunft
Zum Abschluss der Veranstaltung wagte das WIR!-Bündnis noch einen Blick in seine Zukunft. Health.AI Saar decke schon jetzt viele Themen im Bereich KI und Gesundheitswesen ab und sei somit thematisch breit aufgestellt. Die Qualität der Datensätze und Projekte soll weiterhin an erster Stelle stehen. Für die Zukunft sei es jedoch wichtig, die Verwertung und die Einbindung der Nutzenden stärker in den Fokus zu nehmen.