Roboter als Forstarbeiter – wie der Wald genesen kann

Durch den Klimawandel sind unsere Wälder bedroht. Trockenheit, Feuer und Schädlingsbefall machen ihnen zu schaffen. Wie dem Wald zu helfen ist und gleichzeitig eine klimafreundliche Wirtschaft entstehen kann, will das Thüringer WIR!-Bündnis Holz-21-regio zeigen.

Noch wird der Roboter skeptisch beäugt, doch geht es nach Gunther Notni (links neben Bündnissprecher Erik Findeisen), soll er schon bald bei Baumpflanzungen helfen.
Noch wird der Roboter skeptisch beäugt, doch geht es nach Gunther Notni (links neben Bündnissprecher Erik Findeisen), soll er schon bald bei Baumpflanzungen helfen. © PRpetuum GmbH, Petra Dahl

Auf Knopfdruck steht der hochbeinige Roboterhund von seiner Decke auf. Gunther Notni hat die Fernsteuerung in der Hand und demonstriert dem anwesenden Publikum, wie moderne Technologien beim Baumpflanzen helfen können. Notni ist Professor für Qualitätssicherung und industrielle Bildbearbeitung an der Technischen Universität Ilmenau und Vize-Sprecher des WIR!-Bündnisses Holz-21-regio. Das Bündnis hat für eine große Baumpflanzaktion in den Thüringer Wald geladen. 500 Douglasien sollen hier heute in die Erde kommen.

Baum pflanzen leicht gemacht

Sogar der amtierende Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow will dabei helfen – und natürlich der vierbeinige Roboter. Obwohl der heute nur symbolisch ein paar kleine Douglasien-Setzlinge auf dem Rücken trägt. In Zukunft soll er viel mehr tun, denn Bäume zu pflanzen, ist gar nicht so leicht. Mit Hacke oder Spaten muss ein ausreichend tiefes Loch gegraben, die Setzlinge anschließend gut positioniert und ihre Wurzeln mit Erde bedeckt werden. Dabei soll uns Robotertechnik künftig unter die Arme greifen – so die Idee des Forschungsteams um Gunther Notni und deren Projektpartner. Der äußerst bewegliche Roboter kann bei der schweren körperlichen Arbeit entlasten, zum Beispiel Setzlinge transportieren und Pflanzlöcher bohren. Künftig könnten Baumpflanzungen automatisiert ablaufen, gesteuert aus der Ferne. 

Wald erhalten mit Robotern

Das ist aus vielerlei Gründen relevant. Zum einen geht es dem Wald in Thüringen durch die Auswirkungen des Klimawandels schlecht. Nur noch 18 Prozent der Bäume gelten als gesund. Dürren und Schädlinge, Stürme und Feuer setzen ihnen zu. Um den Wald in Zukunft zu erhalten, braucht es viele neue Bäume und daraus erwachsende widerstandsfähige Waldgesellschaften. Das ist wichtig für das Überleben des gesamten Ökosystems Wald, vor allem aber für uns Menschen. Neben vielen lebenswichtigen Funktionen, die der Wald erfüllt, entziehen Bäume der Atmosphäre CO2 und sorgen so für sauberere Luft. Groß angelegte Baumpflanzungen sind allerdings nur mit vielen Helfern möglich, und auch in der Forstwirtschaft herrscht Fachkräftemangel. Hier kommen die Roboter ins Spiel.

Beobachten und Schlüsse ziehen

Die Maschinen können sowohl beim Pflanzen helfen als auch bei der anschließenden viele Jahre dauernden Pflege der jungen Bäume. Nur Baumarten, die mit dem veränderten Klima zurechtkommen, wie zum Beispiel Douglasien, sollen gepflanzt werden. Das Anwachsen der unterschiedlichen Baumarten hängt von verschiedenen Bedingungen ab – zum Beispiel von Boden, Niederschlag und Nährstoffverfügbarkeit. Deshalb ist es wichtig, die kleinen Pflanzen, zu beobachten und deren Wachstum zu analysieren. Dazu will das Team um Gunther Notni neben Robotern auch Spezialkameras und Sensortechnik einsetzen. Sie sollen die Bodenfeuchtigkeit, Niederschläge und Sonneneinstrahlung messen. Multispektral- und 3D-Kameras könnten die Vitalität und das Wachstum der Mini-Bäume überwachen. Sie erkennen frühzeitig den Befall von Schädlingen oder Pilzen, sodass der Mensch sofort eingreifen und helfen kann. Der Plan ist, alle gewonnenen Daten zentral zu erfassen und auszuwerten. Forstwirtschaftliche Einrichtungen können dann darauf zugreifen.

Rundgang durch die Schwarzmühle GmbH: Sägewerke wie dieses gibt es viele in Thüringen, regionale Wertschöpfung kaum. Holz-21-regio will Unternehmensgründungen für die Weiterverarbeitung des Holzes unterstützen.
Rundgang durch die Schwarzmühle GmbH: Sägewerke wie dieses gibt es viele in Thüringen, regionale Wertschöpfung kaum. Holz-21-regio will Unternehmensgründungen für die Weiterverarbeitung des Holzes unterstützen. © PRpetuum GmbH, Petra Dahl

Gut für den Wald – gut für die Wirtschaft

Ein gesunder Wald ist für uns Menschen überlebenswichtig, genauso wie eine klimafreundliche Wirtschaft. Um die anzukurbeln will das Bündnis Holz-21-regio eine regionale, wertschöpfende Holzverarbeitung in Thüringen schaffen. Das Holz soll hier künftig nicht nur gepflanzt und geerntet, zersägt und verkauft, sondern auch weiterverarbeitet werden. Zum Beispiel für den nachhaltigen Holzbau. Davon würden sowohl die Region, als auch urbane Zentren außerhalb Thüringens profitieren. Innovative Fertigteile für Häuser aus Holz könnten in Thüringen produziert und in ganz Deutschland verbaut werden, insbesondere in Ballungsgebieten mit knappem Wohnraum. Mit Holzbauten aus Fertigteilen kann dort nachhaltig und günstig Wohnraum entstehen – sowohl durch den Ausbau bestehender Häuser, als auch durch Neubauten. Welche Ideen Forschende dazu haben, und inwieweit daraus Impulse für Firmengründungen und somit die Stärkung der Wirtschaft werden können, ist im Reallabor von Suhl-Nord zu erfahren. In der ehemaligen Plattenbausiedlung der thüringischen Kleinstadt soll ein klimaneutraler Campus entstehen, auf dem Wissenschaft und Wirtschaft eng kooperieren. Forschungsergebnisse sollen von hier aus den Weg in die Praxis finden. So können neue Unternehmen mit interessanten Jobs entstehen, die Fachkräfte anziehen und die ländlichen Regionen in Thüringen wirtschaftlich stärken. Diesen umfassenden Strukturwandel will Holz-21-regio als langfristiges Ziel und zur Verstetigung des Bündnisses schaffen.