Kooperation statt Konkurrenz

Das erfolgreiche Prinzip der Open Software, also frei nutzbare Quelltexte von Computerprogrammen, ist auch auf Hardware übertragbar. Open Hardware sind technische Geräte mit offen zugänglichen Bauplänen. Die Chemnitzer T!Raum-Initiative OSHOP will dieses Konzept sächsischen Maschinen- und Anlagenbauern, aber auch Handwerksbetrieben näher bringen.

Einfache und klare Botschaft: Die Flyer der sächsischen T!Raum-Initiative OSHOP zeigen, wofür Open Hardware gut sein kann.
Einfache und klare Botschaft: Die Flyer der sächsischen T!Raum-Initiative OSHOP zeigen, wofür Open Hardware gut sein kann. © OSHOP

Ob 3D-Drucker, Staubsauger oder Leiterplatte – wenn die Bauanleitung frei zugänglich ist, können technisch Versierte solche Geräte relativ leicht nachbauen. Noch ist das Prinzip eher im Hobbybereich etabliert, doch es kann auch für Profis äußerst nützlich sein. Genau das will die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte T!Raum-Initiative OSHOP zeigen. Unternehmen können ihre Technologie gemeinsam mit den Ideen der Mitnutzerinnen und Mitnutzer weiterentwickeln und verbessern – eine Win-Win-Situation. „Mit Open Hardware kann der Zugang zu Innovationen vereinfacht werden“, sagt Dirk Reichelt, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden und Koordinator von OSHOP. „Ich sehe Open Hardware außerdem als Befähiger für die Kreislaufwirtschaft. So können Produkte auch nach ihrem eigentlichen ‚Lebensende’ repariert, verbessert oder weiterentwickelt werden.“ Dafür plant OSHOP schon ein ganz konkretes Projekt. Gemeinsam mit einer Tischlerei wollen die Forschenden eine Maschine modernisieren, die vom Hersteller keinen technischen Support mehr hat, also veraltet ist. Statt eine neue, teure Maschine anzuschaffen, soll die alte mithilfe von Open Hardware für neue Arbeitsanforderungen ertüchtigt werden.

Vorteile offener Baupläne

Um das Prinzip der Open Hardware in die Praxis zu bringen, wollen die Beteiligten der T!Raum-Initiative OSHOP sächsische Maschinen- und Anlagenbauer ins Boot holen. Doch der Weg dorthin ist steinig, denn vielen Unternehmen ist das Open-Hardware-Konzept noch unbekannt. Das zeigt die Initialstudie von OSHOP, mit der die Stimmung zu dem Thema erfasst werden sollte. Auch wenn mehr als 70 Prozent der Befragten Open Hardware grundsätzlich interessant und vorstellbar finden, ist ihnen die konkrete Umsetzung unklar. Um den kleinen und mittelständischen Betrieben das Prinzip näherzubringen, plant das OSHOP-Team zum einen individuelle Workshops und zum anderen einen Demonstrator für elektronische Funktionsprüfungen. Der soll alle Aspekte von Open Soft- und Hardware zeigen. Die Details, also Quelltexte und Baupläne, sind dann über eine Datenbank abrufbar. Ziel ist es, die Vorteile dieser offenen Arbeitsweise zu demonstrieren. Das sind vor allem die Reduzierung der Kosten durch die gemeinsame Entwicklung und Nutzung von Technologien sowie die Möglichkeit der Reparatur und damit Langlebigkeit der Produkte. Selbst den Fachkräftemangel sollen kleine Unternehmen mit Open Hardware kompensieren können.

Gemeinsam Ideen entwickeln

So ermöglicht Open Hardware zum Beispiel individuell konfigurierbare Maschinen, mit der schnell und kostengünstig unterschiedliche Bauteile hergestellt werden können. Auch das will OSHOP in einem Projekt zeigen.

„Gleichzeitig werden die Wertschöpfungsketten und Produkte immer komplexer“, sagt Dirk Reichelt. „Mit Open Hardware kann in Netzwerken gemeinsam an Innovationen gearbeitet werden.“ Zu solchen Netzwerken sollen auch Forschungseinrichtungen gehören. So können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Ideen in neue Produkte oder die Verbesserung bestehender Technologien einfließen lassen. Das hilft mittelständischen Betrieben und bringt den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis voran. Um Erfahrungen über erfolgreiche Open-Hardware-Projekte auszutauschen, hat OSHOP die erste Open-Hardware-Konferenz in Dresden organisiert, die am 30. September und 1. Oktober 2024 stattfindet. Hier will die T!Raum-Initiative auch mit Unternehmerinnen und Unternehmern ins Gespräch zu kommen, um gemeinsame Projekte zu initiieren.