Blaupause für kreislauffähige Kommunen

Wie können die Verwaltungen von Wuppertal, Solingen und Remscheid den Einstieg des Bergischen Städtedreiecks in eine Kreislaufwirtschaft unterstützen? Diese Frage hat das REGION.innovativ-Bündnis bergisch.circular untersucht – und sich etwas Besonderes einfallen lassen, um seine Erkenntnisse anderen Kommunen zugänglich zu machen.

Drei spannende Jahre liegen hinter dem Projektteam von bergisch.circular. Im Mai hat sich das REGION.innovativ-Bündnis zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung in Wuppertal getroffen.
Drei spannende Jahre liegen hinter dem Projektteam von bergisch.circular. Im Mai hat sich das REGION.innovativ-Bündnis zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung in Wuppertal getroffen. © bergisch.circular

Theoretisch ist es simpel: Wer ohne Wohlstandseinbußen Ressourcen erhalten und die Umwelt schonen will, muss Produkte, Komponenten und Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf halten – etwa durch Teilen, Wiederverwenden, Aufarbeiten, Reparatur oder Recycling. Doch in der Praxis ist der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft keineswegs einfach. Städten und Kommunen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Interaktiver Leitfaden

Die Partner von bergisch.circular haben Maßnahmen und Strukturen entwickelt, mit denen die Kommunalverwaltungen im Bergischen Städtedreieck die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft einleiten können. Zum Abschluss der dreijährigen Projektförderung haben sie jetzt eine interaktive PDF-Datei vorgestellt, die sie Blueprint nennen. „Der Begriff Blueprint bezeichnet in der Architektur und dem Bauwesen eine technische Zeichnung, die als grundlegender Entwurf für ein Gebäude dient. Sie ermöglicht einheitliche und genaue Anleitungen für Planende, Entwicklerinnen, Entwickler, Baumeisterinnen und Baumeister. So gewährleistet sie eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts“, erklärt Maike Demandt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie gGmbH. „Dieser Logik folgt auch unser Blueprint: Kommunen sollen die Informationen und Inhalte des Blueprints nutzen, um die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsaspekten in ihren Verwaltungen erfolgreich umzusetzen.“

Zum Abschluss der Projektförderung stellt Maike Demandt den Blueprint vor. Die interaktive PDF-Datei soll kommunalen Verwaltungen helfen, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.
Zum Abschluss der Projektförderung stellt Maike Demandt den Blueprint vor. Die interaktive PDF-Datei soll kommunalen Verwaltungen helfen, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen. © bergisch.circular

Durch Verlinkungen innerhalb des Blueprints sind die verschiedenen behandelten Themen miteinander verknüpft: Jede/r Nutzende kann gemäß den eigenen speziellen Interessen einem eigenen Informationspfad folgen. Zusätzlich gibt es Verlinkungen zu externen Quellen: von Audiostatements der Projektmitglieder über Präsentationen und Hintergrundberichte bis hin zu Statistiken und rechtlichen Vorschriften. „Wir haben uns für das Format einer interaktiven PDF-Datei unter anderem wegen des einfachen Vertriebs via Website-Download, der großen Gestaltungsfreiheit und der Offline-Verfügbarkeit entschieden“, sagt Demandt.

Drei kommunale Hebel

Zu den speziellen Themen des Blueprints gehören Abfallvermeidung, Öffentliche Beschaffung und Zirkuläres Bauen. Denn in diesen drei Bereichen verfügen Städte und Kommunen über starke Hebel, um eine Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Zugleich waren es auch die Bereiche, auf die sich die Projektpartner – Stadt Wuppertal, Stadt Remscheid, Stadt Solingen, Stadtentwicklungsgesellschaft Solingen, Wuppertal Institut und Neue Effizienz gGmbH – fokussiert haben.

Der Blueprint richtet sich aber nicht nur an diejenigen, die in diesen Bereichen tätig sind. Er wendet sich auch an alle, die interkommunale Kooperation stärken oder Kolleg*innen für die Kreislaufwirtschaft interessieren wollen. Dementsprechend gibt es beim Einstieg in den interaktiven Leitfaden auch die Möglichkeit, die Themen „Interkommunale Kooperation“, „Allgemeines zur Kreislaufwirtschaft“ oder „Rechtliche Vorgaben“ auszuwählen.

Der Blueprint bündelt somit wesentliche Informationen und ist ein effizienter Leitfaden für Kommunen, die in die Kreislaufwirtschaft einsteigen wollen. Dafür sprechen neben ökologischen auch ökonomische Gründe: Steigende Energie- und Ressourcenpreise werden abgefedert, Lieferketten werden widerstandsfähiger gegenüber der Klimakrise und es entstehen symbiotische Beziehungen zwischen Unternehmen, die die lokale Wirtschaft stärken.

Stellenausschreibungen und Pilotprojekte

Das Gesicht hinter dem Projekt: Anna Mader von der Neue Effizienz gGmbH hat die Arbeit von bergisch.circular die letzten drei Jahre koordiniert.
Das Gesicht hinter dem Projekt: Anna Mader von der Neue Effizienz gGmbH hat die Arbeit von bergisch.circular die letzten drei Jahre koordiniert. © bergisch.circular

Unter dem Themenbereich „Erkenntnisse des Projekts“ findet sich das, was bergisch.circular erreicht hat: Das Projektteam war an der Organisation von fünf Veranstaltungen beteiligt, bei denen relevante Akteure zusammengebracht wurden, und stieß mehrere Pilotprojekte an, zum Beispiel eine Altmatratzen-Sammlung. Zudem wurden für die Projektlaufzeit und teilweise darüber hinaus, mehrere Stellen für „Manager*innen für zirkuläres Wirtschaften“ in den drei Kommunen und Unterorganisationen geschaffen und ausgeschrieben.

„Ein Wundermittel, um Kolleg*innen und Vorgesetzte für das Thema Kreislaufwirtschaft zu begeistern, haben wir nicht gefunden“, räumt Anna Mader ein, Projektkoordinatorin von bergisch.circular. Aber Tipps dafür hält der Blueprint bereit: Dazu gehört, auch die ökonomischen Vorteile einer Kreislaufwirtschaft herauszustellen oder die Machbarkeit anhand von Praxisbeispielen zu unterstreichen.