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Weltweit erstes Carbonbetonhaus CUBE in Dresden eingeweiht

Gerade eröffnet, ist das CUBE schon jetzt ein Wahrzeichen für radikal neues Bauen. Das Durchhaltevermögen der Carbonbetonpioniere, ihre langjährige Forschung und Zielstrebigkeit haben sich gelohnt. CUBE wird die Welt des Bauens nachhaltig verändern.

Feierlicher Schnitt
Feierlicher Schnitt: Die Rektorin der TU Dresden, Prof. Dr. Ursula M. Staudinger (Mitte), eröffnet das CUBE mit Thomas Kralinski, Sächsischer Staatssekretär für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung, Prof. Dr. Manfred Curbach, Hans-Peter Hiepe, Ministerialrat im BMBF und Jan Donhauser, Dresdens Bürgermeister für Bildung und Jugend (v.l.n.r.). © Petra Dahl, PRpetuum GmbH

Manfred Curbach ist sichtlich gerührt. Minutenlang applaudieren ihm die Gäste bei der feierlichen Einweihung des ersten Carbonbetonhauses der Welt. Als Bauherr und treibende Kraft im Konsortium C3 – Carbon Concrete Composite e.V. gebührt ihm dieser Beifall. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus über 200 Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Verbänden hat er das Bauen revolutioniert. "Wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit die richtige Forschung betrieben zu haben", sagt Curbach. Der Leiter des Instituts für Massivbau an der Technischen Universität Dresden war einer der Initiatoren von C3, das vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Programms „Zwanzig20“ gefördert wurde. „Ein Programm, das die Herausforderungen unserer Zeit angenommen und Grenzüberschreitungen gewagt hat“, so Hans-Peter Hiepe, Ministerialrat im Bundesforschungsministerium. „Es sind die Grenzüberschreitungen zwischen Disziplinen, aber auch Zufälle, die zu bahnbrechenden Erkenntnissen führen.“

Warum Carbonbeton?

Was geht? Das weltweit erste Carbonbetonhaus zeigt, was mit dem Baustoff möglich ist: günstiger Fertigteilbau (rechts) und außergewöhnliches Design.
Was geht? Das weltweit erste Carbonbetonhaus zeigt, was mit dem Baustoff möglich ist: günstiger Fertigteilbau (rechts) und außergewöhnliches Design. © Petra Dahl, PRpetuum GmbH

Das Versuchshaus CUBE ist so etwas Bahnbrechendes. Es zeigt, was mit dem neuartigen Baustoff Carbonbeton möglich ist und wie Bauen klimafreundlicher werden kann. Mindestens 50 Prozent Beton lassen sich beim Bauen mit dem neuartigen Material sparen, das reduziert auch den Kohlendioxid-Ausstoß. Derzeit fließen jedes Jahr acht Milliarden Tonnen Beton in Stahlbeton-Bauwerke auf der ganzen Welt. Der dafür notwendige Zement verursacht bei seiner Herstellung über sechs Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. „Wir sind mehr oder weniger dazu verpflichtet, anders zu bauen“, betont Manfred Curbach. Aber was ist mit den Kosten? Carbon ist zwar teurer als Stahl, doch das Material ist 24 Mal leistungsfähiger und es hält locker 200 Jahre, weil es nicht rostet. Auf lange Sicht zahlt sich die Investition also aus. Zumal sich der Baustoff für eine kostensparende Fertigteilproduktion eignet, wie im CUBE zu sehen ist. Ein Teil des Hauses besteht aus vorproduzierten Platten, die viel weniger wiegen als Stahlbeton-Fertigbauteile und auf der Baustelle leichter montiert werden konnten. Außerdem leitet Carbon elektrischen Strom sehr gut. Dadurch kann auf elektrische Leitungen verzichtet werden. Bei der Herstellung der Fertigbauteile lassen sich Heizelemente, Speicher oder Sensoren direkt in die Carbonmatten einbauen, die zur Verstärkung des Betons dienen. Für CUBE hat das C3-Team bereits erste Funktionsbauteile produziert.

Von Dresden in die Welt

Viel Schwung: Das Dach des CUBE erstreckt sich wie eine Riesenwelle über das gesamte Haus. Es zeigt das Potential des neuen Baustoffs.
Viel Schwung: Das Dach des CUBE erstreckt sich wie eine Riesenwelle über das gesamte Haus. Es zeigt das Potential des neuen Baustoffs. © Petra Dahl, PRpetuum GmbH

Außerdem sind die Bauteile viel schmaler als solche aus Stahlbeton, denn Carbon braucht nur eine minimale Beton-Ummantelung. Platzsparendes Bauen, wie es weltweit vor allem in Großstädten immer gefragter ist, wird damit möglich. „Für den kleinen Häuslebauer ist der neue Baustoff wahrscheinlich keine Option. Doch überall dort, wo Flächen knapp sind und in die Höhe gebaut werden muss, ist Carbonbeton eine Alternative zu herkömmlichem Stahlbeton“, so Manfred Curbach. Marode Straßenbrücken und alte Gebäude sind bereits damit saniert und verstärkt worden. Dank der langjährigen Arbeit des C3-Konsortiums, das den Baustoff erforscht und sich um die notwendigen Zulassungen gekümmert hat, rückt Carbonbeton nun in den Fokus größerer Bauvorhaben.

Filigran und doch stabil: Eine so elegante Treppe ist mit Carbonbeton kein Problem, denn Carbon braucht nur eine sehr dünne Betonhülle und ist fünf- bis sechsmal fester als Stahl.
Filigran und doch stabil: Eine so elegante Treppe ist mit Carbonbeton kein Problem, denn Carbon braucht nur eine sehr dünne Betonhülle und ist fünf- bis sechsmal fester als Stahl. © Petra Dahl, PRpetuum GmbH

„Der CUBE ist der Kern für eine weitreichende Veränderung“, sagt Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser auf der Eröffnungsfeier. Er hat bereits den Neubau und die Sanierung von zwei Sporthallen mit Carbonbeton beauftragt. Zwölf Millionen Euro will die Stadt dafür ausgeben. Eine Investition in die Zukunft des Bauens. So sieht es auch Thomas Kralinski, sächsischer Staatssekretär für Wirtschaft und Arbeit: „Gerade mit Blick auf die gebotene Nachhaltigkeit hoffe ich, dass Carbonbeton künftig weltweit zum Einsatz kommen wird.“ Und so zeigt die feierliche Einweihung des CUBE nicht nur das erstaunliche Ergebnis der unermüdlichen Arbeit von C3, sondern ist auch der Beginn einer neuen Ära des Bauens.

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