Heimische Hölzer für nachhaltigeres Trommeln

Exotische Hölzer sorgen für den guten Klang und die lange Haltbarkeit von Musikinstrumenten. Das gilt auch für die Holzstöcke eines Schlagzeuges. Allerdings ist die Nutzung der aus den USA stammenden Hölzer weder nachhaltig noch günstig. Ein vogtländischer Hersteller sucht nun im Rahmen des WIR!-Bündnisses I-Ma-Tech nach Alternativen.

Trommel
© Institut für Musikinstrumentenbau e.V. an der Technischen Universität Dresden

Ein Schlagzeugstock muss ziemlich viel aushalten in seinem Leben. Andauernden, heftigen Schlägen soll er möglichst lange standhalten und dabei auch noch gut klingen. Er muss hart sein und gleichzeitig elastisch, damit er nicht bricht. Hickory-Holz aus den Appalachen in den USA erfüllt genau diese Anforderungen. Doch das Holz muss weit transportiert werden, das verursacht hohe Emissionen. Zudem ist der Einkaufspreis in den letzten drei Jahren um zwei Drittel gestiegen und das bei schwankender Qualität des Holzes. Geeignete heimische Hölzer wären eine bessere und günstigere Alternative.

Was kann Hickory?

Der Trommelstock-Hersteller ROHEMA Percussion oHG aus Markneukirchen im sächsischen Vogtland sucht deshalb nach einem Ersatz für das amerikanische Holz. Im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten WIR!-Bündnisses I-Ma-Tech arbeitet ROHEMA dafür in einem Projektteam. Dazu gehören Forschende des Instituts für Naturstofftechnik der Technischen Universität Dresden und des Instituts für Musikinstrumentenbau e.V. sowie dem Furnierhersteller Fritz Kohl GmbH & Co. KG. Nach einem Jahr Arbeit gibt es bereits vielversprechende Ergebnisse. Das Forschungsteam konnte die Qualität von Hickory-Holz anhand akustischer Parameter genau untersuchen und definieren. Mechanische Analysen zeigten, wie hart und gleichzeitig biegsam das amerikanische Holz ist. Das Highlight der einjährigen Teamarbeit ist ein Prüfstand, den die Projektpartner gemeinsam entworfen und gebaut haben. Diese technische Anlage prüft, wie haltbar ein Trommelstock ist. Computergesteuert und mithilfe eines elektrischen Antriebes schlägt der zu testende Stock auf eine Trommel, wobei er sich dreht und seine Position auf der Trommel variiert. Anschlagstärke und Geschwindigkeit sind dabei besonders hoch eingestellt, um die Haltbarkeit des Stocks auf die Probe zu stellen.

Was sind die Alternativen?

Eine heimisch Alternative für das hochwertige amerikanische Hickory-Holz zu finden, ist schwierig. Doch Robinienholz scheint ein aussichtsreicher Kandidat zu sein. Die Robinie ist zudem sehr anpassungsfähig und hat mit sich verändernden klimatischen Bedingungen keine Probleme. Da sie auf osteuropäischen Plantagen angebaut wird, sind die Transportwege relativ kurz und die Emissionen dadurch deutlich niedriger. Erste Versuche haben gezeigt, dass die Dichte und Haptik des Robinienholzes vergleichbar mit denen von Hickory und auch die Klangeigenschaften sehr gut sind. Das harte Holz der Esche schien zunächst ebenfalls geeignet. Doch letztlich mangelt es ihm an Dichte. Nun haben die Forschenden die Rotbuche im Visier, deren Holz gute Voraussetzungen für Trommelstöcke bieten könnte. Alternativ zu Vollholz testet das I-Ma-Tech-Projektteam auch Schichtholz aus heimischen Hölzern. Dabei experimentiert das Team mit dem Aufbau und der Art der Verklebung der Schichten. Beides spielt eine entscheidende Rolle.

Wie geht’s weiter?

Sobald die Forschenden die besten Varianten für Hickory-Alternativen gefunden haben, wollen sie die Trommelstöcke aus den neuen Materialien in größerer Stückzahl herstellen. Und dann kommt das Wichtigste: der Praxistest. Einige Musiker, die bei ROHEMA Stammkunden sind, wollen die heimischen Holz-Stöcke am Schlagzeug ausprobieren. Das Urteil der Musiker wird darüber entscheiden, welche der erforschten Alternativen den Weg auf die Bühne findet. In jedem Fall könnte der teure und umweltbelastende Import des amerikanischen Holzes bald der Vergangenheit angehören.