Mehr Fachkräfte!

Für das WIR!-Bündnis LASER.region.AACHEN ist es ein Leuchtturmprojekt: PersoLas, kurz für „Personalakquise und Qualifizierung in der Lasertechnik“. Koordinator ist Prof. Sebastian Bremen von der Fachhochschule Aachen und dem Fraunhofer ILT. Im Interview erläutert er, wie das im März 2024 gestartete Vorhaben den Übergang von Bergleuten zu Lasertechnikerinnen und Lasertechnikern unterstützen will.

Sebastian Bremen
© Sebastian Bremen

Warum kämpft die Region Aachen mit einem Fachkräftemangel im Bereich der Lasertechnik, obwohl sie mit der Fachhochschule (FH) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) über national und international renommierte Ausbildungsstätten verfügt?

Sebastian Bremen: Die Region Aachen ist geprägt von mittelständischen Unternehmen. Im Bereich der Lasertechnik sind das oft Firmen mit 10 bis 300 Mitarbeitern, die in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten rund um die RWTH, die FH oder die Fraunhofer-Institute entstanden sind. Obwohl darunter Weltmarktführer auf ihrem Gebiet sind, haben diese Firmen bei den Absolventen nicht so eine hohe Sichtbarkeit wie die etablierten und überall bekannten Konzerne, zum Beispiel Automobilhersteller. Dort bewerben sich viele Absolventen und verlassen die Region. Das ist die Situation im akademischen Bereich. Allerdings suchen die Lasertechnik-Unternehmen unseres WIR!-Bündnisses nicht nur Menschen mit Bachelor- und Master-Abschluss.       

Was noch?

Sebastian Bremen: Für manche Aufgaben sind Akademikerinnen und Akademiker überqualifiziert und zudem teuer – zum Beispiel, um Maschinen zu montieren oder nachzuweisen, dass ein Prozess bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllt. Die Unternehmen brauchen daher auch Fachkräfte, die eine duale Berufsausbildung durchlaufen haben. Doch die Lasertechnik gehört zu den Bereichen, die in der Berufsausbildung noch keinen Platz gefunden haben. Nach wie vor stehen die klassischen Fertigungstechnologien im Vordergrund.  

Wie wollen Sie diese Probleme lösen?

Sebastian Bremen: Zum einen arbeiten wir daran, die Lasertechnik in die Ausbildung etwa zum Zerspanungstechniker oder zur Anlagentechnikerin zu integrieren. Zum anderen wollen wir eine Weiterbildung anbieten für Menschen, die im Zuge des Strukturwandels im Rheinischen Braunkohlerevier ihren Arbeitsplatz verloren haben oder verlieren werden. Da hilft es uns, dass die regionale Industrie- und Handelskammer und auch die Kolping Bildung Deutschland gGmbH großes Interesse an dieser Thematik haben und das Projekt PersoLas als Partner unterstützen. Drittens planen die 50 Bündnispartner der LASER.region.AACHEN den Aufbau ein gemeinschaftlichen Jobportals, um gezielt qualifiziertes Personal für regionale Lasertechnik zu akquirieren. 

Wie genau soll es gelingen, die Lasertechnik in bestehende Ausbildungsgänge zu integrieren?

Sebastian Bremen: Ausbildungsgänge sind modular aufgebaut. Wir wollen in einem ersten Schritt erreichen, dass Auszubildende im Laufe von drei Monaten in einem eigenen Modul eine Zusatzqualifikation „Fachkraft für Lasertechnik“ erwerben können. Längerfristig verfolgen wir das Ziel, einen eigenen Ausbildungsberuf zu etablieren, doch dafür sind zunächst viele organisatorische und regulatorische Hürden zu überwinden.

Zu Ihrem Vorhaben, ein eigenes Jobportal aufzubauen: Ist das angesichts der zahlreichen etablierten Jobportale wirklich notwendig und erfolgversprechend?

Sebastian Bremen: Uns ermutigt, dass ein ähnliches regionales Portal, wie wir es planen, im Bauingenieurwesen sehr erfolgreich ist. Etwas Vergleichbares wollen wir für die Lasertechnik aufbauen. Das Portal soll einen schnellen Kontakt zwischen den Studierenden und den Unternehmen der Region ermöglichen und beispielsweise auch Praktika, Abschlussarbeiten und studentische Hilfskräfte vermitteln. Gerade für die Unternehmen in der LASER.region.AACHEN, die häufig keine umfangreich ausgestattete  Abteilungen für Personalmarketing haben, ist ein einfacher und übersichtlicher Zugang zu potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtig.

Inwiefern hilft Ihnen die Förderung des BMBF

Sebastian Bremen: Durch die Förderung können die Projektpartner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereitstellen, die in den nächsten drei Jahren zum einen die Aus- und Weiterbildungskurse konzipieren und zum anderen das Jobportal aufbauen. Außerdem sollen die entwickelten Konzepte mit den Partnern der LASER.region.AACHEN evaluiert und gezielt auf den industriellen Bedarf angepasst werden.

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