„Der erste Eindruck zählt“
Das Thüringer WIR!-Bündnis „wecare“ punktet bei seinen Zielgruppen mit einem ansprechenden Design. Gestaltet hat dies, vom Logo bis zu den Farben, die Hamburger Designerin Georgina Witte. Dafür bekam sie den renommierten German Design Award. Wir haben mit ihr und der wecare-Kommunikationsexpertin Gesine Bodewald gesprochen.
Frau Bodewald, warum wollten Sie das Design für „wecare“ neu gestalten?
Gesine Bodewald: Für die Antragsphase unseres WIR!-Bündnisses brauchten wir ein erstes Arbeitsdesign. Als wir nach der Bewilligung gestartet sind, hatten wir viel mehr Kontakte nach außen. Dadurch wurde klarer, wie wir Kommunikation gestalten und was wir damit erreichen wollen. Ein professionelles Design, das auf unsere diversen Zielgruppen angepasst ist, war der nächste logische Schritt. Wir wollten die Menschen effektiver ansprechen und eine positivere Außenwirkung erzeugen.
Wie sind Sie ausgerechnet auf eine Hamburger Designerin gekommen, weit weg von Thüringen?
Gesine Bodewald: Durch eine Internetrecherche sind wir auf Frau Witte aufmerksam geworden. Ihre bisherigen Projekte und ihre Designsprache haben uns ausgesprochen gut gefallen. Nach einem ersten Gespräch war klar, dass sie unsere Vision versteht und schnell in der Lage ist, sich in unser Projekt einzufühlen. Unsere Vorstellungen und ihr Können passten perfekt zusammen.
Wie war das für Sie, Frau Witte, was hat Sie an dem Projekt gereizt?
Georgina Witte: Das Thema Gesundheit interessiert mich auch persönlich. Deshalb fand ich es toll, mit Menschen zusammenarbeiten zu können, die Gesundheit mit technischen Innovationen verbinden und diese der Bevölkerung zugänglich machen wollen. Eine aufmerksamkeitsstarke Kommunikation zu schaffen, die gleich mehrere Zielgruppen überzeugt, war eine besonders spannende Aufgabe.
Was war die Aufgabe, die sie der Designerin gestellt haben, Frau Bodewald?
Gesine Bodewald: Unser Bündnis bietet kein physisches Produkt an, sondern es geht um hochkomplexe Themen rund um die digitale Medizin. Unsere Projekte beinhalten technologische Ideen, die nicht leicht zu vermitteln sind. Die größte Herausforderung besteht darin, dass wir eine sehr breite Zielgruppe erreichen wollen. Dazu gehören potenzielle Ideengeberinnen und Ideengeber, Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Medizin, bis hin zur Zivilgesellschaft. Das Design sollte deshalb modern sein, unsere Innovationskraft widerspiegeln, aber auch die Menschen in der Region abholen.
Welche Idee hatten Sie dann für die Gestaltung, Frau Witte?
Georgina Witte: Kern des neuen Designs ist das Logo, das ich entwickelt habe: zwei Kreis-Paare, die zu einem abgerundeten Kreuz verschmolzen sind. Das spiegelt sowohl die medizinische Komponente als auch die vernetzende Funktion von „wecare“ wider. Es ist ein einfaches, schnell erfassbares Zeichen mit hohem Wiedererkennungswert. Für das Logo und das gesamte Corporate Design des Bündnisses habe ich eine lebendige, frische Farbpalette gewählt. Außerdem eine klein geschriebene, runde und dadurch sympathische Schriftart, die Emotionalität und technologischen Anspruch gleichermaßen kommunizieren soll.
Wie wichtig ist denn die Außenwirkung?
Gesine Bodewald: Die Außenwirkung ist für uns von entscheidender Bedeutung. Es ist der erste Schritt, um eine Verbindung zu unseren Zielgruppen herzustellen und sie für unsere Ideen zu gewinnen. Ein professionelles, ansprechendes Design schafft Vertrauen und bringt Aufmerksamkeit. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sich näher mit unseren Inhalten auseinandersetzen. Es ist wie im zwischenmenschlichen Kontakt: der erste Eindruck zählt.
Und wie sind nun die Reaktionen von außen?
Gesine Bodewald: Unser Design fällt sofort ins Auge. Wir bekommen sehr viel positives Feedback. Durch unseren professionellen Auftritt haben wir sogar Ideengeberinnen und Ideengeber außerhalb unseres Bündnisses erreicht und konnten auf diese Weise vielversprechende neue Projektideen entwickeln. Wir haben genau das erreicht, was wir wollten: eine positive Außenwirkung.
Auch in der Design-Welt ist „wecare“ aufgefallen und Sie haben für die Gestaltung den renommierten German Design Award bekommen, Frau Witte. Was bedeutet das für Sie?
Georgina Witte: Ich finde es großartig, dass eine hochkarätige Fachjury meine Arbeit mit diesem Preis anerkennt. Das freut mich wirklich sehr. Und diese Anerkennung bringt mir natürlich auch mehr Aufmerksamkeit. Das wecare-Design ist eine tolle Referenz für meine weitere Arbeit.
Was würden Sie anderen Bündnissen in puncto Außenwirkung raten, Frau Bodewald?
Gesine Bodewald: Der Fokus liegt meist auf den Inhalten, weil man fachlich überzeugen will. Dabei wird das Thema Design oft unterschätzt. Doch auf lange Sicht ist es lohnenswert, sich damit auseinanderzusetzen. Denn bevor ich meine Zielgruppe überzeugen kann, muss ich sie erst einmal erreichen. Da ist es empfehlenswert, sich von Expertinnen und Experten beraten zu lassen. Welche Farben und Formen transportieren meine Vision? Wie kann ich meine Zielgruppe erreichen und aktivieren? Die visuelle Sprache bewirkt auch auf psychologischer Ebene sehr viel. Außerdem macht ein gutes Design einen sehr viel professionelleren Eindruck. Im Hinblick auf die Verstetigung und die wirtschaftliche Umsetzung der Projekte kann das sehr hilfreich sein.