Nutzen oder abreißen?

Bei der ersten virtuellen Strategiekonferenz des WIR!-Bündnisses "Vogtlandpioniere" mit knapp 70 Teilnehmern ging es nicht nur um Ergebnisse, sondern auch um Entschlackung, Visionen und Vernetzung.

Virtuelle Strategiekonferenz der "Vogtlandpioniere"
Erstmals virtuell: Projektleiterin Constanze Roth und Moderator Franz Rudolph begrüßen fast 70 Teilnehmer an den Bildschirmen zur Strategiekonferenz der „Vogtlandpioniere“. © INNOVENT e.V.

Franz Rudolph kennt sich aus mit unternehmerischen Strategien. Der Berater der „Vogtlandpioniere“ und Moderator des Online-Meetings war viele Jahrzehnte in sächsischen und vogtländischen Innovationsnetzwerken der Textilindustrie tätig. Er weiß, wie man Strategien entwickelt und erfolgreich umsetzt. Genau daran wollen die „Vogtlandpioniere“ nun stärker arbeiten. Das Bündnis ist Teil der Förderinitiative „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesforschungsministeriums. Wie Projektleiterin Constanze Roth erläutert, braucht es eine klare Ausrichtung. Laut einer Mitgliederbefragung wird die Themenvielfalt der Forschungs- und Entwicklungsprojekte momentan wie ein bunter Blumenstrauß wahrgenommen, der stärker sortiert und gebündelt werden kann. Constanze Roth spricht von Entschlacken und Fokussieren. Es gelte, die wichtigsten Themen herauszuarbeiten, Unwichtiges wegzulassen. Außerdem sollten Orte und nicht nur Projekte im Mittelpunkt stehen, um die Region und deren Bewohner stärker einzubeziehen.

Das Ohr am Volk

Doch was braucht die Region eigentlich, wie sieht die Infrastruktur im Vogtland aus und wie ticken die Menschen, die dort leben? Der „Vogtlandpionier“ und Urbanistiker Leo Bockelmann von der Bauhaus-Universität Weimar hat das Vogtland auf verschiedenen Pfaden durchwandert, um das herauszufinden. Unterwegs hat er Einheimische befragt, denen er begegnet ist. Es waren nicht immer geplante, aber sehr aufschlussreiche Gespräche. Schließlich sind die soziokulturellen Prägungen in der Region entscheidend für die Konzepte der „Vogtlandpioniere“. Bockelmann hat erfahren, dass die Menschen an ihrer Region vor allem die Natur und Landschaft schätzen. Zu den zahlreichen Industriebauten im Vogtland gibt es unterschiedliche Meinungen. Von „die müssen alle weg“ bis hin zu „die sollten auf jeden Fall erhalten bleiben“ ist alles dabei. Insgesamt hatte Leo Bockelmann den Eindruck, dass die Leute auf einen Impuls von außen warten. Neue Ideen für die Nutzung der alten Gebäude sind also durchaus willkommen.

Der langfristige Plan

Daran mangelt es bei den „Vogtlandpionieren“ nicht. So sollen die Räume in der Alten Papierfabrik in Greiz künftig für Start-ups und als Künstlerunterkünfte genutzt werden. Auch für die Sanierung der vernachlässigten Kulturdenkmäler hat das Bündnis Ideen. Textile Innovationen aus der Region könnten für die Wärmedämmung zum Einsatz kommen. Mit solchen Technologien könnte auch das Industriedenkmal saniert werden, in dem die „Vogtlandpioniere“ ein Zentrum für Innovationen zum baukulturellen Erbe (ZIB) planen. Das interdisziplinäre Zentrum soll ein Technikum für regionale Unternehmen beherbergen. Neue Entwicklungen können dort direkt demonstriert und kommuniziert werden, um den Transfer in die regionale Wirtschaft zu beflügeln. Ziel ist es, neben der Rettung eines baukulturellen Denkmals, Arbeitsplätze zu schaffen und die Pionierarbeit des Bündnisses zu verstetigen, die das Vogtland nachhaltig stärken soll. Dafür ist noch ein weiter Weg zurückzulegen, doch auch Franz Rudolph ist davon überzeugt, dass die „Vogtlandpioniere“ ihr Ziel erreichen können. Gute Konzepte sind gefragt und noch mehr Vernetzung. Das scheint auch virtuell zu funktionieren, denn schon während der Konferenz  gab es diverse Kontaktaufnahmen und Ideen für neue Projekte.

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