LSEM - Entwicklung eines Logistik Service Engineering und Management Ansatzes für die Mehrwertlogistik - Leipzig

Die InnoProfile-Initiative "Logistik-Service-Bus" (2006-2011) will ihr regionales Innovationsprofil mit dem folgenden Vorhaben stärken und weiterentwickeln:

Die InnoProfile-Transfer-Initiative

Während noch vor wenigen Jahren die meisten Produktions- oder Handelsunternehmen eigene Logistikabteilungen unterhielten, sind Logistikfunktionen heute weitestgehend an Logistikdienstleister ausgelagert. Eine besondere Stellung nehmen dabei hochgradig individualisierte, aus unterschiedlichen Logistikfunktionen bestehende Leistungsbündel ein; sie werden als 4th Party Logistics (4PL) oder Mehrwertlogistik bezeichnet. Sie verlangen stärker denn je, den Individualitätsanforderungen und der damit verbundene Komplexität bei der Planung, Entwicklung und Erbringung entgegenzukommen. Nicht zuletzt für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich hier aufgrund ihrer Flexibilität, Spezialisierung und Anpassungsfähigkeit die Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile am stark umkämpften Logistikmarkt zu erlangen. Die hohe Spezialisierung, Arbeitsteiligkeit und niedrige Dienstleistungstiefe erlauben neben der Individualisierung, durch dynamische Dienstleisterauswahl, Güterflüsse flexibler zu gestalten und robuster auf unvorhersehbare Umwelteinflüsse zu reagieren.

Aus den gegebenen hohen Wachstumsaussichten im Markt logistischer Dienstleistungen, den Potenzialen der Region Mitteldeutschland, sich als aufstrebende Logistikregion mit überwiegend kleinen und mittleren Logistikdienstleistern zu etablieren und den Erfolgs- und Innovationsmöglichkeiten, die sich aus der Mehrwertlogistik ergeben, leitet sich die Motivation der InnoProfile-Transfer-Initiative „Logistik Service Engineering und Management (LSEM)“ ab. Die Zielstellung des Forschungsprojekts besteht darin, einen Gesamtlösungsansatz (Methoden- und Modellkonzepte und integrierte Werkzeugumgebung) für das Engineering und Management von arbeitsteiligen Mehrwertlogistikdienstleistungen zu entwickeln. Die InnoProfile-Transfer-Initiative baut auf den bestehenden fachlichen Lösungen, der funktionierenden Forschungskooperation und erfolgreichen Profilierungsbildung aus dem InnoProfile-Vorhaben Logistik-Service-Bus auf.
 

Die Ziele

Zielstellung der InnoProfile-Transfer-Initiative „Logistik Service Engineering und Management (LSEM)“ ist es, einen Gesamtlösungsansatz für das Engineering und Management von arbeitsteiligen Mehrwertlogistikdienstleistungen zu entwickeln. Das Projekt leistet angewandte Forschung und stellt die konzeptionelle Basis zur dynamischen Planung, Steuerung, Kontrolle und Optimierung von arbeitsteiligen Mehrwertlogistikdienstleistungen und den damit verbundenen Informationssystemen zur Verfügung. Zu den wesentlichen wissenschaftlichen Arbeitszielen zählen:
 

  1. die Erarbeitung des LSEM Gesamtansatzes,
  2. die Entwicklung eines LSEM Modellierungsansatzes,
  3. die Erstellung von Lösungsansätzen für die Komposition und Simulation von komplexen Logistik Business Services,
  4. die Erstellung von Lösungsansätzen für die Selektion, Integration und Konfiguration von Logistik-Informationssystemen sowie
  5. die Erstellung von Lösungsansätzen für die Auswertung von Mehrwertlogistikdienstleistungen nach Beendigung eines Kontraktes.

Im Projekt wird ein integriertes Softwaresystem als Lösungsmuster für ein Mehrwertlogistikmanagementsystem entwickelt (LSEM-Plattform).

Als Forschungsmethodik wird das LSEM Living Lab genutzt. Die Arbeitsplanung wendet das Spiralmodell an und unterteilt die Projektdauer in zwei Hauptphasen (M1-M30, M31-M60). Die Bearbeitung findet in sechs Arbeitspaketen statt.

Hohe Anwendungsnähe und Transferfähigkeit wird durch enge Abstimmung mit dem Netzwerk Logistik Leipzig/Halle e.V. abgesichert.
 

Die thematischen Schwerpunkte

Die InnoProfile-Transfer-Initiative Logistik Service Engineering und Management leistet angewandte Forschung und stellt Anbietern, Nachfragern und Integratoren von logistischen Dienstleistungen die konzeptionelle Basis zur dynamischen Planung, Steuerung, Kontrolle und Optimierung von logistischen Teilfunktionen zur Verfügung. Zu den wesentlichen wissenschaftlichen und technischen Schwerpunkten zählen:

  1. Erarbeitung des Logistik Service Engineering und Management Gesamtansatzes zur Planung, Steuerung, Kontrolle und Optimierung von arbeitsteiligen Mehrwert-Logistikdienstleistungen
  2. Entwicklung eines Modellierungsansatzes für die Beschreibung von logistischen Dienstleistungsanteilen (Business Services) und Anteilen von Logistik-Informationssystemen (Electronic Services)
  3. Erstellung von Modellen, Methoden und Werkzeugen für die Komposition (funktional und nichtfunktional) und Simulation von komplexen Business Services (Spezifikation der unternehmensübergreifenden Waren- und Informationsflüsse)
  4. Erstellung von Modellen, Methoden und Werkzeugen für die Selektion, Integration und Konfiguration von Electronic Services (Spezifikation der Umsetzung von unternehmensübergreifenden Waren- und Informationsflüsse über Informationssysteme). Besondere Bedeutung erhält hierbei der Aspekt der dynamischen, modellgetriebenen Integration, Komposition und Konfiguration.
  5. Entwicklung der integrierten Werkzeugumgebung Logistik Service Engineering & Management Plattform (LSEM-Plattform) als Musterlösung. Die LSEM-Plattform stellt ein Mehrwertlogistikmanagementsystem dar, welches den LSEM Gesamtansatz und die Gesamtarchitektur funktional abdeckt, sie basiert auf einer skalierbaren, hoch performanten Cloud Infrastruktur, welche virtualisierte Instanzen der LSEM-Plattform für unterschiedliche Mehrwert-LDL bereitstellen kann. Die einzelnen Werkzeuge der Plattform können als Apps beliebig in die Plattform integriert und kombiniert werden.
  6. Erstellung von Modellen, Methoden und Werkzeugen für die Auswertung von Mehrwert-Logistik Services nach Ablauf/Beendigung des zugrunde liegenden Kontraktes. Ziel der Analyse sind die Identifizierung von wiederkehrenden Fehlerquellen, Schwachstellen und Flaschenhälsen, von Zusammenhängen zwischen Ereignissen, das Aufdecken von Verbesserungs- und Synergiepotenzialen und schließlich das Ableiten von Mustern. Die Auswertung erfolgt durch die Anwendung geeigneter Data Mining Methoden.

Die Evaluation der Forschungsergebnisse erfolgt bei Pilotanwenderunternehmen aus dem Netzwerk Logistik Leipzig/Halle e.V. Damit kann eine große Anwendungsnähe im Sinne der geforderten Transferorientierung sichergestellt werden.

Die Arbeitsziele der InnoProfile-Transfer-Initiative Logistik Service Engineering und Management sollen unter Nutzung einer neuen innovativen Forschungsmethodik, einem Living Lab, erreicht werden. Das LSEM Living Lab stellt dazu eine den realen Umweltbedingungen des Logistik-Dienstleistungssektors nachempfundene Umgebung bereit, die den kreativen Forschungs- und Entwicklungsprozess im Anschlussforschungsprojekt unterstützt. Die Anwendung der Forschungsmethodik Living Lab im LSEM Projekt involviert die unterschiedlichen Akteure in der arbeitsteiligen Mehrwertlogistik und erlaubt es, die logistische Gesamtdienstleistung hinsichtlich Performanz, Verbesserungspotenziale und Synergien zu bewerten und zu gestalten. Das LSEM Living Lab bietet den physischen Raum, Forschungsergebnisse wie die musterhafte LSEM-Plattform nicht nur zum Testen und Validieren auszustellen, sondern die potenziellen Nutzer, wie Fracht-Verlader, -Empfänger oder Logistikdienstleister, in den Forschungs- und Entwicklungsprozess zu involvieren. Es ist geplant, die Methoden, Modelle und musterhaften Werkzeuge prototypisch, schrittweise verfeinernd im Kontext des LSEM Living Labs zu entwickeln.

Die Partner

Das Projekt wird von der im April 2012 gegründeten Stiftungsprofessur „Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in der Logistik“ an der Universität Leipzig sowie einer durch das BMBF im Rahmen der InnoProfile-Transfer-Initiative finanzierten Nachwuchsforschungsgruppe bearbeitet. Dabei wird insbesondere die regionale Logistikwirtschaft, welche erstmals in Leipzig eine Stiftungsprofessur finanziert, in die Projektbearbeitung eingebunden. Dies betrifft vor allem die Stifter der Professur:

  • Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V. als Kooperationsnetz der regionalen Logistik-Akteure
  • Fadelia GmbH
  • IT Sonix AG
  • itemis AG
  • SALT Solutions GmbH
  • Senacor Technologies AG

Insbesondere durch die enge Abstimmung mit Logistikunternehmen aus dem Netzwerk Logistik Leipzig/Halle e.V. (http://www.logistik-leipzig-halle.net/) ist das Vorhaben äußerst interessant. Das Netzwerk Logistik Leipzig/Halle e.V. wurde im September 2008 auf Initiative der regionalen Logistik-Akteure als Verein gegründet und vereint mehr als 100 Mitglieder. In diesem Netzwerk arbeiten Logistik-Dienstleister, -Zulieferer und Verlader aller Größenordnungen und Spezialisierungen, öffentliche Verwaltung, Kammern und Verbände sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen zusammen, um das Leistungsspektrum und die Leistungsfähigkeit der Logistikregion Leipzig-Halle zu verbessern. Unter den mehr als 100 Unternehmen des Netzwerks Logistik Leipzig/Halle e.V. befinden sich alle Rollen, die für die Entwicklung und Nutzung der LSEM-Plattform von Interesse sind. Die Ergebnisse des Vorhabens ermöglichen den zum großen Teil kleinen und mittleren Netzwerkunternehmen eine Evolution von sporadisch kooperierenden Einzelunternehmen hin zu neuen Geschäftsmodellen im Bereich systematischer Kooperation und individualisierter Mehrwertlogistik.

Kontakt

Universität Leipzig
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Institut für Wirtschaftsinformatik
Prof. Dr. Bogdan Franczyk (Institutsdirektor)
Grimmaische Straße 12
04109 Leipzig
Tel.: 0341 9733-720
Fax:  0341 9733-729
E-Mail: info[at]logistics-living-lab.de
Internet: www.lsem.de


Zum Beitrag "Alle Jahre wieder: innoLOGIST 2014 in Leipzig" aus der Rubrik "Im Blickpunkt"

Nähere Informationen zum vorangegangenen InnoProfile-Projekt "Logistik-Service-Bus-Plattform"; weitere Informationen zur ebenfalls aus dieser InnoProfile-Initiative hervorgegangenen InnoProfile-Transfer-Verbundvorhaben "LogiLeit"